Druckartikel: Das Wassernetz wächst mit

Das Wassernetz wächst mit


Autor: Ramona Popp

Lichtenfels, Montag, 16. April 2018

In Lichtenfels stehen die Zeichen auf Wachstum; die Infrastruktur wächst mit. Der zweitgrößte Trinkwasserhochbehälter der Stadt wird in Seubelsdorf gebaut.
Einblick in den Hochbehälter I der Stadt Lichtenfels nahe der Quelle bei Schwabthal. Dort befindet sich die zentrale Entkalkungsanlage.Stadtwerke Lichtenfels


Firmenneubauten, erweiterte Gewerbegebiete, neue Siedlungen: In Lichtenfels stehen die Zeichen auf Wachstum. Die Infrastruktur muss mithalten. In vier Jahren wird in Seubelsdorf der zweitgrößte Trinkwasserhochbehälter der Stadt stehen.
Hahn aufgedreht, und es muss fließen, in bester Trinkwasserqualität selbstverständlich. Hinter diesem alltäglichen Handgriff und einer Versorgungssicherheit rund um die Uhr und rund ums Jahr steckt permanente Arbeit: Kontrollen, Reparaturen, Wartung und Planung. Denn das Wassernetz muss mitwachsen, wenn die Stadt wächst. Ingenieure berechnen die benötigten Mengen, nicht nur für Trinkwasser, auch für den Fall eines Brandes, wenn Löschwasser in ausreichender Menge verfügbar sein muss, ohne dass im benachbarten Straßenzug der Wasserdruck fällt. Sie berechnen auch Volumen und Höhen der Hochbehälter und mögliche Stromeinsparungen bei den Pumpen, wenn man an den Druckverhältnissen etwas ändert. Auf Grundlage solch umfassender Untersuchungen plant Lichtenfels nun den Bau eines neuen Hochbehälters in Seubelsdorf, der voraussichtlich in vier Jahren ans Netz gehen soll. Er wird mit einem Speichervolumen von 1500 Kubikmetern dann der zweitgrößte von insgesamt zehn Hochbehältern sein. Der größte mit 2000 Kubikmetern steht Am Klentsch und wurde vor 18 Jahren in Betrieb genommen.


Anspruchsvolle Technik

Unter einem Hochbehälter versteht man einen Wasserspeicher - meist in Form von Tanks - mit angeschlossener Aufbereitungsanlage. Von außen handelt es sich oft um unscheinbare, fensterlose Häuschen in Hanglage. Die Technik ist anspruchsvoll - Filter, die Schwebstoffe sowie bestimmte Ionen entfernen, verbunden mit einer vollautomatischen Steuerung, die bei Abweichungen von den erwünschten Werten selbsttätig Mitarbeiter per Handy-Alarm herbeiruft. Nahe dem Pilgerweg nach Vierzehnheiligen befindet sich seit über 80 Jahren der Hochbehälter Seubelsdorf. Der neu angedachte Ersatz, der nahe am jetzigen Standort gebaut werden soll, wird allerdings fast achtmal so viel Wasser speichern können. Dafür wird dann der älteste, um 1901 gebaute Hochbehälter an der Friedenslinde, nahe dem Hallenbad, stillgelegt. 1995 wurde er noch einmal saniert, doch inzwischen wäre es zu teuer, ihn wieder herzurichten, wie Dietmar Weiß, der Leiter der Stadtwerke, erklärt. Also wird der größere Behälter in Seubelsdorf diesen mitersetzen. Allein die Kosten für die Ingenieursleistungen belaufen sich auf rund 125 000 Euro. Insgesamt dürften der Bau mit zwei Millionen Euro zu Buche schlagen. Wenn auch die Wasserversorgung angepasst und für künftige zu versorgende Neubaugebiete erweitert werden muss - ein merklicher Anstieg des Wasserverbrauchs ist laut Weiß nicht zu beobachten. Dies führt der Werkleiter darauf zurück, dass sich parallel dazu wassersparende Technik weiter durchsetzt. Mit den in der jüngsten Studie von 2012 vorgeschlagenen neuen Hochbehältern gelte die Wasserversorgung bis zum Jahr 2040 als gesichert. Einer davon, der Hochbehälter am Herberg mit 800 Kubikmetern Speichervolumen, ging im Januar 2015 in Betrieb; der Hochbehälter in Seubelsdorf soll, wie gesagt, in den kommenden Jahren errichtet werden. Mit jeder Investition einher geht auch ein Anpassen der Wassergebühren. Alle drei Jahre erfolgt eine Neuberechnung. Es gab zwar auch schon Senkungen, denn die Stadtwerke dürfen bei Ersparnissen kein "Polster" anlegen, doch zumeist werden die Gebühren angehoben. Heuer wird es wieder soweit sein, wie Dietmar Weiß ankündigt. Der neue Hochbehälter am Herberg werde in dieser Kalkulation eine Rolle spielen, auch Ausgleichsleistungen, die man für die Schutzgebietserweiterung im Quellgebiet bei Schwabthal an Landwirte zahlen muss. Doch werde es sich um einen Gebührenanstieg im Cent-Bereich handeln, versichert Weiß. Aktuell werden 2,35 Euro pro Kubikmeter (plus 7 % Umsatzsteuer) verlangt. Wasserpreis-Vergleiche mit anderen Kommunen ergeben oft ein schiefes Bild, da hierbei nicht klar wird, wie die betreffende Stadt oder Gemeinde bisherige Kosten umgelegt hat. Hat sie etwa ihre Bürger mittels Verbesserungsbeiträgen bereits zur Kasse gebeten, können die Gebühren im Nachgang natürlich niedrig bleiben, gezahlt haben die Leute dort aber nicht weniger.


"Gerechtere Kalkulation"

"Ich finde die Umlegung über die Gebühren gerechter", merkt Dietmar Weiß an. Dann zahle jeder entsprechend seines Wasserverbrauchs.
Beschwerden gibt es bei den Stadtwerken hin und wieder einmal, vor allem dann, wenn irgendwo im 175 Kilometer langen Leitungsnetz ein Schaden festgestellt und zur Reparatur das Wasser im betroffenen Bereich abgestellt wurde. Hier wünscht sich Weiß ein bisschen mehr Verständnis und Nachsicht, denn natürlich bemühe man sich, die Einschränkung so kurz wie möglich zu halten und rechtzeitig zu informieren, damit sich die Anwohner darauf einstellen können. Die beiden Techniker im Team seien quasi ständig auf Achse - damit in der Wasserversorgung alles im wahrsten Sinne des Wortes gut läuft.