Corona-Krise: Moll muss die Produktion einstellen - Werk in Bad Staffelstein wird geschlossen
Autor: Tobias Kindermann
Bad Staffelstein, Dienstag, 24. März 2020
320 Beschäftigte gehen in Kurzarbeit. Firmenchefin Gertrud Moll-Möhrstedt lobt die Umsicht, mit der alle Betroffenen mit der Situation umgehen.
Ab der kommenden Woche werden nach und nach europäische Produktionsstätten vieler Automobilhersteller herunter gefahren, dazu gehören der VW-Konzern mit all seinen Marken, also Volkswagen, Audi, Porsche und Seat und weitere, Daimler-Benz und BMW. Auch in den USA schließen General Motors und Ford inzwischen Werke. Die Mitarbeiter sollen geschützt werden.
Das hat Folgen für die Zulieferer vor Ort: Ab Montag wird auch bei Moll-Batterien das Werk in Bad Staffelstein geschlossen. Seit Mittwoch bereitet man sich darauf vor, die etwa 320 Mitarbeiter werden Kurzarbeitergeld bekommen, vor Ort ist nur noch eine kleine Besatzung, um restliche Warenlieferungen anzunehmen, Teile der Produktionsanlagen zu betreuen und Auslieferungen aus Lagerbeständen vorzunehmen. Zudem wird eine Herstellungsline in Betrieb gehalten, um in geringen Stückzahlen Batterien für Abnehmer außerhalb der Autoindustrie herzustellen.
Unübersichtliche Lage
Die Lage bei den Automobilwerken ist unübersichtlich, wie lange tatsächlich geschlossen werden muss, ist noch nicht zu übersehen. "Da kommen unterschiedliche Aussagen", sagt Geschäftsführerin Gertrud Moll-Möhrstedt. "Wir befinden uns in einer dramatischen Situation."
Die Materiallieferanten sind schon informiert, der Notdienst ist nur noch da, falls doch noch ein Laster vor den Toren steht. Zudem hält man natürlich Auslieferungen an Kunden außerhalb der Autoindustrie, die Moll-Batterien einsetzen, aufrecht. "Aber auch hier wissen wir nicht, wie lange diese Firmen noch fertigen können."
Moll ist nicht der einzige Autozulieferer, der nun vor großen Problemen steht, das sei auch in einer Telefonkonferenz mit Vertretern weiterer Unternehmen deutlich geworden, die der Verband der Automobilindustrie (VDA) am Mittwoch organisierte und an der auch Gertrud Moll-Möhrstedt teilnahm. Sie soll künftig wöchentlich stattfinden, mit dabei sind Vertreter aus den obersten Management-Ebenen. Am vergangenen Mittwoch etwa wurde der VW-Konzern von Porsche-Chef Oliver Blume vertreten. Porsche und Audi gehören zu großen Abnehmern der Batterien aus Bad Staffelstein.
Die Politik hat verstanden
Zwar liefen schon Förderprogramme an, sagt Gertrud Moll-Möhrstedt. "Doch das sind nicht die Liquiditätshilfen, die wir benötigen." Viele Firmen, auch Moll, hätten die Lager voll mit Material, das nun nicht verarbeitet werden könne. "Das bindet unser Kapital. Hier muss etwas geändert werden." Sie habe aber den Eindruck, dass dies verstanden worden sei: "Aus der Politik kamen bisher viele positive Impulse. Es ist klar, dass das noch nicht alles durchdacht sein kann."