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Biwak-Platz "eine gute Sache"


Autor: Ramona Popp

Wiesen, Montag, 12. Juni 2017

Straffällig gewordene Jugendliche müssen oft gemeinnützige Arbeit ableisten. Eine Aktion in Wiesen zeigt, dass das sogar Spaß machen kann.
Nahe der Kanuanlegestelle in Wiesen entsteht ein Biwak-Platz mit Feuerstelle. Initiator war der Ortssprecher Karl-Heinz Jäger (hinten links); mit im Bild einer der in dem Projekt eingesetzten Sozialarbeiter. Foto: Popp


Daniel (Name von der Redaktion geändert) muss arbeiten, weil er etwas ausgefressen hat. Wegen Sachbeschädigung stand er vor dem Jugendrichter. 120 Stunden etwas tun für die Allgemeinheit - das war die Quittung, die er bekam. Jetzt legt er gemeinsam mit anderen jungen Leuten in Wiesen nahe dem Main einen Biwak-Platz an. Dies geschieht unter der Regie des Projekts Meilenstein, das vor sieben Jahren im Landkreis Lichtenfels für straffällig gewordene Jugendliche initiiert wurde. Die Anregung für die Aktion in Wiesen kam vom dortigen Ortssprecher Karl-Heinz Jäger.


Langfristige Aufgabe

Ein offizieller Zeltplatz werde das nicht, stellt dieser klar. Aber nachdem wilde Feuerstellen nahe von Kanuanlagestelle und Wörthsee in der Vergangenheit ein Ärgernis waren, erschien es sinnvoll, auf diesem städtischen Areal eine Feuerstelle zu schaffen. Wer dort mal die Zelte aufschlagen möchte, der darf das wohl, wenn er vorher fragt. Jäger ist Lehrer an der Herzog-Otto-Mittelschule und außerdem seit einigen Jahren schon Schöffe. Er weiß, dass junge Leute mal straucheln und Unfug machen, meist aber "die Kurve kriegen", wenn sie eine Perspektive für ihr Leben erkennen. Er kannte auch das Projekt Meilenstein, und weiß, dass da nicht nur das Ableisten von auferlegten Sozialstunden organisiert wird, sondern dass es auch darüber hinaus Rat und Hilfe gibt. Projektleiterin Andrea Zellmer genießt Respekt und Vertrauen bei den Jugendlichen. Die Sozialpädagogin wird oft lange nach der absolvierten Arbeit noch um ein Gespräch gebeten.

Allerdings ist es für sie nicht immer leicht, passende Arbeitsmöglichkeiten zu finden. Nicht jeder Absolvent bedeutet nämlich eine Entlastung, und die Einrichtungen müssen bestimmte Vorgaben einhalten. So lohnt es sich beispielsweise nicht, für den einmaligen Einsatz eines jungen Mannes im Bauhof extra Sicherheitsschuhe anzuschaffen. "Vielen fehlen auch die klassischen Werte und Normen. Bitte und danke sagen, zum Beispiel", merkt Andrea Zellmer an. Deshalb ist sie froh über ergänzende Einsatzmöglichkeiten unter eigener Regie wie in Wiesen. Sozialarbeiter haben die Aufsicht und sagen, wo es lang geht. Der Biwak-Platz, für den auch Bürgermeister und Bauhof grünes Licht gaben, wird als langfristige Aufgabe angesehen. In unterschiedlichen Zeitabständen kann dort immer wieder etwas hergerichtet werden. Vier Einsätze gab es inzwischen. Es wurden Sträucher gepflanzt, Schutt und Müll weggeräumt, die Wiese gemäht und in der Mitte die Feuerstelle platziert. Auch die Geschäftsführerin des Vereins "Flussparadies Franken" signalisierte finanzielle Unterstützung. Darauf ist Meilenstein letztlich immer angewiesen. Aktuell ist das Projekt bis Ende 2018 gesichert.

Für den 17-jährigen Daniel ist die Arbeit an dem Biwak-Platz "eine gute Sache", wie er betont. Ja, er könne sich sogar vorstellen, hier einmal wieder herzukommen, wenn er seine Auflage erfüllt hat. Der ein Jahr ältere Florian (Name ebenfalls geändert), der vor gut einem Jahr seine Lektion lernen musste, packt nun als Gast mit an. Einfach, weil er das für sinnvoll ansieht.