Druckartikel: Der Hofstaat eines Industriellen

Der Hofstaat eines Industriellen


Autor: Matthias Einwag

Lichtenfels, Dienstag, 11. Dezember 2018

Der Geschichtsverein CHW brachte den zweiten Band der Reihe "Geschichte in Franken" heraus. Das Leben des Kulmbacher Spinnereidirektors Fritz Hornschuch und der Burgkunstadter Autorin Kuni Tremel-Eggert werden beleuchtet
Luftaufnahme der Villa Hornschuchhausen um 1929CHW


Wie die Fürstbischöfe von Würzburg oder die Markgrafen von Ansbach wohnten, wissen wir. Doch wie lebte ein Mitglied der Wirtschaftselite im frühen 20. Jahrhundert? Wie sah sein Hofstaat aus, in welchen Gemächern wohnte er und wie funktionierte sein sozialer Mikrokosmos?

Wer sich für diese Fragen interessiert, findet Antworten im eben erschienenen zweiten Band "Geschichte in Franken". Martin Pöhner untersucht in dem CHW-Buch das Leben in der Villa Hornschuchhöhe des Kulmbacher Spinnereidirektors Fritz Hornschuch. Das Schlafzimmer und das Marmorbad des Industriellen werden ebenso in Wort und Bild vorgestellt wie die Architektur des schlossartigen Gebäudes. Der Autor geht auf die Nutzung der Räume ein, stellt die weitläufige Gartenanlage vor und zeigt auf, wie sich das Personal zusammensetzte: "Der Haushalt der Hornschuchs war typisch für eine großbürgerlicher Familie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zu ihm gehörten ein Chauffeur, ein Diener, eine Köchin und ein Zimmermädchen."

Dem Melkendorfer Mundartpfarrer Hans Glenk widmet Ulrich Wirz einen Beitrag in dem neuen Buch. Familie und Lebenslauf des heute im Kulmbacher Land noch bekannten Mannes werden beleuchtet, seine Werke vorgestellt. Am bekanntesten dürfte "Die alte Mia" sein, ein Buch mit kurzen Geschichten und Gedichten, mit denen Glenk dem ländlichen Menschenschlag ein literarisches Denkmal setzt.

Ralf Georg Czapla steuert das Ergebnis seiner Forschungsarbeit aus den vergangenen Jahren über die Burgkunstadter Autorin Kuni Tremel-Eggert bei: "Zwischen Dorf und Nation, Rassenideologie und Philosemitismus. Kuni Tremel-Eggert im Spannungsfeld von Öffentlichkeit und Privatheit." Er zeichnet das Bild einer schillernden Figur, einer Frau, deren Romane von Hunderttausenden gelesen wurden, die jedoch vom Geist der NS-Zeit geprägt waren. Die Schriftstellerin hatte sich deswegen nach dem Krieg achtmal vor der Spruch- und Berufungskammer München zu verantworten.

Prof. Dr. Günter Dippold, der Vorsitzende des CHW beurteilt die Autorin so: "Man muss sie schon kritisch sehen, darf sie aber nicht in Bausch und Bogen verdammen", obgleich sie Verdammenswertes getan habe.

Jährliches Periodikum

Der vierte Aufsatz in Buch stammt von Andreas Hölscher. Er erforschte die Geschichte der Vikariatsprotokolle des Geistlichen Rats im alten Bistum Bamberg. Günter Dippold bezeichnet die Beiträge in diesem Buch als "solide Wissenschaft". Die Reihe sei als Periodikum angelegt und werde von nun an jährlich um einen Band ergänzt.

Das Buch

Der zweite Band von "Geschichte in Franken" hat 120 Seiten und ist mit zahlreichen Fotos illustriert. Das Buch ist zum Preis von 17,50 Euro im Buchhandel und beim CHW (Prof. Dr. Günter Dippold, Brückleinsgraben 1, 96215 Lichtenfels) erhältlich, Preis für CHW-Mitglieder: 12,25 Euro (ISBN: 978-3-945411-03-2).