Die "große Hafenrundfahrt" durch Lichtenfels
Autor: Markus Häggberg
Lichtenfels, Sonntag, 08. Dezember 2019
Von Kneipe zu Kneipe - die Weihnachts-Musiknacht in der Deutschen Korbstadt bot vor allem eines: gute Musik.
Kneipennacht mit Musik - mal wieder. Diesmal haben sich Kneipen und Cafés aber unter dem Motto "X-Mas Musik-Nacht" gefunden. Es ermöglichte ein Flanieren zwischen Musikstilen und Kneipen, zwischen Geschichten und Begegnungen. So wie mit der Barkeeperin Simone im "Paunchy Cats". Es ist 21.30 Uhr. Sie trägt einen Plastikweihnachtsbaum auf dem Kopf. "Spätestens um Mitternacht kriegt keiner mehr mit, dass ich einen Christbaum auf dem Kopf habe", mutmaßt sie lächelnd. Aber Alltag hin oder Kneipennacht her: Ihr Feierabend wird nicht vor 6 Uhr morgens sein.
An so etwas denkt DJ "Wich-Wahn" gerade nicht. Er kramt zwischen seinen CDs. "Es gibt viele DJs, die machen alles mit dem Notebook, aber ich könnt' des net", sagt der Mann. Denn: "Ich brauch' das Blättern." Drei Stunden lang wird er in der "Stadtalm" für Klassiker des Rock sorgen.
Zu den Gästen von Wirt Uwe Held zählen heute auch drei junge Menschen: Zweimal Alexander und einmal Sandra aus Schönbrunn trinken eine "Schnee-Maß" und freuen sich darauf, heute noch mehr Musik erleben zu dürfen. Die "große Hafenrundfahrt", den Gang von einer Kneipe zur anderen also, wollen sie mitmachen.
Es kommt nicht oft vor, dass Bands sich an Werke wie "White Room" von "Cream" trauen. Im "Herolds" trauten sich "The Wrapping Papers" sehr wohl. Und sie machten ihre Sache laut und gut. Hier hatte der Rock ein Zuhause, hier schlug der Drummer bemerkenswerte Triolen. Und vor dem Quartett saß ein Publikum, das sich begeistern ließ. Erst recht, als der Bassist sich spielend zu ihnen gesellte.
Lieder von Tom Waits
Etwas anders ging es im "Irish" zu. Er war gut besucht, und hier spielten die "edlen Wilden". "Noble Savages" nennt sich das Duo aus Lisanne Bendig und dem Gitarristen Oliver Randak. "Ich nenne sie Breige", erklärt die Bambergerin Bendig zu ihrem fünfseitigen elektrischen Instrument, das eine Mischung aus Bratsche und Geige darstellt. Irgendwann an diesem Abend beginnen sie, Lieder von Tom Waits zu singen. Dieser Geschichtenerzähler passt gut zu einem Ort wie diesem, denn es sind Geschichten von Brüchen und Schicksalen. Kurz vor 23 Uhr gibt es einen Anflug von Erstaunen auf Bendigs Gesicht, gelingt Randak doch eine passable Imitation von Waits kratzig-versoffen anmutender Stimme.
Sylvia Erdle ist die Chefin vom "Dümpfelschöpfer". Auch sie macht bei der Musiknacht mit. Ein ganz klein wenig kritisch sieht sie diese aber doch. Sie hat ein Essenslokal, und da ist Live-Musik nur bedingt nützlich. Aber sie lächelt, und das tun ihre Gäste auch. Vor allem die, welche gerade zur Musik des Trios "Bieroxn" ausgelassen tanzen. "Das ist meine Hausband", sagt Erdle augenzwinkernd.
Acht Spielstätten, acht Aufführungsorte, acht Anlaufstellen für Musik. Und auf dem Marktplatz hatten Jugendliche ihre Musik - und die kam aus den Smartphones.