Seine Leidenschaft ist das Klavier und die klassische Musik. Durch langes Üben hat er es unter die Besten geschafft, mit denen er sich bald messen wird.
Mit einer leichten Wellenbewegung hebt David Höppner seine rechte Hand von seinem Schoß auf sein Klavier. Seine Finger lässt er ein Stück auf den Tasten gleiten bevor er sie herunterdrückt und den ersten Akkord spielt. Der 16-Jährige blickt konzentriert auf sein Instrument, kneift die Lippen und das ganze Gesicht etwas zusammen. Dann legt er die linke Hand aufs Klavier und spielt, ganz vertieft in die Melodie, das Stück bis zum Ende.
So wird die Jury den Unterneuseser bald erleben beim Bundeswettbewerb von "Jugend musiziert" in Paderborn. Drei Stücke muss er dort vortragen, ganz allein. Die Toccata von Johann Sebastian Bach, einen der 24 Preludes von Dmitri Schostakowitsch und eine Variation von Beethovens "Es war einmal ein alter Mann". Diese Werke hat er sich zusammen mit seiner Klavierlehrerin Julia Goldstein ausgewählt.
Nicht einfach nur Nachspielen
"Die Kunst besteht darin, die Stücke zu interpretieren", erklärt Höppner. So stammt Bach aus einer Zeit, in der es noch keine Klaviere gab, sondern nur Cembali. Daher müsse er Bachs Werke in gewisser Weise neu interpretieren und an die Gegebenheiten seines Instruments anpassen. "Man sollte die Stücke möglichst interessant machen", fügt Höppner an. Ein halbes Jahr lang bereitet er sich schon auf den Wettbewerb vor - natürlich neben den anderen Auftritten, die er absolviert. So hat er schon öfter im Lichtenfelser Stadtschloss oder auf Kloster Banz gespielt.
Es ist auch nicht das erste Mal, das der 16-Jährige am Bundeswettbewerb teilnimmt. Im vergangenen Jahr reichte es aber nur zu Platz zwei. Er spielte ein Duett zusammen mit einer Oboistin. Dennoch hofft er diesmal auf den Sieg. "Aber solo ist das schwieriger als im Duett", weiß Höppner. Das Lampenfieber sei höher.
Das lässt sich auch durch Üben kaum vermeiden. Drei Stunden verbringt er täglich am Klavier. Am Wochenende sogar noch mehr. Neben der Schule am Meranier Gymnasium in Lichtenfels bleibt für den Zehntklässler eigentlich kaum Zeit für andere Dinge. Trotzdem schafft er es, Trompete zu spielen und zu Singen. Zum Fußball geht er ebenfalls. Und einmal pro Woche fährt er nach Stuttgart an die Klavierschule.
Die perfekte Lehrerin
Seine Klavierlehrerin ist vor einiger Zeit dorthin gezogen. "Für ihn gab es keine andere Option", erklärt seine Mutter Theresia. Er wollte einfach weiter zu ihrem Unterricht gehen. Schließlich gebe es große Unterschiede bei Lehrern, was die Pädagogik und Fingerfertigkeit betrifft. Letzteres spiele bei Julia Goldstein eine große Rolle. "Man fühlt sich dadurch sicherer und die Chance auf Fehler wird geringer", weiß der Schüler.
Nach dem Abitur, das er möglicherweise am E.T.A.-Hoffmann-Gymnasium in Bamberg machen will, möchte er studieren. An der Hochschule für Musik in Nürnberg wird er sich für ein Jugendstudium bewerben. Eine Musikerkarriere wünscht er sich, "aber als Solo-Pianist ist das fast unmöglich", meint Höppner.
Er sieht sich auch als Korrepititor - ein Pianist, der bei Proben die Rolle des Orchesters einnimmt, wenn zum Beispiel Sänger oder Tänzer einer Oper ein Stück einüben. Er würde sich auch freuen, wenn er als Dirigent arbeiten könnte.
Bach ist "vollkommen"
Seine Leidenschaft für klassische Musik hat er bereits als Kind entdeckt. Im Alter von fünf Jahren setzte er sich zum ersten Mal ans Klavier. "Da hab' ich mir natürlich eines der schwierigsten Instrumente ausgesucht", weiß er. Warum? "Ich finde, das Klavier könnte am ehesten ein ganzes Orchester ersetzen", antwortet er. Einen Lieblingskomponisten habe Höppner aber nicht: "Jede Epoche hat etwas Spezielles." Zur Zeit sei er aber ein großer Fan von Bach. "Seine Musik hat eine gewisse Vollkommenheit", schwärmt der Schüler.