Druckartikel: Camille und die Körbe

Camille und die Körbe


Autor: Ramona Popp

Lichtenfels, Donnerstag, 16. August 2018

Die einstige Gastschülerin aus den USA hat in Cambridge einen Master-Abschluss in Erziehungswissenschaften gemacht. Ihr Fokus lag auf dem Flechthandwerk.
Camille Labarre freute sich sehr, als sie ihre Master-Arbeit an der Universität  Cambridge vollendete und den Titel "Master of Philosophy" erwarb. Wichtige Basis waren ihren Erfahrungen im Flechthandwerk. privat


Sie war eine eifrige Gastschülerin, die so viel wie möglich lernen wollte: verschiedene Flechttechniken, das Arbeiten mit unterschiedlichen Materialien. Als die Amerikanerin an die Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung nach Lichtenfels kam, brachte sie von Aufenthalten in Dänemark und Frankreich, wo sie bei namhaften Flechtern hospitierte, weit mehr als Grundkenntnisse in diesem Handwerk mit. Camille Labarre imponierte damit auch ihren Fachlehrern. Nach fünf Monaten in Deutschland, davon vier Wochen an der Schule in Lichtenfels, zog es sie erneut nach Frankreich und von dort nach Großbritannien. 2016 berichteten wir über sie und ihre Bildungsreise.

Dieser Tage erreichten uns überraschend erfreuliche Nachrichten der vom Flechthandwerk begeisterten jungen Frau. Sie hat an der Universität Cambridge einen Master-Abschluss in Erziehungswissenschaften gemacht. In ihrer Master-Arbeit greift sie ihre persönlichen Erfahrungen auf, die sie durch das Flechten machen durfte, und analysiert diese. Insbesondere geht sie auf das Learning by doing ein. Der Titel lautet: "The crafting community: The interaction of embodied minds". Auf dieses "verkörperte Lernen", konzentriert sich ihre Forschung, "eine Art des Lernens, die ich dank des Flechtens entdeckte", wie sie selbst schreibt. Es ist eine Autoethnographie, die beschreibt, was die handwerkliche Ausbildung über die Bedeutung von Learning by doing und Gemeinschaft verrät. Damit darf sich Camille nun "Master of Philosophy" nennen. Was kann die Korbmacherei, das Flechthandwerk, über Erziehung im Allgemeinen lehren? Die New Yorkerin hat daraus ihre Schlüsse gezogen. Sie selbst will durch eigenes Unterrichten dazu beitragen, dass das Handwerk lebendig und für andere erfahrbar bleibt. Das hatte sie schon vor zwei Jahren motiviert, zahlreiche traditionelle Techniken zu erlernen. Die Chance dazu hatte sie übrigens durch ein Stipendium nach Abschluss ihres Kunststudiums an der Yale University in Connecticut bekommen - und genutzt, wie man sieht. Ihre Eltern, die dort auf dem Land verschiedene Weidensorten anbauen, um die Tochter und andere Flechthandwerker mit Material zu versorgen, haben sie unterstützt. Zurück in den Staaten ist Camille Labarre zurzeit damit beschäftigt, daraus ein Familienunternehmen aufzubauen. Es gebe dort nämlich nur wenige Bezugsquellen dafür, und diese sind sehr teuer, lässt sie uns wissen.

Über ihr Tun wird sie weiterhin andere teilhaben lassen, etwa über den Online-Dienst Instagram (https://www.instagram.com/p/BkdKy0dHZMq/?taken-by=camille.labarre).