Bravo für den besten Beethoven

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Duokonzert für Klavier und Cello im Kaisersaal mit Hans-Dieter Bauer und Jürgen de Lemos. Foto: Andreas Welz
Duokonzert für Klavier und Cello im Kaisersaal mit Hans-Dieter Bauer und Jürgen de Lemos. Foto: Andreas Welz

Jürgen de Lemos und Hans-Dieter Bauer begeisterten das Publikum im Kaisersaal von Kloster Banz.

"Ein geistiges Fest - eine Sternstunde der Musik", die Zuhörer des Konzerts der Meisterklasse genossen am vergangenen Montag im Kaisersaal von Kloster Banz "den besten Beethoven, der je gespielt wurde". Am diesem Duo-Abend spielten Jürgen de Lemos (Violoncello) und Hans-Dieter Bauer (Klavier) Werke von Beethoven, Schuhmann, Debussy und Chopin. Die Fans der beiden Weltklasse-Künstler feierten das Musikfest mit Standing Ovations und Bravorufen. Im ersten Teil des Konzerts erklang die große A-Dur-Sonate Opus 69. Sie zählt zu den Hauptwerken des "mittleren Beethoven", während die beiden Sonaten Opus 102 die späte Stilphase einläuten. In zügigem Tempo und dynamischen Wechsel verschmolzen die Künstler zu einer Einheit. Zum ersten Mal standen in der Geschichte der Beethoven-Sonaten beide Instrumente gleichberechtigt nebeneinander. Der Dialog zwischen Streich- und Tasteninstrument war kein romantisches "Wackeln", sondern erfüllte mit Poesie. Das Cello gelangte hier zu sprechender Ausdruckskraft.

Alle Facetten des Klavierparts

Jürgen de Lemos tourte 20 Jahre lang mit dem Pablo-Casals-Trio durch drei Kontinente. Er war Solocellist des Sinfonieorchesters des Norddeutschen Rundfunk und 41 Jahre lang Solocellist der Colorado Symphony in Denver. Und was das Publikum nicht bemerkte, der rechten Hand, der den Saitenbogen strich, fehlte der Zeigefinger. Das Phänomen Hans-Dieter Bauer spürte mit Instinktsicherheit alle Facetten des Klavierparts auf: Donnernd, verstohlen oder beim "subito piano" - eine Besonderheit der Komposition. Neben der Grunddynamik erschreckte er unerwartet mit Lautstärkeextreme, ein vorher nicht oder nur selten benutztes Ausdrucksmittel. Was der stille Klavierhüne aus Coburg leistete, hätte jedem Star internationalen Formats zur Ehre gereicht.

Deutschlands bedeutendster Pianist seiner Generation kündigte für das nächste Jahr ein Klavierkonzert im Kaisersaal mit einer Live-Übertragung des Bayerischen Rundfunks an. Vor der Pause erklangen zart und mit Ausdruck, lebhaft und leicht, rasch und mit Feuer Fantasiestücke von Robert Schuhmann für Violoncello und Klavier. Das Tempo des letzten Stückes begann ohne Anhalt für den Zuhörer mitten in den Satz hinein. Nicht umsonst heißt der Titel des letzten Stückes "Rasch und mit Feuer".

Beschwinger und heiterer Claude Debussy

Nach der Pause wählte das Duo die Sonate für Violoncello und Klavier von Claude Debussy (1862-1918). Während sie den Prolog, typisch für den französischen Komponisten, beschwingt und heiter intonierten, erklangen in der Serenade zum Schluss andalusische Weisen. Der brillante Schluss des Konzerts war die Einführung zur Polonaise für Klavier und Violoncello von Frédérik Chopin (1810-1849). Bauer machte die Genialität des Komponisten und seine Leidenschaft für das Instrument spürbar.

Der lang anhaltende Beifall verlangte nach Zugaben, die von den Musikern gern erfüllt wurden. Bei der "Habanera" von Maurice Ravel (1875-1937) wiederholte das Publikum lautstark den Takt: "Eins, zwei, drei - eins, zwei". Als zweite Zugabe spielten die Musiker aus dem "Karneval der Tiere" den "Schwan" eine Sonate für Cello und Klavier von Camille Saint-Saens (1835-1921). Nach zwei Zugaben und Standing Ovations entließ das begeisterte Publikum die beiden Ausnahmekünstler.