Der Klimawandel braucht eine Strategie
Autor: Matthias Einwag
LKR Lichtenfels, Dienstag, 22. Oktober 2019
Zwei trockene Jahre haben in den Wäldern am Obermain Spuren hinterlassen. Nützt es etwas, Baumarten zu verwenden, die weniger Niederschlag brauchen?
Der Waldumbau ist ein Prozess, der viele Jahrzehnte dauert. Nach zwei extrem niederschlagsarmen Jahren ist es erforderlich, auf klimatolerantere Hölzer zu setzen, sagt Förster Sebastian Huth vom Herzoglich Bayerischen Forstgut Banz. Doch bringt das etwas? Schließlich fehlen wissenschaftlich erhobene Basisdaten, auf die sich Förster und Waldbauern stützen könnten.
Vor allem die Buche wurde durch das Klima stark geschädigt, sagt Sebastian Huth. Im Banzer Wald sind viele abgestorbene Buchen zu finden, die an ihrem schütteren Blätterdach erkennbar sind. "Bisher war die Buche absolut vital", erklärt Huth, doch wie es nun weitergehen wird, könne niemand mit Sicherheit sagen. "Das wirkliche Ausmaß der Schädigung werden wir erst im Frühjahr erkennen, wenn wir sehen, was nach den beiden extrem trockenen Jahren austreibt."
Ein Pfeiler der Forstwirtschaft
Die Buche ist ein Pfeiler der Forstwirtschaft im Banzer Wald. Nun komme es darauf an, bei Neupflanzungen breit zu streuen, weil wir nicht wissen, was die Zukunft klimatisch bringt, fährt Huth fort. Der Förster vergleicht das mit einem Gemischtwarenkorb: "Wir versuchen das Sortiment zu erweitern, weil wir nicht wissen, was kommt."
"Edelkastanie und Baumhasel werden wir pflanzen", erläutert er seinen Plan B. Zudem werden versuchsweise Atlas- und Libanonzedern - also trockenheitsresistente Sorten - verwendet. "Im Banzer Wald haben wir schon einige Edelkastanien, die sich gut entwickelt haben."
Wie ist das Wetter in 50 Jahren?
Der Umbau des Waldes und eine breite Streuung der Baumarten sei erforderlich, um gegen möglichst viele Szenarien des Klimawandels gewappnet zu sein. Es sei jedoch unklar, wie lange eine Baumart beobachtet werden muss, um sagen zu können, wie sie mit einem Klima zurechtkommt. "Man darf nicht glauben, dass der komplette Wald ausstirbt und zur Steppe wird", fügt Huth an, "der Wald hilft sich selbst", er vermehre sich durch natürliche Sukzession.
"Der jetzige Klimawandel ist menschengemacht", meint der frühere Staffelsteiner Revierförster Hermann Hacker, der sich in Fachkreisen einen Namen bei der Erforschung von Insekten gemacht hat. Den Fichtenborkenkäfer, sagt er, habe es hierzulande schon immer gegeben. Zum Schädling gestempelt werde der Käfer, weil die Fichte oft in Reinbestand vorkommt - und weil sich das Klima so ändere, dass wärmeliebende Insekten bessere Lebensbedingungen haben.
"Alles geht zu schnell", stellt Hermann Hacker fest. Der Klimawandel lasse der Natur keine Zeit, sich auf die geänderten Bedingungen einzustellen. Seit der jüngsten Eiszeit vor rund 10 000 Jahren zählen wir nur rund 200 Baumgenerationen. Das sei sehr wenig. Der Wald habe also keine Zeit, sich auf den Wandel einzustellen: "Die Entwicklung geht heute zu schnell, da kann der Wald nicht mitkommen - und wir haben zu wenig Sorten, es fehlt die Vielfalt in den Wäldern, es fehlen Baumarten, die auf klimatische Veränderungen reagieren können." Die Buche, die bisher bei uns als eine Hauptbaumart gesehen wurde, sei ein feuchtigkeitsliebender Baum, der ein gemäßigtes, atlantisches Klima brauche. "Man hätte niemals erwartet, dass wir in Oberfranken ein so trockenes Klima kriegen", sagt Hacker. Vorhersagen, prophezeit er, funktionierten bisher nicht, und auch künftig werde es keine Vergleichswerte geben.