Botanische Raritäten im Fokus
Autor: Markus Häggberg
Stublang, Montag, 11. Juni 2018
Von Stublang zum Spitzberg führte eine Wanderung mit dem Biologen Gerhard Hübner, der mit Sandläuferkäfer und Venusspiegel bekannt machte.
Stublang, der Ort, in dem der Wortteil "-lang" steckt, war Ausgangspunkt für eine Wanderung, die nicht weit führen, aber dennoch lange dauern sollte. "Weidegebiete am Obermain", so der von der Umweltstation Weismain benamte Titel für eine Wanderung zum Spitzberg mit Ausklang in Uetzing. Dass man dafür am Sonntag für fast dreieinhalb Stunden unterwegs war, hatte seine Gründe.
Normalerweise reden Wanderführer, und wandern sie weiter, so geht der Tross mit. Auf so viel Disziplin konnte sich der diplomierte Biologe Gerhard Hübner nicht immer verlassen. Der Grund dafür lag aber eher in einer Erfreulichkeit, in der nämlich, dass manche Exkursionsteilnehmer mitunter noch länger interessiert an einem schon besprochenen Punkt verharrten.
Doch die Natur hatte auch Schauspiele zu bieten. Beispielsweise durch Einblicke in das Jagdverhalten des Sandläuferkäfers. Am Spitzberg war er anzutreffen und gegenüber dem, was auf Wikipedia über ihn zu lesen steht, zeigte er sich eher flugunwillig.
Rückzugsort Staffelberg
Zu dem Zeitpunkt befand sich die aus zunächst zwölf naturinteressierten Teilnehmern befindliche Gruppe schon in Nähe einer durch Schafbeweidung knapp gehaltenen Vegetation. Doch eben hier fielen immer wieder Sätze, die vermuten ließen, dass dem Staffelberg eine Sonderstellung zukommen könnte. Immer wieder erwähnte Hübner bedrohte Falter- und Pflanzenarten, die sich am bzw. rund um den Staffelberg noch finden. So das Ackerkraut Venusspiegel, das "höchst selten ist, in Bayern auch stark gefährdet", oder das Katzenpfötchen, welches sich "nur noch auf dem Staffelberg hält", sich ansonsten aber auf dem Rückzug befände. Ein wenig anders verhält es sich mit dem "Kurzschwänzigen Bläuling", einem Falter. Zwar habe es den vor zehn Jahren in Bayern noch gegeben, aber der Grund, weshalb er nach seinem Verschwinden wieder Anwesenheit zeige, sei laut Hübner eher dem Klimawandel als der Besonderheit des Staffelbergs geschuldet. Insgesamt sei er auf einer "roten Liste von ,verschollen auf ungefährdet' gestiegen". Allerdings lag der Staffelberg an diesem Nachmittag für die Wanderer, die kurzzeitig auch in einen Regenguss gerieten, nur in Sichtweite, betreten wurde er von ihnen nicht.
Es war allerlei Detailreichtum, mit dem Hübner seine Mitgehenden informativ versorgte. Aber er hatte an diesem Tag auch eine Bekannte dabei, die gleichfalls diplomierte Biologin ist. Doris Jansen, Urlauberin aus Schleswig-Holstein, betrieb einst selbst Studien und erfuhr von Hübner Unterstützung. Seitdem komme sie immer wieder zu Urlauben an den Obermain zurück.
Mitunter kam es zu interessanten Fachgesprächen zwischen Jansen, Hübner und einem weiteren Biologen, wobei nicht immer leicht auszumachen war, wann sich Fachchinesisch mit Humor vermengte. Wohl nur Biologen sind in der Lage, eine Erdbeere in weitreichender Präzision als "Sammelnussfrucht mit fleischlich verdicktem Fruchtboden" zu bezeichnen.
Der Name "Flockenblumen-Schenkelfalter" ist hingegen verbürgt. Auch diesem begegnete die Gruppe, die letztlich kurz vor Uetzing auf einer Anhöhe doch noch weidende Schottische Hochlandrinder zu sehen bekam.