Druckartikel: Buch am Forst: Ein Ortsbild im Wandel der Zeit

Buch am Forst: Ein Ortsbild im Wandel der Zeit


Autor: Andreas Welz

Buch am Forst, Donnerstag, 05. Januar 2017

Eine Flurkarte gibt Aufschluss über Gebäude, Gärten und landwirtschaftliche Flächen in Buch am Forst, wie es 1851 ausgesehen hat.
Eine Luftaufnahme von Buch am Forst aus dem Jahre 1986 und das Urkataster von 1851 (Bild unten) Repro: Andreas Welz, Geo-Basisdaten Bayerische Vermessungsverwaltung.


Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte in Bayern die erste Vermessung von Grundstücken. Das Urkataster wird allgemein als ein altes oder das erste Verzeichnis von Grundstücken, Besitzrechten oder zu leistenden Abgaben bezeichnet. Ab 1808 wurde das Königreich Bayern erstmals flächendeckend kartographisch erfasst. Im Rahmen einer Steuer-Katastervermessung entstanden bis 1853 rund 22 000 großformatige Flurkarten. Im Landkreis Lichtenfels wurde in Buch am Forst die Uraufnahme 1851 durchgeführt.
Das Dorfbild hat sich in den vergangenen 165 Jahren gravierend geändert. Die drei Teiche sind verschwunden, neue Baugebiete entstanden und ein neuer Friedhof wurde am nördlichen Ortsrand erschlossen. Die Bebauung endete im Osten am heutigen Bauernhof Illmer, im Süden am heutigen Anwesen Marr. Die Flurkarte, die unserer Zeitung von der Bayerischen Vermessungsverwaltung zur Verfügung gestellt wurde, gibt Aufschluss über Gebäude, Gärten und landwirtschaftliche Flächen in dieser Zeit. Die Wohngebäude sind braun markiert, die Amtsgebäude rot, die Scheunen gelb, die Teiche blau, und die Gärten grün.


Wichtiger Grenzübergang

Die erste Schule, eine Vorgängerin der so genannten alten Schule und der neuen Schule Am Melm stand dicht an der Kirche, daneben das Gemeindeamt und das Maud- oder Zollhaus. Hier, mitten durch das Dorf, verlief die Grenze zwischen dem Herzogtum Coburg, Sachsen und Gotha. In Buch war ein wichtiger Grenzübergang zwischen den Territorien, der zeitweise vom Militär gesichert wurde.
Auch das staatliche Forstamt hatte eine wichtige Funktion. Rund 100 Mitarbeiter, Verwaltungsbeamte, Forstleute und Waldarbeiter betreuten ein über 1000 Hektar großes Waldgebiet. Stattlich war auch die Kirche mit Pfarrhaus und Wirtschaftsgebäuden. Die Feuerwehr, die vor 1851 gegründet wurde musste, hatte unterhalb des Schlossgeländes ihr Spritzenhaus. Auf dem Kataster ist es rot unterhalb der nördlichen Schlossmauer eingezeichnet. Die Grundmauern sind heute noch erkennbar.


Drei Teiche

Es gab drei Teiche in Buch: die Untere, Mittlere und die kaum bekannte Obere Wierth, die unterhalb des Forsthauses erkennbar ist. Bei der Anlage von Siedlungen war man darauf bedacht, ausreichend Wasser für Mensch und Tier zur Verfügung zu haben. Das Wasser wurde nicht nur zur Brandbekämpfung und als Trinkwasser genutzt, sondern diente auch der Landwirtschaft, dem Handwerk und Gewerbe.
In Buch bestand bis nach dem Zweiten Weltkrieg eine große Brauerei, die das Wasser zum Brauen und das Eis für die Kühlung benötigte. Es wurde in drei Felsenkellern am südlichen Ortsrand gelagert, die heute noch existieren aber zugeschüttet wurden. Im Schlossgelände befanden sich überwiegend Gärten. Eigentümerin war bis 1803 das Kloster Banz, danach kaufte es ein Vorfahr des heutigen Besitzers Christian Freiherr von Stockmar- von Wangenheim.
Um 1830 wurde der Park angelegt. Einige der alten Eichen und Buchen haben die Zeit überdauert. Die Anlage wurde durch einen Brunnen und einen Teich im Südosten des Geländes bewässert. Dort wurde ein Baugebiet mit elf Häusern erschlossen. Die landwirtschaftlichen Flächen und Wege rund um Buch wurden nach einer fast 30jährigen Flurbereinigung den Erfordernissen angepasst.


Erste Flurkarte

Die erste Flurkarte von Buch wurde im 14. Jahrhundert gezeichnet und vom Bamberger Mathematiker und Topograph Johann Baptist Roppelt (1744-1814) überarbeitet.
Die damalige Wehrkirche umgab eine hohe Mauer, von der Teile erhalten sind. Erkennbar sind vier Anwesen rechts der Kirche, die bereits der Fuldaer Mönch Eberhard um 1150 beschreibt. Das Schloss wird als einstöckiges Gebäude dargestellt. Die Umgestaltung folgte erst nach dem Dreißigjährigen Krieg. Das Schloss wird von Geleitsteinen umgeben. Entlang dieser Steine wurde den Reisenden auf dem Weg zum Kloster Banz nach Norden und zum Kloster Sonnefeld nach Süden Schutz gewährt. Symbolisch weisen heute die Steine um den Dorfplatz auf die Bedeutung dieser Geleitsteine hin.