Der Biber fällt Bäume am Obermain - dem BBV missfällt's
Autor: Andreas Welz
Trieb, Sonntag, 25. Januar 2015
Am Mains entlang des Fuß- und Radweg Oberwallenstadt hat er sich großkronige Bäume vorgenommen.
Der Biber macht auch am Obermain durch seine baumfällerischen Aktivitäten von sich reden. Dies wurde bei der Hauptversammlung des Kreisverbandes des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) Lichtenfels in der Gaststätte "Karolinenhöhe" deutlich. Weiterhin wurde ein Erhaltungsgebot für landwirtschaftliche Flächen gefordert. Kreisobmann Michael Bienlein unterstrich diese Forderung mit Zahlen: "Wir müssen den Verlust von 2919 Hektar in den Jahren 1980 bis 2013 beklagen." Er erinnerte an das von den Vereinigten Nationen erklärte UN-Jahr des Bodens 2015. "Elf Prozent Flächenverlust, damit ist jetzt Schluss", kündigte Bienlein an.
A 73 verbrauchte 110 Hektar
Das Thema der Kreisversammlung "Landwirtschaft und Naturschutz - Gegensatz oder Chance?" nahm er zum Anlass, auf die Bereitstellung von Ausgleichsflächen für Verkehrsprojekte hinzuweisen: "Die Autobahn 73 verbrauchte
Kritisch nahm Bienlein auch den Flächenverbrauch durch Gewässermanagementpläne unter die Lupe. Im Rahmen des Projekts "Natura 2000" würden zwischen Mainleus und Ebensfeld große Gebiete als Naturschutzflächen ausgewiesen. Die Verwertung des Grünlandes für höchste Futterqualitäten, um hohe Leistungen für Kühe und Mastrinder zu erzielen, sei oft nicht möglich. Extensives Dauergrünland sei nur als Schaf- oder Pferdefutter zu verwerten. Der länderübergreifende Schutz gefährdeter wildlebender heimischer Pflanzen- und Tierarten und ihrer natürlichen Lebensräume schütze aber nicht den Lebensraum der Bauern. Das drückte der Kreisobmann in Zahlen aus: Von 919 Betrieben im Landkreis mit einer durchschnittlichen Größe von 24,5 Hektar hätten in den letzten Jahren 27 geschlossen. Auf 42,5 Prozent der Flächen werde derzeit Getreide und zwölf Prozent Mais angebaut. 27,5 Prozent seien Dauergrünflächen.
"Wenn auf der Grünen Woche in Berlin eine Agrarwende gefordert werde, lautet unsere Antwort: Wir brauchen keine Agrarwende sondern statt Bevormundung und zusätzlicher Bürokratie unternehmerische Freiheiten, die es uns ermöglichen, unsere Betriebe weiterzuentwickeln", machte er den Kurs des Bauernverbandes deutlich. Für die Landwirtschaft müsse auch in Zukunft im Landkreis Lichtenfels eine nachhaltige, produktive und effiziente Flächennutzung gewährleistet werden. Positive Perspektiven und Vorgaben seien wichtig, damit die Jugend ermutigt werde, in die Landwirtschaft einzusteigen.
Dass die Bauern so nebenbei die besten Nahrungsmittel, sowohl in Qualität als auch in Quantität, erzeugen, werde in der Bevölkerung viel zu oft vergessen, bedauerte der Kreisobmann. Einzelne Gruppen machten die Nahrungsmittel aus der Region sogar mit den Schlagwörtern "Wir haben es satt" schlecht. Diese Gruppen forderten in einem Atemzug kleinere Betriebe, nähmen ihnen aber durch überzogene Auflagen die Luft zum Atmen und Arbeiten, kritisierte Michael Bienlein und entgegnete: "Wir haben es satt, dass ständig unsere Arbeit schlecht geredet wird".
Über das Thema "Landwirtschaft und Naturschutz - Gegensatz oder Chance" referierte Martin Erhardsberger, zuständig für Umwelt- und Bewertungsfragen im BBV-Generalsekreteriat des Landesverbandes. Er kritisierte Umweltauflagen, die dem Bauern viel Zeit kosteten. "Wir sind auf dem Weg zur Planwirtschaft", war er überzeugt. Der Landwirt müsse heute mehr planen und komme dann nicht zum arbeiten. Im Zusammenhang der FFH- und Vogelschutzgebiete griff er das Thema Biber auf. So hätten sich die Schadensfälle von 478 im Jahre 2005 auf derzeit rund 13 000 vermehrt. Der Schadensausgleich betrug 2008 250 000 Euro, im vergangenen Jahr waren es 450 000 Euro. Er wies darauf hin, dass nur 80 Prozent der Schäden nach EU-Recht erstattet werden dürften. Forstdirektor Oliver Kröner erinnerte an große Biberschäden im Bereich des Mains am Fuß- und Radweg in Oberwallenstadt. Dort hätte der Biber großkronige Bäume gefällt.