Die Haut ist ihre Leinwand
Autor: Matthias Einwag
Bad Staffelstein, Montag, 13. März 2017
Anna Fehler hat sich vor zwei Jahren mit ihrem Tätowierstudio in Bad Staffelstein selbstständig gemacht. Ihr Terminkalender ist voller Aufträge.
Die Branche boomt. Tattoos sind beliebt wie nie. Besonders jene, die nicht nach Schablone gearbeitet sind und die Wünsche des Kunden individuell berücksichtigt werden. Anna Fehler hat sich vor rund zwei Jahren mit ihrem Studio "Kirschblut" in der Bahnhofstraße selbstständig gemacht. Sie musste sogar zum Mittel des Terminstopps greifen, weil bei ihr bis Oktober alles ausgebucht ist. Um trotzdem flexibel zu bleiben, ist im Studio der 28-Jährigen jeden Freitagnachmittag "Open Door" - jeder kann dann ohne Anmeldung für kleinere Arbeiten zu ihr kommen.
Schon immer zeichnete Anna gern. Nach dem Fach-Abi, der Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau sowie dem Kunst- und Design-Studium hatte sie den Wunsch, etwas Kreatives zu machen: "Ich wollte 'was Neues ausprobieren." Tattoos gefielen ihr. Also kaufte sie sich einen Tätowiererkoffer und machte erste Versuche - auf Schweineschwarte, die sie sich vom Metzger holte.
Zurück in die Heimat
In einem Tattoo-Studio in Leverkusen ließ sie sich in einem Praktikum ausbilden. Doch dann zog es sie zurück nach Bad Staffelstein, wo sie aufgewachsen ist. "Jetzt oder gar nicht", sagte sie sich und eröffnete ihr eigenes Studio "Kirschblut". Natürlich muss sie die strengen Hygieneauflagen einhalten, was durch unangekündigte Besuche von Gesundheitsamt und Lebensmittelbehörde sichergestellt wird. Ihre Kundschaft findet sie vor allem über Mundpropaganda und Facebook.
Harmonieren Motiv und Person?
Meist, sagt sie, kommen die Leute mit einer bestimmten Idee. Sie prüfe dann, ob das gewünschte Motiv zur entsprechenden Körperstelle passt - und zur Person. Wenn ein Motiv gewünscht werde, das ihrer Meinung nach nicht gut aussieht oder zu dem sie als Künstlerin nicht steht, spricht sie mit dem Kunden und lehnt auch schon mal einen Auftrag ab.Zu Annas Kunden zählen Menschen jeden Alters - Teenager und Senioren. Jugendliche kämen in Begleitung eines Elternteils und lassen sich beraten. "Beim ersten Tattoo überlegt man sehr lange." Ihr ältester Kunde sei 74 Jahre alt gewesen, als er sich das erste Tattoo, ein Edelweiß, stechen ließ - "da bin ich sehr stolz drauf", sagt Anna.
Männer mögen größere Tattoos
"Ich empfehle, mit kleinen Sachen anzufangen", fährt sie fort. Bei Mädchen seien kleine Tätowierungen am Handgelenk gerade aktuell. Männer möchten meist großflächigere Tattoos, oft auf den Oberarmen. Es sei Geschmackssache des Kunden, ob das Tattoo farbig oder nur in Schwarz ausgeführt wird. Früher seien Tribal-Tattoos, Anker und Herzen häufig gewesen, inzwischen wünsche der Kunde fotorealistische Porträts oder grafische Motive. Ideen holen könne sich jeder im Internet. Für Tätowierer gebe es Magazine, aus denen sie zusätzlich Inspirationen schöpfen können.
Entwürfe auf Papier
"Porträts mache ich nicht, das ist die Königsklasse, da wage ich mich nicht ran", sagt Anna, die an eine Wand ihres Studios zahlreiche eigene Entwürfe gepinnt hat. "Ein Tattoo führt zu einer schnellen Körperveränderung, das ist für viele Menschen etwas Schönes", sagt sie. Und wenn jemand eine ältere Tätowierung besitzt, die ihm nicht mehr so gut gefällt - "kein Problem, ich covere auch", sagt Anna. Dabei würden vorhandene Motive so umgearbeitet, dass sie in einem neuen Bild aufgehen, erklärt sie.
Ob sie selbst Tattoos habe? "Wär' doch verkehrt, wenn nicht", antwortet sie spontan. Sie habe mehrere, sagt sie, unter anderem am Rücken: ein Mandala mit Schmetterling.