Druckartikel: Die alten Wunden im Altenkunstadter Gemeinderat scheinen verheilt

Die alten Wunden im Altenkunstadter Gemeinderat scheinen verheilt


Autor: Stephan Stöckel

Altenkunstadt, Donnerstag, 14. Mai 2020

Marco Weidner (JWU) wird mit Unterstützung der CSU zum Zweiten Bürgermeister gewählt.
Bürgermeister Robert Hümmer (CSU/erste Reihe rechts) vereidigte die neuen Gemeinderäte (zweite Reihe von links) Rebecca Mätzke-Zapf, Marco Weidner (beide JWU), Thomas Geldner, Frank Manzer (beide CSU) sowie (dritte Reihe von links) Rolf Gnatzy (FWG), Steffen Domschke (FBO), Joseph Jachmann (Bündnisgrüne) und Christian Gampert (CSU).  Foto: Stephan Stöckel


Bei der konstituierenden Sitzung des Gemeinderats vor sechs Jahren war das Tischtuch zwischen der Junge- Wähler-Union (JWU) und der CSU noch zerschnitten. Die menschlichen Wunden, die die Niederlage des früheren Bürgermeisters Georg Vonbrunn (JWU) gegen den jetzigen Amtsinhaber Robert Hümmer (CSU) geschlagen hatten, scheinen verheilt zu sein. Sechs Jahre später machten beide Fraktionen gemeinsame Sache und hoben Marco Weidner (JWU) auf den Schild des Zweiten Bürgermeisters. Das Nachsehen hatte der bisherige Amtsinhaber Georg Deuerling von den Freien Bürgern der Ortsteile (FBO).

"Er war ein verlässlicher und loyaler Stellvertreter", hatte Ludwig Winkler (FBO) als Argument für eine Wiederwahl in die Waagschale geworfen. Vergeblich. CSU und JWU spielten ihre knappe Mehrheit von elf Sitzen im 21-köpfigen Gremium aus und zogen bei der geheimen Wahl sogar noch eine Stimme aus dem oppositionellen Lager auf ihre Seite. Aufgrund der Corona-Pandemie hatte die konstituierende Sitzung nicht im Rathaus, sondern in der Grundschulturnhalle stattgefunden, wo das Abstandsgebot gewahrt werden konnte. Michael Limmer (JWU) charakterisierte seinen Fraktionskollegen als einen ehrlichen Menschen mit Weitblick, der ein offenes Ohr für die Belange der Bürger habe. Weidner, der Vorsitzender der Altenkunstadter Wählergruppierung ist, wird auch die Geschicke der JWU-Fraktion im Gemeinderat lenken. Deuerling verzichtete auf eine Kandidatur als Dritter Bürgermeister. "Ich möchte dem guten Miteinander nicht im Weg stehen", stellte er sichtlich enttäuscht fest, um selbstbewusst hinzuzufügen: "Ich habe eine gute Arbeit gemacht." Dafür gab es spontanen Applaus von der SPD.

Wiederwahl der Grande Dame

Damit war der Weg frei zur Wiederwahl von Allmut Schuhmann, der Grande Dame der Altenkunstadter SPD, die bis zum Ende der Wahlperiode im Jahr 2026 auch wieder Seniorenbeauftragte bleibt. Zur Jugendbeauftragten kürte man erneut Stephanie Dittrich von den Grünen. Thomas Geldner (CSU), eines der acht neuen Gesichter im Rat, kümmert sich zukünftig um die Belange der Behinderten. Stefan Deuerling, Kämmerer in der Gemeindeverwaltung, hatte das Ehrenamt zur Verfügung gestellt. Bürgermeister Robert Hümmer (CSU) wurde für eine weitere Periode zum Standesbeamten gewählt.

Als erste Amtshandlung an diesem Abend hatte das Gemeindeoberhaupt die acht neuen Ratsmitglieder vereidigt, die sich von ihren Plätzen erhoben: Christian Gampert, Thomas Geldner, Frank Manzer (alle CSU), Rebecca Mätzke-Zapf, Marco Weidner (beide JWU), Rolf Gnatzy von der Freie- Wähler -Gemeinschaft (FWG), Steffen Domschke (FBO) und Joseph Jachmann (Bündnisgrüne). Außerdem vereidigte er seine zwei Stellvertreter Marco Weidner und Allmut Schuhmann. Die acht aus dem Gremium ausgeschiedenen Räte werden laut Hümmer in der Festsitzung am 8. Dezember, die voraussichtlich in der ehemaligen Synagoge stattfinden soll, feierlich verabschiedet.

In seiner Antrittsrede betonte Hümmer, dass die Demokratie vom Kompromiss lebe, denn: "Möglichst viele Menschen sollen sich in den Entscheidungen wiederfinden." Zudem kündigte er an, die konstruktive politische Auseinandersetzung im Gemeinderat und die transparente Arbeit im Rathaus fortzuführen. Mit Blick auf die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise ("Wir werden in den nächsten Jahren wenig zu verteilen haben") mahnte er zu Bescheidenheit und zur Konzentration auf das Wesentliche. "Gefragt sind Realismus und nicht Wunschdenken", resümierte Hümmer. Vertagt wurde der Antrag von Stephanie Dittrich, in der Geschäftsordnung des Gemeinderates ein Rederecht für den Jugendsprecher zu verankern.