Der Berg, die Kelten und ihr Fürst
Autor: Matthias Einwag
Bad Staffelstein, Donnerstag, 18. August 2016
Soeben ist Helmut Vorndrans neues Buch "Isarnon" erschienen. Erstmals schrieb der in Rattelsdorf lebende Autor einen historischen Roman.
Der Staffelberg zur Zeit der keltischen Besiedlung - ein magischer, ein mystischer Ort. So mag es uns zumindest aus heutiger Sicht erscheinen. Dass die Zeit damals wohl nicht so angenehm war, wie wir uns das oberflächlich, beschönigend und verklärend vorstellen, liegt auf der Hand. Stammesfehden, Hungersnöte, Seuchen sowie die volle härte der Witterungseinflüsse bestimmten das Leben der Menschen vor rund 2000 Jahren.
In dieser Zeit ist der neue Roman von Helmut Vorndran angesiedelt: "Isarnon - Stadt über dem Fluss". Der 55- Jährige hat damit den Roman geschrieben, den er immer schon hatte schreiben wollen. Über das knapp 600 Seiten starke Buch sagt Helmut Vorndran: "Das ist mein Lebenswerk." Immer schon hat er ein Buch über Kelten schreiben wollen. Dazu gekommen ist er erst jetzt, nachdem er ein halbes Dutzend Krimis vorlegte.
Es geht darin um Menosgada, die keltische Stadt auf dem Staffelberg. Dieser Ort war zur Zeit Caesars ein regionales Machtzentrum. Tausende lebten auf dem Berg. Ein Fürst beherrschte von diesem Oppidum aus die ganze Region. Wie der Fürst hieß, wissen wir nicht. Ebenso wenig ist über die Lebensbedingungen in der Siedlung bekannt.
Im Kern der Erzählung steht das Volk der Helvetier. Ein Teilstamm lebt auf Menosgada. Geschildert wird das Beziehungsgeflecht zwischen den Fürstenhäusern, die Eifersüchteleien untereinander, der Beistand in Schlachten, aber auch das tägliche Leben. Eine Liebesgeschichte ist mit eingewoben.
Kein Fantasy-Roman
Helmut Vorndran legt Wert darauf, dass er keinen Fantasy-Roman geschrieben habe: "Ich wollte einen historischen Roman schreiben - keine Zauberer, keine Drachen, keine Feen." Während der Recherche las er viele Bücher. Er erstieg häufig den Staffelberg und holte sich bei Bezirksheimatpfleger Günter Dippold das nötige Detailwissen. Beim Schreiben der fiktiven Erzählung versuchte er, die Geschichte des Staffelbergs auf wissenschaftlichem Fundament zu erzählen. Das Problem mit den Kelten ist, dass keiner etwas Genaues über ihre Lebensweise weiß. Vorndran: "Das ist so, als wolltest du einen Saurier mit 2000 Knochen rekonstruieren - du hast aber nur 150.""Isarnon" - der Name leitet sich vom keltischen Wort für Eisen ab - ist kein lustiges Buch, denn es spielt in keiner lustigen Zeit. Die Rahmenhandlung ist geographisch im keltischen Machtzentrum zwischen Staffelberg, Milseburg und Kleinem Gleichberg angesiedelt. Um das Gefüge der Stämme zu beschreiben hat sich der Autor sehr intensiv in diese Zeit hineinversetzt.
Es galt auch, eine andere Sprechweise zu finden, Begriffe und Wörter zu erfinden. Im keltischen Wortschatz, der sich auf den britischen Inseln erhalten hat, wurde Helmut Vorndran fündig. Aus allerlei verbalen Versatzstücken prägte er Redewendungen und Bezeichnungen - sein Versuch, die Sprache unserer Vorfahren zu rekonstruieren.
Der keltische Name des Mains
Von Mainz bis zum Trimäuselfels bei Nedensdorf war der Main zu jener Zeit für Langboote schiffbar. Somit konnten Waren aus Gallien über den Rhein und Main per Schiff angeliefert werden. Überhaupt der Main - wie nannten wohl die Kelten den Fluss? Moenos, Moenus oder Menos. Wir wissen es nicht. Vielleicht gab es mehrere Namen - so wie der Fluss heute im Dialekt der Oberfranken "Maa" genannt wird und in Unterfranken "Mee". Natürlich hießen damals auch die Berge anders - Helmut Vorndran übersetzt den Veitsberg in "Drunna" (=Eichenberg) und die Steglitz in "Ardis". Der Fürstensitz auf der Akropolis des Staffelbergs heißt bei ihm "Troccoalis" (= rissiger Fels).
Als Weltpremiere las Helmut Vorndran am Freitagabend aus seinem neuen Werk im ausverkauften Gewölbe der Burgruine Altenstein (Kreis Haßberge) bei Sonnenuntergang vor 100 Zuhörern.