Der Traum von grenzenloser Freiheit
Autor: Stephan Stöckel
Burgkunstadt, Montag, 26. Juni 2017
"Über den Wolken ..." ließen die Modellflieger ihre Flugobjekte kreisen.
Starke Windböen, die aus ständig wechselnden Richtungen kamen, brausten am Sonntag beim Schauflugtag über den Modellflugplatz der Segelfluggruppe "Kordigast" Burgkunstadt in Kaltenreuth. Sie können zu Problemen beim Starten und Landen führen.
Doch einen echten Profi wie den mehrfachen Welt- und Europameister Wolf Fickenscher aus Neuses am Main erschüttert das nicht. Für ihn war die steife Brise nur ein laues Lüftchen. "In Dänemark konnte ich meinen Flieger einmal kaum mehr halten und zum Startplatz bringen, so stark war der Wind. Aber Fliegen musste ich dennoch", plauderte der Pilot aus dem Nähkästchen. Bei Wettbewerben werde nämlich bis zu einer konstanten Windgeschwindigkeit von zwölf Metern pro Sekunde geflogen, ergänzte er.
Doch nicht alle besaßen den Mumm, das Beste aus den widrigen Verhältnissen zu machen. Und so hatte sich verglichen mit dem Vorjahr die Teilnehmerzahl von 40 auf 21 Piloten nahezu halbiert. Auf den Besucherzuspruch hatte der Wind keinerlei Auswirkungen. Hunderte von Zuschauern, die die steife Brise als willkommene Erfrischung an einem warmen Sommertag empfanden, verfolgten das Geschehen am Himmel.
"Den Flieger siehst du gar nicht, du hörst ihn nur Zischen", kommentierte ein Mann den anstehenden Auftritt des Modellflugchampions. Fickenscher ließ den Worten Taten folgen. Mit einer Geschwindigkeit von knapp 350 Stundenkilometern katapultierte er sein Segelflugzeug "Avionik F5B" in den Himmel. Mit einem baugleichen Modell hatte er 2012 die Weltmeisterschaft in Rumänien gewonnen. Plötzlich schien es, als würde das Modell am Firmament stehenbleiben. Doch dem war nicht so. "Der starke Gegenwind erweckt nur den Anschein, als wäre es so", klärte Fickenscher auf.
Erstaunliches vollbrachte auch der 21-jährige Lukas Neuhöfer aus Pressig-Rothenkirchen im Landkreis Kronach. Mit nur einer Hand und im Rollstuhl sitzend steuerte der Pilot vom Modellflugsportverein Windheim seinen Elektroflieger "Visions 3 D Air". Die Zuschauer gerieten ins Staunen angesichts der Rollen und Loopings, die das Modellflugzeug aus Styropor vollführte. Sein Vater Fernando gab derweil an seiner Steuerung, die per Funk mit der seines Sohnes verbunden war, Gas. Darauf angesprochen, was ihm das Modellfliegen gebe, antwortete der junge Pilot: "Es gibt mir Glücksgefühle. Ich fühle mich frei, ganz nach dem Motto des Reinhard-Mey-Liedes ,Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein‘. Wenn ich den Flieger steuere, vergesse ich, dass ich im Rollstuhl sitze." Georg Hopf aus Lauf bei Nürnberg lässt sein Propellerflugzeug Extra 230 senkrecht in der Luft stehen.
Süße Last abgeworfen
Den ganzen Nachmittag über hatte der Bayreuther das Geschehen am Himmel fachkundig kommentiert. Hopfs Flugzeug zählt mit einem Gewicht von 23,8 Kilogramm zu den schwersten und größten ferngesteuerten Fliegern.Als die Bonbonbomber ihre süße Fracht abgeworfen hatten, gab es für die kleinen Besucher kein Halten mehr: Freudig stürmten sie das Flugfeld, wo sie allerhand Süßigkeiten aufsammelten.