Brückentheater: Wo Liebe und Mordlust sprießen
Autor: Gerda Völk
Bad Staffelstein, Freitag, 06. Mai 2016
Die Bühne des Brückentheaters verwandelte sich in eine Gartenidylle, in der nicht nur manch zarte Liebe spross, sondern sich auch manche Moritat zutrug.
Beim Liedermacher Reinhard Mey ist die Sache von Anfang an klar: Der Mörder ist immer der Gärtner, selbst wenn es am Ende dann doch der Butler war. Im Zwei-Personen-Stück mit Jan Burdinski und Ingrit Gabriel wird Meys Feststellung zumindest mit einem Fragezeichen versehen: "Der Mörder - schon wieder der Gärtner?
Wer genau hinhörte, vernahm am Donnerstagabend im Kurpark sogar das Plätschern des Bächleins unter der Brücke. Dazu passte auch Luise Hensels Gedicht vom Mairausch. Mit Latzhose, grünen Gummistiefel, kariertem Hemd und Strohhut gab Jan Burdinski den Gärtner Felix. Ihm zur Seite Ingrit Gabriel, als Freundin Adele - die temperamentvollere der beiden Figuren. Ist der Gärtner nun der Mörder oder nicht? Zumindest der Maulwurf musste dies bejahen, denn er ließt unter dem Spaten des Gärtners sein Leben.
"Als Friedhofsgärtner sorgt der Mann dafür, dass alle die Radieschen von unten anschauen dürfen", war von Ingrit Gabriel zu hören. Dennoch versorge der Gärtner die Küche mit allerlei Gemüse, wie Gurken, Sellerie, Möhren und Zwiebeln. Nicht nur, dass sich letztere wunderbar entblättern ließe, sie spiele auch in der Moritat um den Ritter Prunz von Prunzelschütz eine Rolle. Heute würden dessen von allzu viel Zwiebelgenuss herrührende Winde in Zusammenhang mit Treibhausgasen eher negativ auftauchen.
Dann waren da noch die zwei streitsüchtigen Regenwürmer, die ohnehin schon zu wenig zu fressen hatten. Von ihrem Gärtner aber mit den Spaten in der Mitte geteilt - und nun zu viert - befürchteten die Würmer jetzt noch weniger Nahrung zu finden. Also ließen sie sich wieder zusammennähen.
Allerdings passierte das Missgeschick, dass jeweils die beiden Vorderteile und die beiden Hinterteile zusammengenäht wurden. Während sich einer satt und rund fressen konnte, hungerte der andere mangels Kauwerkzeuge. Letztlich wurden beide von einer Amsel gefressen. Mit den fiesen, schleimigen Kriechern, die alles fressen, was sich ihnen im Frühjahr anbietet, dürften die wenigsten Gärtner Mitleid haben. "Der schönste Tod für eine schleimige Schnecke ist, in einem Meer an Bier zu versinken", stellt Burdinski fest.
Manch eine Moritat ließ einen zusammenzucken, andere Erkenntnisse sprachen dem Publikum aus dem Herzen. Nicht nur Gärtner Felix träumte von einer Fee, die Wünsche erfüllt. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Schubkarren, der von selbst fährt. Das es gar nicht so einfach sei, jemandem nach dem Leben zu trachten, musste der junge Herr Krauß erfahren. Die Annemarie begehrte er weniger ihres gesetzteren Alters wegen, vielmehr war er an ihrem gutgefüllten Sparbuch interessiert. Erschießen oder vergiften? Alles nicht nach dem Geschmack des jungen Herrn Krauß.
Letztlich wurde der Annemarie die Eisdiele zum Verhängnis: Sie war am Genuss von zu viel Speiseeis schlicht und einfach erfroren. Und wieder war der Gärtner nicht der Mörder.