Der nächste Polsterer schließt: Machalke aus Wolfsloch geht ins Ausland
Autor: Dominic Buckreus
Wolfsloch am Main, Freitag, 21. Juli 2017
Die Machalke Polsterwerkstätten werden Wolfsloch verlassen. Die Produktion zieht um nach Sarajevo. Steckt die Branche in der Krise?
Erst traf es den Landkreis Coburg: FM Polstermöbel Munzer in Weidhausen, dann die Firma Ultsch in Ebersdorf. Jetzt schließt binnen kürzester Zeit auch das dritte Polstermöbelwerk in der Region seine Pforten. Der Hersteller Machalke verlagert seine Produktion von Wolfsloch in die bosnische Hauptstadt Sarajevo und gibt das Werk im Hochstadter Gemeindeteil auf.
Weder bei Machalke noch beim Mutterkonzern Prevent in Wolfsburg, der das Werk im Mai 2015 übernommen hatte, war in dieser Woche jemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Die Meldung, dass das Unternehmen komplett ins Ausland umziehen wird, wurde aber aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen bestätigt.
Kein Kontakt zur Gemeinde
Der Hochstadter Bürgermeister Thomas Kneipp (CSU) sorgt sich vor allem um die Mitarbeiter: "Ich hoffe, dass die Arbeitnehmer alle einen Arbeitsplatz finden." Von dem Verlust des Polstermöbelherstellers hat er nur über Umwege erfahren. Arbeiter der Firma Machalke und anderer Unternehmen hätten ihm gesagt, dass das Firmengebäude zum Verkauf stehe. Wer letztlich dort einziehen will, wisse er nicht. Nur, dass eine Firma aus Hamburg damit beauftragt sei, es zu verkaufen. Auch sonst hat Kneipp Informationen nur aus Zeitschriften und Zeitungen erhalten. "Ich habe zur Firma Prevent, beziehungsweise zu den Eigentümern von Machalke keinen Kontakt", sagt er. Die vielen Führungswechsel der vergangenen Jahre hätten dazu geführt, dass der Kontakt irgendwann abgerissen ist. "Zur Gemeinde wurde kein Verhältnis aufgebaut. Das war früher anders", sagt der Bürgermeister.
Die turbulenten Jahre begannen 2001, als die deutsche Mapo-Gruppe in die Firma einstieg. 2009 ging daraus die De Sede Gruppe aus der Schweiz hervor. 2012 übernahm die Desema Holding AG bis zum Mai 2015.
Christian Dahm, der Geschäftsführer des Verbands der Holzwirtschaft und Kunststoffverarbeitung Bayern-Thüringen, sieht den Fall Machalke aber getrennt von der aktuellen Entwicklung. Es handle sich um eine unternehmerische Entscheidung, erklärt er. Zu Einzelheiten, die die Verlagerung betreffen, wollte er sich jedoch nicht äußern.
Die heimische Polsterindustrie hat vor allem mit der Konkurrenz aus Osteuropa zu kämpfen. So sei die Branche in Polen mit EU-Geldern vorangetrieben worden, sagt Dahm. Dadurch könne man dort günstiger produzieren als in Oberfranken, zumal auch die Löhne niedriger seien. "Wir brauchen Einzellösungen für jedes Unternehmen. Aber auch Gesamtlösungen, damit wir von der Politik nicht im Stich gelassen werden", sagt er. Von dieser wünscht er sich mehr Augenmaß bei der Subventionspolitik: "Um den Markt nicht zu beeinflussen, sollte sich die Politik heraushalten und keine Teilbereiche subventionieren."