Druckartikel: Blick in die Feuerwehrgeschichte

Blick in die Feuerwehrgeschichte


Autor: Andreas Welz

Lichtenfels, Montag, 03. Oktober 2016

Die Lichtenfelser Floriansjünger öffneten erstmals ihr liebevoll gepflegtes Museum für die Öffentlichkeit.
Klaus Gräbner ruft in ein Schallrohr "Feuer, Feuer". Sirenen gab es im 18. und 19. Jahrhundert noch nicht.


"Feuer, Feuer" hallte es jahrhundertelang entsetzt in die nächtliche Stille. Es stürmte Glockenklang über die Dächer hinweg, es rief einer dem anderen zu und wie das Feuer selbst raste dieser Schreckensruf von Mund zu Mund, von Haus zu Haus, um dem rasenden Inferno Einhalt zu gebieten.


Ausrüstung und Schulung

Waren in der Frühzeit Löscheimer und Einreißhaken, die einzigen Hilfsmittel, um verheerende Brände zu bekämpfen, so wurden ab 1850 technische Hilfsmittel eingesetzt, die Mobilität und die Löscheffektivität zu verbessern. Doch was hilft ein gutes Gerät, wenn man nicht geschultes und geübtes Personal hat, um es sinnvoll zur Rettung von Leben sowie von Hab und Gut einzusetzen.
Einen Blick in diese Zeit gewährte die Freiwillige Feuerwehr Lichtenfels während der Museumsnacht.
Das liebevoll gepflegte Museum öffneten die Brandschützer erstmals für ein breites Publikum. Dort wird Gerät aufbewahrt, das größtenteils aus Wehren der umliegenden Gemeinden stammt. Darunter viele Raritäten wie eine Kübelspritze aus dem Jahr 1780, die bei dem verheerenden Brand 1807 in Klosterlangheim eingesetzt wurde. 1985 zog das Museum vom Stadtgraben bei der heutigen Weka in das neu gebaute Feuerwehrhaus um, erläuterte Klaus Gräbner, der gemeinsam mit Lothar Seelmann durch die Ausstellung führte.


Begeisterter Fünfjähriger

Begeistert war auch der fünfjährige Maximilian aus Lichtenfels als ihm der ehemalige Hauptlöschmeister Helmut Jahn einen Einsatz erläuterte. Noch ein Jahr und er kann in die Kinderfeuerwehr eintreten und bei den gemeinsamen Veranstaltungen mit der Jugendfeuerwehr mitmachen.
Eine Hakenleiter hängt an der Decke. Das wichtigste Gerät der Steigerbteilung, wenn sie in ein brennendes Gebäude eindringen mussten. In Reih und Glied stehen die Helme. Viele tragen den Anfangsbuchstaben der Wehr. Einige sind mit dem Kaiseradler geschmückt, andere zieren das bayerische Wappen.
Das Horn vom Türmer des oberen Torturms stammt aus dem Jahre 1890, als der Türmer noch hauptamtlich eingesetzt wurde. Ins Auge fallen die großen Abprotzspritzen, die von vier kräftigen Männern bedient wurden. Eine Tragkraftspritze 8/8, Baujahr 1938, stammt aus Kloster Banz, als dort im Zweiten Weltkrieg ein Lazarett eingerichtet wurde. Eine Luftschutzpumpe rettete in den 40er-Jahren einen Turm der Stiftskirche, der nach einem Blitzschlag lichterloh brannte. Einen besonderen Eindruck bei den Besuchern hinterließen die zahlreichen, teilweise weit über 100 Jahre alten Feuerwehrspritzen, die Feuerwehren aus dem Landkreis dem Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung stellten.
Aber auch im Detail gab es viel zu sehen. Zum Beispiel die Petroleumlampen oder Blendlaternen, die in den Schutzanzug eingehängt wurden. Eine mächtige Kohlendioxydlöschanlange fiel ins Auge, die bei Bränden eingesetzt wurde, bei den man nicht mit Wasser löschen konnte. Schutzkleidung aus verschiedenen Epochen oder Fahnenbänder rundeten das Ausstellungsangebot ab. Im Schulungsraum wurden historische schwarz-weiß Filme gezeigt. Dort stärkten sich die Besucher mit Bockwurst und dunklem Bier.