Druckartikel: Der Mann im Mittelpunkt

Der Mann im Mittelpunkt


Autor: Bastian Girg

Bad Staffelstein, Donnerstag, 29. November 2012

Der 24-jährige Staffelsteiner Benedikt Krüger absolvierte eine Ausbildung zum Dirigenten. Der Keyboarder und Trompeter wollte "einmal die andere Seite sehen". Die Prüfung schloss er als Bester in Nordbayern ab.
Benedikt Krüger bei der praktischen Prüfung zum Dirigenten für Laienblasorchester. Foto: p


Mit 24 Jahren schon den Ton angeben? Für Benedikt Krüger kein Problem. Der junge Physiker ist seit wenigen Wochen "staatlich anerkannter Dirigent für Laienblasorchester" - und Prüfungsbester in ganz Nordbayern.
"Mit zehn Jahren habe ich angefangen, Keyboard zu spielen", sagt Benedikt Krüger, der zusammen mit seiner Freundin in Bad Staffelstein lebt und ursprünglich aus Kaider stammt. Vier Jahre später entdeckte er auch die Trompete für sich und schloss sich einem Nachwuchsorchester in Ebensfeld an. Ebensfeld ist er seitdem musikalisch treu geblieben. Mittlerweile ist er stellvertretender Vorsitzender der Musikvereinigung Ebensfeld.
Als er 2011 sein Physikstudium an der Universität Erlangen-Nürnberg beendet hatte, konnte Benedikt Krüger wieder etwas mehr Zeit in sein Hobby, die Musik, investieren. Er buchte einen Grundkurs für angehende Dirigenten. "Ich wollte einmal die andere Seite sehen", erzählt er.

"Außerdem kann man als Dirigent viel an der Musik gestalten. Als Musiker kann man das so nicht", begründet Benedikt Krüger seine Neugier auf den Dirigentenjob.

Zeitaufwendige Ausbildung

Dem Grundkurs folgten insgesamt vier weitere Lehrgänge, die jeweils sieben Tage dauerten. "Die Dirigentenkurse waren sehr aufwändig", erinnerte er sich. Allein rund 600 Stunden betrug die Präsenzzeit während der Kurse. Dazu kam die Vorbereitung auf theoretische und praktische Prüfungen, unter anderem in den Fächern Gehörbildung, Musiklehre, Instrumentenkunde sowie an Schlagzeug und Klavier. "In dieser Zeit war ich natürlich auf die Unterstützung meiner Freundin und meiner Familie angewiesen", sagt er. Denn nebenbei war er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Erlangen tätig und arbeitete an seiner Doktorarbeit, in der er quantengeometrische Modelle untersucht.
Zwischen Hobby und Arbeit erkennt Benedikt Krüger auch Gemeinsamkeiten. "Musik und Mathematik funktionieren nach bestimmten Regeln", sagt Krüger. "Wenn man diese einmal verstanden hat, ist es relativ einfach." Besonders beim Einarbeiten in den Barocken Tonsatz kam dem Physiker sein mathematisches Verständnis zugute. Bei der Leitung eines Orchesters kommt es allerdings nicht nur auf musikalisches Wissen an.
"Als Dirigent steht man ständig im Mittelpunkt", erklärt Benedikt Krüger. In diese Rolle musste er zunächst hineinfinden. "Als Musiker kann man auch mal ohne viel Vorbereitung in eine Probe gehen", sagt er. Als Dirigent müsse man aber von Anfang bis Ende voll konzentriert sein, schließlich trage man die Verantwortung für das Gelingen des Stücks. "Das ist wie ein Spiegel. Wenn man selber nachlässt, geht auch die Konzentration des Orchesters zurück", betont der junge Dirigent. "Man muss die Zügel immer in der Hand halten."
Um in diese Rolle hineinzufinden, war die Dirigentenprüfung praktisch ausgerichtet. Neben zwei Stücken musste Benedikt Krüger auch eine Orchesterprobe leiten. Am Anfang sei die Nervosität natürlich groß. "Egal ob vor dem eigene Orchester oder nicht - da zittert der Stock", berichtet Benedikt Krüger.
Apropos Stock: Auch hier hat der junge Dirigent schon Erfahrungen gesammelt, denn Stock ist nicht gleich Stock. "Ein guter Dirigentenstab kostet so um die 30 Euro und ist gut ausbalanciert, damit er auf dem Finger ruht", erklärt Benedikt Krüger. Mit billigen Stöcken bringe man runde Bewegungen gar nicht zustande.
In Zukunft möchte Benedikt Krüger weiterhin als Musiker der Musikvereinigung Ebensfeld treu bleiben, aber gelegentlich auch seinen Dirigentenstab zu Einsatz bringen und Konzerte leiten. In der symphonischen Blasmusik stecke viel Potenzial für hochwertige Konzertmusik. "Das macht mehr Spaß als Bierzeltmusik", sagt Benedikt Krüger.