Michelau: Bürgermeister Fischer hatte seine liebe Müh' und Not mit dem ersten Fass
Autor: Klaus Gagel
Michelau, Sonntag, 06. August 2017
Es war ein gigantisches Feuerwerk, das den Himmel über der Korbmachergemeinde in Millionen glitzernder Sterne und flammender bunter Fontänen verwandelte.
Weit über die Ortsgrenzen hinaus verkündete es: Die Michelaarer Kerwa hat begonnen.
In den zurückliegenden Jahrzehnten ist ein festes Ritual entstanden. Man trifft sich am Rathaus auf dem ehemaligen Zolltorplatz. Eingestimmt wurde die Festgesellschaft, zu der auch viele Michelauer gehörten, durch das schmissige Standkonzert der Islinger Musikanten, die auch den Festzug auf seinen Weg vom Rathaus zum Anger begleiteten. Durst leiden musste niemand, dafür sorgte der Durstlöschzug der Festbrauerei mit "flüssigem Manna". Und auch die Gemeinde zeigte sich spendabel und verteilte Essens- und Getränkegutscheine, die für zufriedene Gesichter sorgten.
Auf dem Anger ließ es die Festwirtsfamilie Schug mächtig krachen. Ohrenbetäubend hallten die Salven der Böllerschützen über den Platz, während Bürgermeister Helmut Fischer die Schürze für den offiziellen Bieranstich anlegte. Eine gute Vorsichtsmaßnahme, denn das Fass hatten seine Tücken und weiße Schaumflocken sprühten für den Bruchteil einer Sekunde über den Platz, ehe ein letzter Ruck am Hahn dem Sprühen ein schnelles Ende bereitete. "Zu langsam gedrückt", lautete der Kommentar des Gemeindeoberhaupts, doch der kleine Fauxpas war schnell vergessen, als die Umstehenden mit einem Prosit auf die Michelauer Kirchweih die Bierkrüge aneinanderstießen. Anschließend wurde kräftig gefeiert.
Ein großes Fest für alle
An den Verpflegungsständen bildeten sich Schlangen, die Kellnerinnen hatten alle Hände voll zu tun, die Islinger Musikanten spielten zünftig auf und die Tische waren fast bis auf den letzten Platz besetzt. So wünscht man sich die Michelauer Kirchweih als großes Fest für alle, das nach Einbruch der Dunkelheit von einem Feuerwerk überstrahlt wurde, das ohne Zweifel zu den eindrucksvollsten Pyrospektakeln am Obermain gehörte. Doch schon tags darauf erlebten der Veranstalter Christian Schug und seine Familienangehörigen eine böse Überraschung.Wie schon so oft in den Vorjahren offenbarte die Michlaarer Kerwa ihre zwei Gesichter. Geplant war die Long-Night-Party mit Hits aus den 80er und 90er Jahren, aufmischt von Dj SaM, die bis tief in die Nacht dauern sollte.
Ein kurzer, aber heftiger Regenschauer verhieß nichts Gutes. Zwar waren Tische und Bänke rasch von den feuchten Spuren befreit und von der Bühne zuckten Discolichter über den Platz, doch die weitaus meisten Michelauer und auch die auswärtigen Gäste zogen das heimische Sofa nebst Fernsehprogramm dem Party-Trubel im Biergarten vor. "Girls just want to have fun", dröhnte es übers Festgelände, doch nur zwei einsamen Damen tanzten gegen den Trübsinn an, beobachtet von einigen Männern, die sich an ihren Bierkrügen festhielten. Am Discjockey, der trotzig die Finger zum Victory-Zeichen formte, lag es mit Sicherheit nicht. Die Hits waren echte Ohrwürmer auch der Veranstalter hatte mit der Mischung aus Blasmusik, Discosound und volkstümlicher Musik verteilt über sechs Kirchweihtage eigentlich nichts falsch gemacht. Das Einzige, was fehlte, war das Publikum.
So kann man nur hoffen, dass der heutige Tag der Vereine und Stammtische seine Wirkung nicht verfehlt. Musikalisch unterhalten werden die Kirchweihbesucher von Hartmut Zeiß. Der fränkische Allroundmusiker überzeugt durch die bunte Mischung seines Programms Von Oldies, Schlager bis Rock ist alles dabei. Es ist Musik, die Spaß macht bei angenehmer Lautstärke, so dass man sich an den Biertischen auch bestens unterhalten kann. Zu den Höhepunkten des Abends gehört die Ziehung der Bierlose. Preise im Wert von über 500 Euro werden ausgelost.