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Coburger Straße: das Gefühl, da passiert nicht viel


Autor: Ramona Popp

Lichtenfels, Dienstag, 17. Juni 2014

Das Lichtenfelser Stadtbauamt betont, die Arbeiten in der Coburger Straße liegen im Zeitplan. Die Eindrücke der Anlieger sind unterschiedlich. Etliche meinen, es könnte auf der Baustelle schneller vorangehen.
Menschenleere Baustelle Unterführung. Anlieger sorgen sich, dass die Belastungen noch länger andauern. Fotos: Ramona Popp


Dienstagvormittag, Baustelle Coburger Straße. Die Unterführung ist menschenleer, hier wird nicht gearbeitet. Stadtauswärts, entlang der westlichen Häuserzeile, dagegen schon. Bagger und Walze sind im Einsatz, auf den ersten Blick ist eine Handvoll Arbeiter zu sehen. Trotzdem werden in Gesprächen mit betroffenen Anliegern die Fragen laut, ob es nicht mehr sein könnten, ob nicht gleichzeitig in der Unterführung gearbeitet werden könnte, ob es dann nicht schneller voranginge. Und schließlich wird die Sorge geäußert, ob so der Zeitplan mit Fertigstellung bis Ende November überhaupt eingehalten werden kann.

Stadtbaumeister Jürgen Graßinger teilt diese Sorge nicht. Er verneint auch, dass sich an der Unterführung unerwartet statische Probleme aufgetan hätten, wie behauptet wurde. Etwa drei Wochen lang sei dort nun schon Stillstand, so der Eindruck von Nachbarn.

Graßinger erklärt, hinter der abgebrochenen Mauer seien in größerem Umfang Kabel zu verlegen gewesen. Er sagt, er sei auf der Baustelle noch nicht mit Beschwerden konfrontiert worden. Am Montag werde an dieser Stelle weitergearbeitet. Der Bauamtsleiter geht davon aus, dass im November Abschluss ist, wie vereinbart.

Geschäftsleute in der Coburger Straße nennen unterschiedlich große Umsatzeinbußen. Sie sind mehr oder weniger betroffen, je nachdem, wie sehr sie auf Stammkunden zählen können. Einige nehmen es geduldig hin, hoffen darauf, dass danach die Straße attraktiver ist, andere zeigen unverhohlen Unmut.

Fremd und ohne jede Information

Bitter ist die Situation für den Inhaber des neuen indischen Restaurants im ehemaligen Krug-Anwesen, Haus-Nr. 18. Lange hatte das Gebäude leergestanden. Endlich fand sich mit Bhatti M. Ashraf jemand, der wieder Leben hineinbringen wollte. Doch der Mann, der aus Nürnberg nach Lichtenfels gekommen ist, war von niemanden über die bevorstehende Großbaustelle und mehrmonatige Straßensperrung informiert worden. Wenige Tage vor der Eröffnung begannen die Arbeiten vor seiner Haustür. Ashraf hatte keine Chance, Stammkunden zu gewinnen. Er ist zurückhaltend und jammert nicht, doch es ist klar, dass die Baustelle für ihn eine herbe Durststrecke bedeutet, weil das Lokal so kaum wahrgenommen wird. Dass es an der Unterführung schneller vo rangeht, wäre sein Wunsch. "Wenn nur ein Arbeiter ein Haus baut, dauert es Jahre...", merkt er an.

Über die Bauarbeiter selbst gibt es keine Klagen in der Straße. "Sie sind fleißig", sagt Helmut Standke vom Modelleisenbahngeschäft. Ein Zwei-Schichten-Betrieb wäre in seinen Augen aber besser gewesen. Zunächst war ja davon die Rede, die SPD-Stadtratsfraktion hatte das gefordert. Doch hatten dann offenbar höhere Kosten und eine stärkere Belastung der Wohnanlieger dagegen gestanden. Stadtbaumeister Jürgen Graßinger gibt auf Nachfrage zu verstehen, dass etwa Materialengpässe auch einen Zwei-Schichten-Betrieb beeinträchtigen können, außerdem ein größerer Abstimmungsbedarf unter der wechselnden Belegschaft vonnöten wäre.

Auf Steine gewartet

Es trifft zu, dass man fünf Wochen auf die Fertigung der Pflastersteine hatte warten müssen, wobei noch Druck gemacht worden sei; es hätte bis zu zwölf Wochen dauern können. Graßinger kündigt an, dass beim bevorstehenden Pflastern abends länger gearbeitet werde als bisher.

Auch das ist in der Straße aufgefallen: Nach 17 Uhr tut sich nichts mehr, samstags ruhen die Arbeiten komplett. Was nicht ruht, ist der Verkehr. Missverständnisse in der eingeschränkten Befahrbarkeit, Hupkonzerte oder dass auch mal einer rückwärts die rote Ampel ignorierend hinaus rangiert, kann man beobachten.

Dass es bei den Arbeiten so zügig wie möglich zugeht, das wünschen sich die Betroffenen. "Man hat das Gefühl, da passiert nicht viel", sagt Erika Thielert-Keil vom Naturkostladen "Apfelbaum", die gleichwohl einräumt, die einzelnen notwendigen Arbeitsschritte nicht beurteilen zu können. Doch groß sei die Truppe auf der Baustelle bislang eher nicht gewesen. Unterm Strich bleibt festzustellen: Die Garantie einer Zufahrtsmöglichkeit zu den Geschäften ist das eine. Das war für viele Inhaber eine existenzielle Forderung. Doch auch wenn man von beiden Seiten bis an die neu ralgische Stelle Unterführung hinfahren kann: In der Wahrnehmung ist die Innenstadt für viele wohl doch abgeschnitten. Und dieser Zustand sollte nicht länger dauern, als es unbedingt sein muss.