Corona stoppt neues Stück
Autor: Bernd Kleinert
Altenkunstadt, Sonntag, 24. Mai 2020
Die Theatergruppe des Radfahrvereins Concordia Altenkunstadt musste die für März geplanten Aufführungen von "Mein Hof und dein Hof" absagen. Wann es auf die Bühne kommen wird, ist ungewiss.
In den 107 Jahren ihres Bestehens hat die Theatergruppe des Radfahrvereins Concordia Altenkunstadt nicht nur Erfolge gefeiert. Kriege, sinkende Besucherzahlen und Schauspielermangel sorgten immer wieder auch für Zwangspausen. Doch stets war es den Akteuren gelungen, die Krisen zu meistern und einen Neustart zu wagen. Dass aber ein Virus quasi im letzten Moment ein Theaterprojekt vereitelt, ist ein Novum in der traditionsreichen Geschichte der Laienspielschar.
"Mein Hof und dein Hof" hieß das Stück, das die Akteure im März viermal aufführen wollten. Doch dann kamen Covid-19 und die von der bayerischen Staatsregierung erlassenen Zwangsverordnungen. "Monatelang haben wir gelernt und geprobt und einen Tag vor der Premiere mussten wir alles absagen", bedauert Ensembleleiterin Petra Maile. Ein alles andere als erfreuliches Ereignis, das vermutlich gerade deswegen in die Geschichte des Radfahrvereins eingehen wird.
Die Gründung der RVC-Theatergruppe und erste öffentliche Auftritte datiert die Vereinschronik in das Jahr 1913. Einen großen Aufschwung erlebte die "Schauspielerei" der Radsportfreunde, als 1925 gemeinsam mit dem katholischen Männerverein Casino eine Theaterbühne angeschafft wurde. Da die "Mattscheibe" damals noch Zukunftsmusik war, bildeten die Aufführungen der Concorden durchwegs einsame Höhepunkte im gesellschaftlich-kulturellen Leben der Altenkunstadter.
Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 zog einen vorläufigen Schlussstrich unter die Vereinsarbeit und damit auch unter das Laienspiel. 1946 machte sich ein Dutzend junger Männer daran, den RV Concordia wieder aufzubauen. Die Theaterdarbietungen erfreuten sich in der Nachkriegszeit in der Bevölkerung großer Beliebtheit. Bis heute unvergessen ist eine Benefizvorstellung im Jahr 1973. Der Erlös kam einem ehemaligen aktiven Mitglied zugute, das nach einem tragischen Unfall an den Rollstuhl gefesselt war.
Im gleichen Jahr begann für die Theatergruppe allerdings erneut eine längere Zwangspause. Erst 1977 wurden die Laienspielaktivitäten fortgesetzt. Anstelle des Saals im Obergeschoss der Gaststätte "Preußla" stand nun die geräumige Turnhalle der Grundschule zur Verfügung. Regelmäßig im Frühjahr und im Herbst traten die Laiendarsteller mit jeweils zwei Abend- und einer Familienvorstellung an einem Wochenende an die Öffentlichkeit. Auch für die Weihnachtsfeier der Concorden studierten sie stets ein kleines Stück ein.
Gesellschaftlicher Wandel, umfangreiche Unterhaltungsangebote im Fernsehen und nicht zuletzt neue Medien wie das Privatfernsehen wurden für die RVC-Theatergruppe zur harten Bewährungsprobe. Binnen weniger Jahre ging der Besuch der Aufführungen stark zurück. Wegen des nachlassenden Publikumsinteresses studierten die Amateur-Schauspieler pro Jahr nur noch ein Stück ein und die Zahl der Vorstellungen wurde auf zwei reduziert.
Erschwerend kam hinzu, dass das Ensemble zahlenmäßig schrumpfte. Manche Akteure mussten zum "Bund", andere verließen Altenkunstadt oder hatten aus beruflichen Gründen keine Zeit mehr. Im Frühjahr 1988 hob sich für das Ensemble der Vorhang zum letzten Mal. "Was haben wir nicht alles unternommen, um die Gruppe wiederzubeleben. Aber leider ohne Erfolg", erinnert sich RVC-Vorsitzender Hans-Werner Schuster, der selbst bei vielen Vorstellungen auf der Bühne stand.