"Das wird ein einzigartiger Geschmack"
Autor: Adriane Lochner
Ebensfeld, Donnerstag, 11. August 2016
Dass Michael Dietz mit einem besonderen Ertrag seiner Bienenstöcke rechnen kann, hat er dem Wildacker-Projekt zu verdanken.
Imker Michael Dietz aus Birkach bei Ebensfeld kontrolliert seine Waben: Sie sind randvoll. Hält man sie gegen das Licht, sieht man viele kleine Eier am Boden. "So erkennt man, dass es den Bienen gut geht", sagt Dietz. Seine Stöcke stehen am Rand einer 3000 Quadratmeter großen, bunten Wiese. Der Rauch der Imkerpfeife vermischt sich mit dem Blütenduft von weißem Buchweizen, rosa Perserklee, violetten Malven und goldgelben Sonnenblumen. Darüber brummt, surrt und flattert es.
"Da ist Leben drin", sagt Karl Hagel, einer von drei Jagdpächtern und Leiter der Hegegemeinschaft Banzgau. Zusammen mit seinen Mitjägern hat er den Wildacker angelegt. Das ist eine besondere Mischung aus nährstoffreichen und hochwachsenden Pflanzenarten, die dem Wild Deckung und Nahrung bieten. Dazu gehören etwa Futtererbsen, Lupinien, Weidelgras und Esparsette.
"Das sind alles Kulturarten. Es besteht keine Gefahr, dass sie sich ausbreiten oder umliegende Flächen verunkrauten", versichert Wildlebensraumberater Matej Mezovsky vom Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten in Bad Staffelstein. Er hat die Informationsveranstaltung organisiert, zu der Landwirte, Imker und Jäger eingeladen waren. "Im Rahmen des Greening müssen landwirtschaftliche Flächen ohnehin stillgelegt werden", sagt Mezovsky, daher mache es Sinn, mit nützlichen Saatmischungen die Artenvielfalt zu fördern.
Auflagen sollen überarbeitet werden
Landwirt Jürgen Finkel, dem die Wildackerfläche gehört, findet das Konzept grundsätzlich gut. Allerdings bemängelt er die strengen Greening-Auflagen, die "höchst unpraktikabel" seien.
Er meint damit vor allem die metergenaue Einhaltung der Flächengröße, die sich vor allem bei unregelmäßigen Randstreifen als schwierig erweist. Eine weitere EU-Vorschrift ist das jährliche Mulchen, das beim Wildacker wenig sinnvoll ist, da er winterharte Pflanzenarten wie Markstammkohl oder Rübsen enthält - sie sollen dem Wild auch in der kalten Jahreszeit Äsung bieten. "Wir arbeiten daran, die Vorschriften anzupassen", sagt Mezovsky.Wildäcker sind dort sinnvoll, wo es an Nahrungsqualität und Artenvielfalt mangelt. In der heutigen Kulturlandschaft ist dies eher die Regel als die Ausnahme. Daher fallen in kürzester Zeit viele verschiedene Arten über die bunte Pflanzenmischung her. "Eine Oase der Biodiversität", nennt Jagdpächter Hagel den Wildacker. Die Samen der Sonnenblumen sind ausgezeichnetes Vogelfutter, zum Beispiel für Stieglitz und Grünfink. Rehe und Hasen knabbern lieber an Bockshornklee und Stoppelrüben als an den Knospen von Jungbäumen. Das Resultat: weniger Verbissschäden. "Wir jagen im Wald, der Wildacker ist eine Ruhezone", sagt Hagel, der gerne das Tierleben auf der bunten Wiese beobachtet. "Da kommen immer fünf bis sechs Feldhasen rausgelaufen, man sieht Unmengen von Schmetterlingen und Hummeln", berichtet er begeistert. "Wir haben den Wildacker nicht in erster Linie für das Wild angelegt, sondern für die Insekten", sagt Hagel, der die Saat mühsam von Hand ausgebracht hat.