Der Schüler, der selten da war
Autor: Ramona Popp
LKR Lichtenfels, Donnerstag, 05. Sept. 2019
Till Ihrig absolvierte seine Ausbildung in einem Hamburger Handwerksbetrieb und kam nur zum Blockunterricht nach Lichtenfels an die Berufsfachschule.
Die duale Ausbildung hat im Flechthandwerk Seltenheitswert. In Deutschland besucht der Nachwuchs fast ausschließlich die Staatliche Berufsfachschule in Lichtenfels. Fast. In diesem Jahr gab es nach Jahren mal wieder eine Ausnahme: Till Ihrig, ein junger Mann aus Hamburg, hatte die Lehrzeit bei einem dortigen Betrieb absolviert und kam nur zum Blockunterricht an den Obermain. Hier legte er vor einem Prüfungsausschuss schließlich die Abschlussprüfung ab. Da er umgehend wieder nach Norddeutschland abgereist war, fehlte er bei der Präsentation der Gesellenstücke zum Schuljahresende. Wir hatten Gelegenheit, per E-Mail dieses Interview mit ihm zu führen.
Wie sind Sie eigentlich zum Flechten gekommen?
Till Ihrig: 2012 habe ich an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg ein Studium im Fach Produktdesign begonnen. Kunst und Gestaltung war in der Schule und außerhalb immer ein Schwerpunkt für mich. Rückblickend würde ich aber sagen, dass ich ziemlich unvorbereitet und zu schnell nach der Schule ins Studium gestartet bin. Ich hätte mehr ergründen sollen, was ich eigentlich will: zeichnen, bauen, Handwerk, Technik, gestalten...?Während der Semesterferien habe ich angefangen, bei der Firma Flechtwerk Lange und Kobylinski in Hamburg zu jobben, ein Betrieb, der auf das Flechten von Zäunen und Flächengestaltung im Innen- und Außenbereich spezialisiert ist. Imponiert hat mir schon der ehrliche Umgang mit der Auswahl der Materialien. Die Weiden werden in der Haseldorfer Marsch selbst angebaut, verwendete Hölzer wie Rubinie oder Eiche für Rahmen und Konstruktionen kommen von langjährigen Partnern. Im Falle einer Oberflächenbehandlung wird sich Gedanken über Auswirkungen auf die Umwelt gemacht. Der Umgang und der praktische Ansatz haben mir sehr gefallen, was nach zwei weiteren Semestern dazu geführt hat, dass ich in dieser Firma die Ausbildung zum Flechtwerkgestalter begonnen habe.
Sie haben ihr Studium dann gar nicht mehr fortgesetzt?
Warum haben Sie sich für die duale Variante der Ausbildung entschieden?
Wie schon geschildert, war meine Entscheidung, die Ausbildung zu beginnen, sehr mit dem Betrieb verknüpft. Zu diesem Zeitpunkt war mir die Berufsfachschule in Lichtenfels ein Begriff, ob ich dort tatsächlich hingehen würde, stand aber nicht fest.Hat der Blockunterricht in Lichtenfels dann Ihre Erwartungen erfüllt?