Bund Naturschutz in Aufregung um Baumfällung in Weismain
Autor: Ramona Popp
Weismain, Mittwoch, 29. April 2015
Die Gegner des neuen Baugebietes in Weismain hatten es befürchtet: Jetzt sind sieben Erlen der Motorsäge zum Opfer gefallen. Das Landratsamt hat ein Verfahren zu diesem Vorfall eingeleitet.
Selten hat ein so kleines Baugebiet für so große Aufmerksamkeit gesorgt. Die fünf Bauplätze "In der Au" in Weismain waren von Anfang an umstritten, weil der Ufersaum entlang des Flüsschens Weismain und des Mühlbaches naturschutzfachlich als wertvoll befunden wurde, weil man diese "grüne Stadtachse", wie es in einer Stellungnahme des Bundes Naturschutz hieß, erhalten wollte.
Ein Bürgerbegehren wurde angestrebt, doch die 485 Unterschriften reichten knapp nicht aus, nachdem 15 Leute ihre Unterschrift zurückgezogen hatten.
Auflage der Stadt
Der Stadtrat hatte schließlich mit dem Erlass einer "Einbezieh ungssatzung" die Voraussetzung dafür geschaffen, dass die Flächen dort bebaubar werden. Es gab allerdings Auflagen: Die Bäume müssen stehen bleiben.
Jetzt wurden sieben dieser rund 20 Erlen gefällt.
Nach Einschätzung von Beobachtern handelte es sich nicht um morsche oder kranke Bäume. An den liegenden Stämmen seien keine Anzeichen dafür zu erkennen gewesen, die Erlen hätten ja auch dem Sturm vor wenigen Wochen Stand gehalten, hieß es.
Wer hat die Bäume gefällt und auf wessen Auftrag hin? Diese Frage muss vorerst offen bleiben. Nicht aber die Frage, wer dafür verantwortlich ist. Denn da der Erhalt der Bäume als Auflage in der Baugenehmigung steht, hat der Bauherr dafür zu sorgen, dass dies eingehalten wird.
Deshalb hat das Landratsamt Lichtenfels, nachdem es Kenntnis von den Vorgängen erhalten hat, ein Verfahren gegen den Betreffenden eingeleitet. Die Fällung der Bäume ist laut Pressesprecher Andreas Grosch als Ordnungswidrigkeit zu betrachten. Eine Geldstrafe wäre dann zu erwarten. Nähere Angaben wurden mit dem Hinweis auf das laufende Verfahren nicht gemacht.
Man sollte nicht nur den materiellen, sondern auch den ideellen Wert der Bäume berücksichtigen, findet Anton Reinhardt, Vorsitzender der Kreisgruppe des Bundes Naturschutz. Die Thuja-Koniferen, die man vor Ort bereits pflanzbereit liegen sah, waren durchaus stattlich, nicht von der billigsten Sorte. Im Gegensatz zu den gefällten Schwarzerlen, die typisch für den Auwald seien - daher ja auch der Name "In der Au" - handele es sich dabei um standortfremde Gewächse, merkte Reinhardt an.
Erhalt der Bäume zugesichert
Die Baumfällung ruft vor allem die vor ziemlich genau einem Jahr gemachten Aussagen in Erinnerung, in denen sowohl vom betreffenden Bauherrn als auch von Bauunternehmer Alois Dechant versichert wurde, keine der Erlen müsse gefällt werden. Man warf der Bürgerinitiative damals Falschinformation vor. Mit der Warnung vor dem Fällen von 50 Schwarzerlen am Bach seien Unterstützer gegen das Vorhaben geworben worden. Die Häuslebauer würden bewusst in schlechtes Licht gerückt.
Während unsere Zeitung auf Nachfrage von dem betroffenen Grundstückseigentümer keine Stellungnahme erhielt, erklärte Alois Dechant die Fällung von drei Erlen mit dem notwendigen Entfernen einer in unmittelbarer Nähe stehenden verfaulten Pappel. Diese habe aus Sicherheitsgründen zum Schutz von Menschen und Häusern entfernt werden müssen, wie er aus einem Gespräch mit dem Bauherrn erfahren haben will.
Die Erlenreihe bleibe erhalten. Für Dechant steht die Aufregung über diese Baumfällung in keinem Verhältnis eingedenk der "hunderten im Frühjahr im Auftrag der Stadt gefällten Erlen entlang der Weismain". Da rüber habe sich kein Mensch aufgeregt.
Baumfällungen im großen Stil werden im Rathaus dagegen ganz entschieden verneint. Es seien einige wenige Bäume, da runter auch Pappeln, im Bereich des Wasserspielplatzes umgemacht worden - dies aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht und nach fachmännischer Begutachtung, betont Bürgermeister Udo Dauer (CSU) auf diesen Vorhalt hin.