Das Marktzeulner Rathaus zeigt sich nach der umfassenden Sanierung in seiner ganzen Pracht. Vor allem im Inneren des Gebäudes hat sich sehr viel verändert. Die Gestaltung kommt den historischen Vorgaben näher und ist doch sehr modern.
Als Manfred Schütz vergangene Woche aus dem Urlaub zurück kam, hat ihn "bald der Schlag getroffen". Sein schockartiges Erstaunen sei aber im positiven Sinne gewesen, betont der Geschäftsleiter der Marktzeulner Verwaltung, schwer beeindruckt von dem, was die Handwerker auf der Baustelle Rathaus in diesen wenigen Wochen alles geschafft hatten. "Als ob die Zauberer da gewesen wären." Jetzt läuft tatsächlich der Endspurt nach einer Sanierung, die rund viereinhalb Jahre dauerte. Am Sonntag, 8. September, darf sich die Bevölkerung ein Bild von diesem Prachtstück von einem Fachwerkhaus machen und erstmals offiziell die völlig neu gestalteten Räume besichtigen.
Es riecht alles noch neu. Das Auffälligste aber ist die Helligkeit, obwohl es hier nach wie vor keine allzu großen Fensterflächen gibt.
Die Gemeinderäte, die im August in dem noch provisorisch möblierten Sitzungssaal bereits eine erste Sitzung hielten, hatte Architekt Jürgen Grimme mit der Farbwahl überzeugen können. Weiß und helles Grau dominieren da, wo vorher dunkle Töne vorherrschten. Die Räume wirken dadurch größer, auch moderner. Obwohl der helle Farbton dem Urzustand näher kommt. Den Beweis findet man an einem von Restaurator Uwe Franke freigelegten Stück Balken von 1690. Die neuen Deckenleuchten und Glasabtrennungen unterstreichen den Eindruck von Helligkeit und Größe.
Keine Kostenexplosion Man habe nun im wahrsten Sinne des Wortes eine transparente Verwaltung, meint Zweiter Bürgermeister Markus Püls (CSU) mit Blick auf die Glaswände und -türen vor dem Bürgerbüro und der Finanzverwaltung.
Transparenz war auch für das Mammut-Vorhaben Rathaussanierung eine wichtige Voraussetzung. Die Kosten - 1,35 Millionen Euro waren veranschlagt - sind hier nicht explodiert, sondern konnten laut Püls (bei einem üblichen Plus von 10 bis 20 Prozent für Unwägbarkeiten) weitgehend eingehalten werden. Zu verdanken ist das wohl auch der sehr gründlichen Vorarbeit. Während Untersuchungen liefen, Förderanträge vorbereitet und der Umzug der gesamten Verwaltung in freie Räume in der Schule (März 2009) geplant wurde, sei im Ort schon hin und wieder mal ein "Da tut sich nix" zu hören gewesen.
"Die Mühlen mahlen langsam, aber ordentlich", meint Püls dazu.
Und Schütz merkt an, dass es nicht einfacher für die Verwaltungsmitarbeiter geworden sei, als man sich entschlossen habe, in der Phase der Ausgliederung auch das Schulgebäude zu sanieren, was dem just zu dieser Zeit von der Regierung geschnürten Konjunkturpaket geschuldet war. Als Kommune müsse man sich glücklich schätzen, fast 80 Prozent der Kosten einer energetischen Sanierung für ein Schulhaus zu bekommen, erklärt der Geschäftsleiter, warum es da kein Zögern gab. Es gab wohl Momente, wo ein Telefonat gerade wegen Bohrlärms unterbrochen werden musste, aber im Großen und Ganzen hätten sowohl der Umzug ins Schulgebäude als auch die Sanierung dort bei laufendem Betrieb gut geklappt.
Schon in der letzten Amtsperiode von Bürgermeister Josef Stark (SPD) waren die Weichen für eine Sanierung des Rathauses gestellt worden.
Besonders der Sockel zur Straßenseite hin wies jene Spuren der Verkehrsbelastung auf, unter denen alle Häuser an der Durchfahrtsstraße leiden. Und der Turm zeigte eine gewisse Neigung, man musste eine Notsicherung vornehmen. Je weiter die Fachleute den Fachwerkbau untersuchten, desto mehr und bedenklichere Mängel wurden offensichtlich. Zudem wurde eine - wenn auch nicht als gesundheitsgefährdend eingestufte - Schadstoffbelastung durch in den 1970er Jahren verwendete Holzschutzmittel festgestellt.
Länger gedauert, als erwartet Die Dimension der Sanierung habe den Gemeinderat überrascht, räumt Markus Püls ein. Doch es habe nie eine Diskussion da rüber gegeben, ob man sanieren sollte. Püls sieht die Kommune da auch in einer Vorbildfunktion gegenüber den Bürgern.
Der Beschluss fiel einstimmig.
Lange haben die Arbeiten gedauert, viel länger, als man gedacht hatte. Eine Dokumentation darüber samt ersetztes, vom Holzwurm befallenes Balken stück kann man wenige Schritte unterhalb des Rathauses begutachten. Die matte Schaufensterscheibe führt vor Augen, was der Straßenverkehr hier macht. Die Hoffnung auf eine Sperrung für Lkws ist bis heute geblieben.
Denkmale kosten Geld. Manchem ist das zu viel Geld. Aber Denkmale sind kulturelles Erbe, und dafür möchte der bundesweite Denkmaltag sensibilisieren. Ein Nachbar aus der Brauhausstraße bedarf solcher Sensibilisierung nicht. Die gesamte Bauphase konnte der ältere Herr quasi von seinem Fenster aus verfolgen, und er schildert beeindruckt, wie sie den großen Balken dort oben herausgenommen haben.
Ob er sich das Rathaus denn am "Tag der offenen Tür" von innen ansehen werde? Da schüttelt er den Kopf und strahlt: "Nein, ich kenn's."
Zum Tag des offenen Denkmals
P R O G R A M M
der Eröffnungsveranstaltung zum
Tag des offenen Denkmals 2013
am Sonntag, 8. September, um 11.00 Uhr
am Rathaus des Marktes Marktzeuln
(an der Rodach, Brauhausstraße)
Musikstück
Begrüßung und Eröffnung
Christian Meißner
Landrat des Landkreises Lichtenfels
Musikstück
Grußwort
Gregor Friedlein-Zech
Erster Bürgermeister des Marktes Marktzeuln
Vortrag "Unbequeme Baudenkmale"
Dr. Ulrich Kahle
Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
Weitere Aktivitäten im Landkreis Lichtenfels
Andrea Göldner M.
A., Kreisheimatpflegerin
Musikstück
Im Anschluss besteht die Möglichkeit, das Rathaus zu besichtigen
oder sich im Biergarten zu stärken.
Musikalische Ausgestaltung
Musikverein Marktzeuln 1969 e. V.
Nach der Eröffnungsveranstaltung "Tag des offenen Denkmals" findet die offizielle Weihe
des Rathauses mit musikalischer Umrahmung durch Herrn Thomas Schaller statt.
Alle Besichtungsmöglichkeiten im Landkreis Lichtenfels: Marktzeuln
Rathaus (Am Flecken 29)
Das Rathaus wurde 1690 über einem Sockel aus dem 16. Jahrhundert errichtet; es gehört zu den schönsten Rathäusern im Landkreis Lichtenfels.
Eine umfassende Sanierung des zweigeschossigen Fachwerkbaus mit Satteldach und seitlichem Treppenturm ist im Sommer 2013 abgeschlossen worden.
11.00 Uhr Eröffnung des Tags des offenen Denkmals im Landkreis Lichtenfels am Rathaus des Marktes Marktzeuln (an der Rodach, Brauhausstraße)
Nach der Eröffnungsveranstaltung findet die offizielle Weihe des Rathauses mit musikalischer Umrahmung durch Herrn Thomas Schaller statt.
13.00 Uhr bis 17.00 Uhr Besichtigungsmöglichkeit und Führungen
Jahrmarkt am Flecken und Kinderflohmarkt neben der Kirche
Biergarten mit kleinem Festbetrieb, Speisen und Getränke am Brauhausplatz
Kaffee und Kuchen im Jugendheim
Ebensfeld
Stuckdecke im Haus von Familie Ebitsch
(Ebensfeld, Kleukheimer Hauptstraße 27)
14.00 Uhr bis 15.00 Uhr
Das Gebäude fügt sich in eine Reihe von Wohnhäusern ein, die den Reiz des Bachzeilendorfs Kleukheim ausmachen.
Im Haus befindet sich eine historische Stuckdecke, die vor einiger Zeit restauriert wurde.
Lichtenfels
Bahnbetriebswerk Lichtenfels (Wöhrdstraße)
9.00 Uhr bis 17.00 Uhr
Das Bahnbetriebswerk ist geöffnet. Den ganzen Tag über finden nach Bedarf Führungen statt. Präsentiert werden historische Lokomotiven, Waggons und Triebwagen aus nahezu allen Epochen der Eisenbahngeschichte. Zu sehen gibt es neben einfachen Güterwagen auch Spezialwaggons wie den aktuell in der Aufarbeitung befindlichen Heizwagen der Deutschen Reichsbahn. Außerdem können sich unsere Besucher u. a. auf Klassiker wie den "Schienenbus" oder die Tenderdampflok BR 78 510, auf eine schwere Güterzugelektrolok der Reihe Ep 5 (spätere E 52) und auf den letzten erhaltenen Dampflokgiganten der Baureihe 45 freuen. Eine weitere Überraschung ist geplant.
Ausgestellt werden die Fahrzeuge auf dem Gelände des alten Bahnbetriebswerkes Lichtenfels, das mit Drehscheibe und großem Ringlokschuppen eine eindrucksvolle Kulisse bietet.
Ergänzt wird die Veranstaltung durch ein Treffen von Modellbahnfreunden, die Lokomotiven im Maßstab 1:32 (Spur 1) mit Echtdampf vorführen. Außerdem sollen weitere Modellbahnanlagen in anderen Spurweiten zu Gast sein. Eintritt:
Erwachsene 2,00 Euro
Kinder (6-14 Jahre) 1,00 Euro
Familien 4,00 Euro
Weismain
Gebäude Hölle 6
Führungen um 16.00 Uhr und um 17.00 Uhr
Treffpunkt: Weismain, Hölle
Beim Gebäude Hölle 6 handelt es sich um das älteste erhaltene Gerberhaus Weismains. Zugleich ist das Haus wohl eines der ältesten der Stadt. Im 19. Jahrhundert beherbergte das Gebäude Hölle 6 eine Färberwerkstatt, die 1837 von Färber August Wündisch übernommen wurde.
Im Nachbarhaus Hölle 8, das auch der Familie Wündisch gehörte, befand sich im Erdgeschoss ein Viehstall. Die Wohnung über dem Stall wurde von den Knechten und Mägden genutzt; später war sie vermietet. Beide Gebäude gehören der Stadt, die sie verkaufen möchte.