Das letzte Fest im alten Heim
Autor: Gerda Völk
Lichtenfels, Donnerstag, 18. Oktober 2012
Ende November werden die meisten Bewohner der Pflegestation des Klinikums Lichtenfels in das neue Pflegeheim ziehen.
Es lag etwas von Melancholie, von Abschiednehmen in der Luft. Das hing nicht allein mit dem Herbst an sich zusammen, sonders es war die letzte Feier der Pflegestation im Lichtenfelser Klinikum für ihre Bewohner. Am 27. November steht für die meisten von ihnen der Umzug ins neue BRK-Wohn- und Pflegeheim an. Bei manchen schleichen sich gemischte Gefühle ein. "In diesem Alter noch einmal umzuziehen, ist ein großer Einschnitt für einen Menschen", gab der Enkel eines 90-Jährigen zu bedenken. Er möchte seinen Namen nicht in der Zeitung lesen. "Einen alten Baum", sagte er, "verpflanzt man nicht." Alte Menschen bräuchten eine gewisse Konstanz im Leben. Auf der Pflegestation habe der 90-Jährige sowohl seinen Zimmernachbarn, wie auch seine Umgebung gekannt. "Es kann einem niemand garantieren, dass er wieder mit bekannten Gesichtern zusammen kommt", sagte der Enkel.
Im Vorfeld des Umzugs habe es Bewohnersprechstunden gegeben, bei denen Angehörige wie die künftigen Bewohner Zimmerwünsche hätten äußern können, das ist auf Nachfrage vom stellvertretenden BRK-Kreisgeschäftsführer Stephen Bauersachs zu erfahren. "Bei der Belegung der Zimmer hatten den Wünschen der Bewohner und deren Angehöriger die höchste Priorität." Das habe dazu geführt, dass bestehende Nachbarschaften künftig nicht mehr bestehen werden. "Dazu waren die Wünsche zu unterschiedlich", sagt Bauersachs.
Das neue BRK-Wohn- und Pflegeheim bietet 144 Einzelzimmer und zwölf Doppelzimmer.
"Mir hat es auf der Pflegestation gefallen", sagt Georg Müller. Der 84-Jährige lebt seit drei Jahren im fünften Stock des Klinikums. Gemeinsam mit Pastoralreferent Peter Lachner hat er bei den verschiedenen Festen der Einrichtung Mundharmonika gespielt. Aufzug, Cafeteria, der Kontakt zu Bekannten, alles war da. "Auch das Pflegepersonal ist in Ordnung. Wir waren wie eine große Familie", sagt Georg Müller, der sich selbst als Familienmensch bezeichnet. Obwohl es für ihn eine Umstellung werden wird, freut er sich schon auf den Umzug.
Seit 1994 werden Kurzzeit- und Langzeitpflegeplätze im Lichtenfelser Klinikum angeboten. Seit 1995 ist dafür der gesamte fünfte Stock reserviert. Zum Jahresablauf gehörten die regelmäßigen Feiern wie das Herbstfest. Ein letztes Mal hatten die Pflegekräfte um Schwester Doris Hafenecker am Mittwoch den Bewohnern dieses Fest ausgerichtet. Dass es den Bewohnern gut geht, sei dem Team immer wichtig gewesen, betont Schwester Doris. Die verschiedenen Feste dienten dem besseren Kennenlernen. "Dadurch sind auch Freundschaften entstanden", erzählt sie, die nicht mit umziehen wird. Zwei Drittel der Mitarbeiter werden künftig beim BRK beschäftigt sein, erläutert Pflegedienstleiter Reinhard Scherm, viele Bezugspersonen blieben den Bewohnern also erhalten. Das restliche Drittel werde im Klinikum weiterbeschäftigt. Für maximal fünf Mitarbeiter endet die Beschäftigung mit Auslaufen des Zeitvertrags. "Ich bedauere es sehr, dass die Pflegestation aufgelöst wird", sagte Peter Lachner. Die Nähe zum Klinikum sei ein Segen für die Bewohner gewesen. Ein letztes Mal wurden am Mittwoch Lieder gesungen, Gedichte vorgetragen und eine Herbstkönigin gekürt. Betty Lengfeld trägt heuer diesen Titel.