Druckartikel: Der Banzer Hang gleitet nur, er rutscht nicht

Der Banzer Hang gleitet nur, er rutscht nicht


Autor: Matthias Einwag

Kloster Banz, Freitag, 07. Juni 2013

Der Geologe Friedrich Leitz untersuchte den Banzberg, nachdem sich dort am 1. Juni nach dem Dauerregen das Bankett einer Straße abgesenkt hatte. Als Hangrutsch wollte er das Naturereignis nicht bezeichnen, allenfalls als Böschungsabbruch.
etroffen vom Böschungsabbruch am Fuß des Banzbergs ist die Kreisstraße LIF 7, die unmittelbar zwischen dem Mainufer und dem steil aufsteigenden Abhang des Banzbergs verläuft. Gegenüber ist das Wasserkraftwerk Hausen zu sehen. Fotos: Matthias Einwag


Friedrich Leitz gibt Entwarnung: "Ich würde nicht von einem Hangrutsch sprechen, sondern allenfalls von einem Böschungsabbruch", sagt der promovierte Geologe, der sich diese Woche mehrmals am Ort des Geschehens aufhielt, um die Lage zu sondieren. "Dieser Hang ist schon immer in Bewegung - das hier ist allenfalls eine Sache von mittlerer Größenordnung", resümiert er.

Das Landratsamt hatte den in Redwitz wohnenden Geologen gebeten, die Situation zu analysieren, um das weitere Vorgehen abstimmen zu können. Die Kreisstraße LIF 7 sei stabil, lediglich der wasserseitige Bankettrand sei auf 200 Metern abgebrochen, lautete Friedrich Leitz' Fazit. Der Riss beweise, dass dort Bewegungen stattfanden. Seit Sonntagvormittag sei die Situation aber unverändert, erklärte der Geologe am Freitagnachmittag, das Abbrechen des Banketts greife also nicht in die Straße hinein und auf die bergseitige Böschung über.



Hangrutsch am Trimäusel

"Wir wissen, dass der gesamte Hang - von Weingarten bis Nedensdorf - öfters Schwierigkeiten macht, ergänzt er. Am Trimäusel-Felsen bei Nedensdorf sei tatsächlich ein aktueller Hangrutsch festzustellen.

Friedrich Leitz hat die Hangseite an der LIF 7 bei vier Lokalterminen eingehend untersucht. Oft auf allen Vieren kriechend hat er den glitschigen, steilen Hang neben der Straße untersucht, um ein Bild vom Zustand zu gewinnen. Bei seinen Begehungen - besser: Bekriechungen - fand er jedoch keine Hinweise, die darauf hindeuten, dass der aktuelle Böschungsabbruchs in Zusammenhang mit dem Bergrutsch von 1911 stehen könnte. "Latente Kriechbewegungen sind hier immer vorhanden, da können wir nichts machen", erklärt er. Es handle sich um ein geologisch bedingtes Hangkriechen, denn der natürliche Schutt des Eisensandsteins gleite über den Unteren Braunjuraton (Opalinuston). Fürs menschliche Auge seien diese Bewegungen nicht sichtbar, man bräuchte schon einen Zeitraffer, wollte man das allmähliche Kriechen sichtbar machen. Abzulesen seien diese Veränderungen des Bodens jedoch an den vielen schräg am Hang stehenden Bäumen.

"Erst wenn's vom Kriechen ins Gleiten übergeht, spricht man von einem Hangrutsch. Einen solchen Böschungsabbruch nach Starkregen wie zwischen Hausen und Weingarten könne man nie ganz ausschließen. Voraussagen könnten bestenfalls dann getroffen werden, wenn man Messsysteme (Inklinometer) installiere, damit jahrelang Daten aufzeichne und diese auswerte. Am Krappenberg bei Lichtenfels sei das gemacht worden, um zu erfahren, wie schnell sich der Hang bewegt.

Außer latenten Kleinbewegungen habe er nichts feststellen können, erst recht keine Bewegungen, die einen Zusammenhang zwischen dem Böschungsabbruch an der LIF 7 und der fossilen Rutschmasse am Oberhang des Banzbergs erkennen lassen.

Straßenbauer lernten viel dazu

Für die Kreisstraße LIF 7 bedeute das, dass lediglich jene Erdstoffe in Bewegung gerieten, die vom Menschen beim Wege- und Straßenbau eingebracht wurden. Die interessante Fragestellung sei, wie man Straßen bauen kann, die jahrzehntelang halten. Hierbei habe der Mensch in jüngster Zeit bereits viel dazugelernt, denn die Erfahrungen der großen Autobahnprojekte kämen nun auch den kleineren Straßen zugute.



Soforthilfe für Hochwassergeschädigte

Nachdem die Regierung von Oberfranken ankündigte, dass von Hochwasserschäden betroffene Bürger vom Freistaat Bayern finanzielle Hilfe bekommen, wurde im Landkreis Lichtenfels nach Mitteilung des Landratsamtes folgende Regelung getroffen: Da hauptsächlich im Kelbachgrund Hochwasserschäden entstanden sind, wurde die Gemeinde Ebensfeld beauftragt, die Anträge auf Finanzhilfe zu koordinieren. Vom Hochwasser betroffene Bürger werden gebeten, sich im Rathaus Ebensfeld bei Alexandra Mittelbach (Tel. 09573/ 960825) zu melden. Dort können Anträge auf Soforthilfe gestellt werden. Die Gemeinde leitet diese gesammelt ans Landratsamt Lichtenfels weiter.