Druckartikel: Der Mann mit dem Adlerauge

Der Mann mit dem Adlerauge


Autor: Matthias Einwag

Lichtenfels, Donnerstag, 05. April 2018

Der Lichtenfelser Fotograf Georg Schediwy mischt weltweit in der Champions League mit, was die Prämierung seiner Bilder betrifft.
Georg Schediwy vor der Vergrößerung eines seiner BilderMatthias Einwag


Georg Schediwys Aufnahmen sind bestechend schön. Aus seinem Hobby hat der pensionierte Eisenbahner nie einen Beruf machen wollen. Das Fotografieren ist seit Jahrzehnten seine Leidenschaft, auch deshalb, weil sich überall Motive anbieten: Im Urlaub auf Teneriffa, Rhodos und Kreta, vor allem jedoch in den großen Zoos in Leipzig, München oder Nürnberg. Tiere gehören nämlich zu den Lieblingsmotiven des 67-Jährigen. Außerdem reizt es ihn, Landschaften und Gebäude ins rechte Licht zu rücken sowie bei Sportereignissen mit der Kamera dabei zu sein.
Bei seinem vielseitigen Hobby experimentiert er gerne. Er sucht ungewöhnliche Perspektiven und wartet geduldig, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um den Auslöser zu drücken. Wenn er gemeinsam mit seiner Frau in einem Zoo unterwegs ist, nimmt er sich gerne viel Zeit: "Das Wichtigste ist das Beobachten, manchmal stehe ich eine Stunde, bis ein Bild gelingt."
Er zeigt ein Foto, auf dem ein Schimpanse zu sehen ist, der die Lippen schürzt. "Den zu erwischen, war das Schwierigste und Zeitaufwändigste", sagt er. Drei Stunden habe er für diese Aufnahme vor dem Affenfelsen des Gelsenkirchener Zoos ausgeharrt, bis er dieses Bild endlich hatte.


Hohe Ansprüche an eigene Bilder

Seine Canon-Kamera und einen Satz Objektive sowie allerlei Zubehör hat er stets dabei. Das ist so viel, dass er dafür einen kleinen Wagen braucht. Ist Georg Schediwy zwei Wochen im Urlaub, dann bringt er 1500 bis 2000 Digitalbilder als Ausbeute mit nach Hause. Doch dort beginnt erst die Arbeit. Von diesem Rohmaterial bleiben höchstens zehn Prozent der Bilder übrig, die anderen löscht er umgehend, weil sie seinen Qualitätsansprüchen nicht genügen.


30 000 Aufnahmen im Archiv

Nun beginnt die Auslese, welches Bild für welchen Wettbewerb eingereicht werden kann. Die Bilder zu bearbeiten, ist in der Regel nicht gestattet - es sei denn in der Sparte "Experimente". Nur ein leichtes Nachschärfen ist genehmigt. Dennoch sitzt Georg Schediwy oft stundenlang über seinen Bildern, um ihnen den letzten Schliff zu geben. Rund 30 000 Aufnahmen umfasst das Archiv auf seinen Festplatten inzwischen - trotz seiner strengen Auslese.
An den Wänden seines Arbeitszimmer zeugen Dutzende Urkunden und Medaillen von den hohen Auszeichnungen, die Georg Schediwy einheimsen konnte. Darauf ist er zu Recht stolz. Doch wenn er über seine Erfolge spricht, tut er das sehr bescheiden, beinahe schüchtern. Er beteiligt sich an Wettbewerben auf dem ganzen Globus, doch längst nicht an jedem kleinen.


Höchste Auszeichnungen

Alle Auszeichnungen zu nennen, würde den Rahmen dieser Reportage bei weitem sprengen. Deshalb nur eine kleine Auswahl: Der Deutsche Verband für Fotografie (DVF) kürte Schediwy zum besten deutschen Fotografen, der auf internationaler Ebene startet.The Photographic Society of America (PSA) verlieh ihm 2009 den fünften Platz weltweit - unter rund 30 000 Amateur- und Berufsfotografen.Zudem ehrte ihn die PSA mit dem Master-Titel, wofür ein Fotograf sagenhafte 3200 internationale Auszeichnungen benötigt. Georg Schediwy ist außerdem Mitglied der erlauchten Österreichischen Gesellschaft für Photographie (ÖGPh), in deren Statuten steht, dass ihr immer nur höchstens 65 Fotografen angehören dürfen.
Das alles erzählt Georg Schediwy eher beiläufig, so als spreche er übers Osterwetter. Ihm kommt es aufs Fotografieren an, nicht auf die Auszeichnungen und Preise. Er hat Freude an der Technik und sucht mit geschultem Auge nach Motiven. Alle denkbaren Tiere hatte er schon vor seiner Linse - vom Löwen über den Luchs bis zum Hornraben. Was ihn noch reizen würde? Er denkt nicht lange nach: Wale und Delfine. Nach kurzem Überlegen fügt er jedoch hinzu: "Und einen schwarzen Jaguar."
Eine kleine Wortspielerei zum Schluss: Der tschechische Familienname des Mannes, der die wundervollen Farben dieser Welt meisterhaft einfängt, lautet ins Deutsche übersetzt "Grau".