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Der Braten kommt in der Transportbox


Autor: Bettina Dirauf

Bad Staffelstein, Sonntag, 17. Januar 2021

Während des Lockdowns setzen einige gastronomische Betriebe in Bad Staffelstein und Umgebung auf Liefer- und Abholservice als einzige Einnahmequelle. Doch der Aufwand rechnet sich kaum.
Von der Restaurantküche auf den heimischen Esstisch: Das bringt nicht nur mehr Abwechslung in den Speiseplan, sondern unterstützt auch lokale Gastronomiebetriebe.  Foto: Bettina Dirauf


"Heute habe ich eine Lieferung für 18 Uhr." Johannes Ostler zeigt auf eine schwarze Transportbox, in der später das bestellte Gericht transportiert werden soll und die auf ihren Einsatz wartet. Ansonsten wird es heute in der Küche seines Restaurants, auch aufgrund der winterlichen Straßenverhältnisse, wohl eher ruhig bleiben. "Wenn man es durchrechnet, dann ist es ein Nullsummenspiel", antwortet der Inhaber des Traditionsgasthofs "Zur schönen Schnitterin" auf die Frage, ob sich der Liefer- und Abholservice denn rechne. Seit zehn Wochen sind alle gastronomischen Betriebe in Bad Staffelstein und ganz Deutschland geschlossen.

Mindestens bis Ende Januar

Diese Maßnahme zur Begrenzung der Infektionszahlen war zunächst bis Ende Dezember geplant, wurde kurz nach dem Jahreswechsel allerdings verlängert. Das bedeutet: Bis mindestens zum 31. Januar dürfen Staffelsteiner Gastronomiebetriebe ihre Gerichte lediglich zum Abholen oder Liefern anbieten.

Für den Romansthaler Gasthof, der fünf Tage die Woche beide Services anbietet, ist das mit einem hohen Aufwand verbunden, der sich kaum rechnet. Besonders zeitintensiv sei der Lieferservice, berichtet Betreiber Johannes Ostler: "Um Essen auszuliefern ist man natürlich immer eine Zeitlang unterwegs und wenn es dann nur, ein bis zwei Essen sind, dann ist das ein enormer Aufwand. Im Großen und Ganzen fahre ich viel selber, weil das mit Personal abzudecken, ist schwierig."

Die Nachfrage sei dabei trotz Weihnachtszeit eher verhalten gewesen. "Im Frühjahr war es mehr. Seit dem neuen Jahr geht es wieder besser, aber im Dezember war es eher ruhiger. Auch das Weihnachtsgeschäft war ruhig", stellt Johannes Ostler fest.

Ähnliches berichtet Peter Mejsner, der von Freitag bis Sonntag in seiner Salzstube "Am Kurpark" Gerichte zum Abholen anbietet. Auch für ihn rechnet sich der Abholservice nicht: "Sonntagvormittags ist alles okay, aber sonst ist es ein bisschen schwer. Die Salzstube liegt bei der Therme und solange die Therme geschlossen ist, ist bei uns auch fast zu", so der Gastronom.

Um sein Angebot abwechslungsreicher zu gestalten, bietet Peter Mejsner immer wieder neue Gerichte an, was bei den Kunden viel Anklang findet: "Wir haben zum Beispiel Burger gemacht und da verschiedene Sorten, wie etwa Jalapeno Burger und das läuft gut."

Die "Zur schönen Schnitterin" bietet dagegen weiterhin vor allem fränkische Bratengerichte an. Der Geschäftsführer erklärt: "Wir haben versucht, in dem Essensbereich zu bleiben, den wir normalerweise anbieten. Andere haben umgestellt, haben angefangen mit Pizza und so weiter. Aber da gibt es so viele Anbieter, die in dem Bereich schon gut sind, das ergibt dann auch nicht wirklich viel Sinn."

Neu zusammengestellt

Nichtsdestotrotz musste auch er die Speisekarte überdenken, reduzieren und neu zusammenstellen. So fallen kalte Speisen weg und auf hochpreisige Gerichte wird eher verzichtet. Abgesehen davon gibt es Menüs, die für die Abholung oder zur Lieferung gar nicht geeignet sind.

"Das Problem gerade bei Rindersteaks ist, dass die ja normalerweise medium serviert werden sollen. Wenn sie ganz durch sind, dann werden sie eher hart. Also alles, was kurz gebraten ist, was medium ist, das geht schon mal gar nicht aus meiner Sicht", merkt Johannes Ostler an.

Warum er das Abhol- und Lieferangebot in der "Zur schönen Schnitterin" trotzdem aufrechterhält, hat zwei Gründe.

Beschäftigung für Azubis

Zum einen können so zumindest die laufenden Kosten gedeckt werden, zum anderen hat das Personal in der Kurzarbeit auch weiterhin eine Beschäftigung. Denn nicht zu vergessen ist, dass auch die Lehre der zwei Auszubildenden weitergeführt werden muss. "Ich muss schauen, dass wir die Auszubildenden irgendwie beschäftigen, dass auch noch eine Ausbildungstätigkeit da ist. Ich kann ja nicht bloß Trockenübungen machen", so Johannes Ostler.

Wann die Gaststätten in Bad Staffelstein wieder öffnen können, ist derzeit noch nicht abzuschätzen. Johannes Ostler rechnet mit einer langen Durststrecke und erwartet frühestens im März Lockerungen.

Um die Gastronomiebetriebe vor dem wirtschaftlichen Ruin zu bewahren und die enormen Einnahmeausfälle zu kompensieren, beschoss der Bund außerordentliche Wirtschaftshilfen, besser bekannt als November- und Dezemberhilfen. Angekommen ist davon bis jetzt jedoch weder bei der Salzstube "Am Kurpark" noch bei der "Zur schönen Schnitterin" etwas.

Mit der Bewilligung und Auszahlung der Novemberhilfe an etwa 47 000 Betriebe in Bayern wurde erst am Montag, den 11. Januar begonnen.