Bier passt nicht nur zur Brotzeit
Autor: Gerda Völk
Lichtenfels, Donnerstag, 21. April 2016
Im Lichtenfelser Stadtschloss stellten heimische Brauer ihre Erzeugnisse zu den verschiedenen Gängen eines Menüs vor.
Da staunen sogar die Brauer: Von einer "Geschmacksexplosion" spricht Braumeister Manfred Reichert von der "Metzgerbräu" in Uetzing bei der Kombination Fastenbock und Kardamom-Praline. Dass Bier nicht nur zur Brotzeit passt, wozu es in Franken üblicherweise genossen wird, sondern auch wunderbar zum Dessert gereicht werden kann, überrascht auch Reicherts Brauer-Kollegen Thomas Hennemann aus Stublang. "Das ist ein ganz anderes Geschmackserlebnis", muss auch er zugeben.
Nicht die einzige Erkenntnis bei der Bierprobe im Stadtschloss, bei der neben den Vertretern der Kommunalpolitik auch Brauer aus dem Landkreis zu den Gästen zählten.
17 Brauereien im Landkreis
Das Zahlenwerk, das Landrat Christian Meißner eingangs erwähnt, lässt staunen. Dass Deutschland mehr Brauereinen besitzt als jedes andere Land in Europa, ist bekannt.
Dass Bayern mehr Brauereien als jedes andere Bundesland in Deutschland hat, ist auch klar. Dass Oberfranken die höchste Brauereidichte der Welt besitzt, dürfte auch niemand überraschen. Dass von den rund 200 oberfränkischen Brauereien 17 im Landkreis Lichtenfels insgesamt 116 Biersorten brauen, sei beachtlich. Neben den Standardsorten wie Pils, Dunkles oder Weizen befinden sich 83 Sorten ganzjährig im Angebot, darunter der Eierberg Urstoff, Querkerla Rauchbier oder Schusteröl. Hinzu kommen noch 33 saisonal gebraute Biere, wie Bockbiere, Festbiere oder Spezialbiere wie der Loffelder Champagner Zwerg.
Nun konnten bei der Bierprobe nicht alle Biere aus den Landkreis verkostet werden. Welche den Gaumen des Gastes erfreuen durften, das entschied im Vorfeld das Los. Immerhin kamen knapp zehn Prozent der Landkreisbiere zur Verkostung.
Eingangs wird ein Aperitif gereicht, der aus einer Mischung von Leikeim Pils, Weißbier und Aperol besteht, dekoriert mit einer Scheibe Orange. Zum Frühlingssalat mit Mango- und Weißbierdressing gibt es eine eigens für das Jubiläumsjahr eingebraute Spezialität der Brauerei Reblitz aus Nedensdorf, den Reblitzer ParadiesHopfen.
Es beginnt mit dem Riechen
Von Biersommelier Markus Raupach war an diesen Abend viel über Geschmack, Aussehen, Zutaten, Herstellung und Biergeschichtliches zu erfahren. Zunächst geht es ums Riechen, erst in einen zweiten Schritt um das Geschmackserlebnis. Aus dem eigens für das Jubiläumsjahr kreierten Glas steigen Düfte von Zitrusfrüchten, Maracuja, Orange und anderen Südfrüchten auf.
"Ein richtig schönes Sommerbier, das die Aromen des Salates verstärkt", erklärt Raupach. Als zweiten Gang weist die Menükarte einen fränkischen Snack zur Bierprobe aus. Die Biere dazu sind ein Wichert Dunkel, das Weismainer Hopfen-Gold "extraherb" der Brauerei Püls und ein Hefeweißbier der Staffelberg Bräu.
Auch die Farbe spielt eine Rolle
Neben Erläuterungen zu Rohstoffen und der Herstellung rät Raupach den Biergenießern, auch ihre Nase am Geschmackserlebnis zu beteiligen. Also einen Schluck Bier nehmen, ihn runterschlucken und durch die Nase wieder ausatmen. Beim Weismainer Hopfen-Gold ist auf diese Weise ein leichtes Zitrusaroma erkennbar, das die Schärfe des Peperoni-Käses etwas abmildert.
"Was man alles aus einen Bier riechen und schmecken kann, darüber macht man sich bei einem Seidla am Abend keine Gedanken", stellt Bürgermeister Andreas Hügerich überrascht fest. Neben dem Geschmack geht es auch um die Farbe des Bieres. Mit dem "Amber" kommt ein bernsteinfarbenes Bier der Braumanufaktur Lippert zur Verkostung, das neben dem Steinbier von Leikeim und dem Querkerla der Staffelberg Bräu den Hauptgang mit Schnitzel, Spargel, Kartoffel und Sauce Hollandaise begleitet. Auch hier geht Raupach auf die besondere Herstellungsweise ein. Heiße Steine geben dem Steinbier ein besonderes Aroma. Ulrich Leikeim, der Vater von Andreas Leikeim, hatte auf einer Reise in Österreich die Herstellungsweise kennengelernt.
Die Regel "Flüssiges bricht das Fasten nicht" war schon den Mönchen in den Klöstern bekannt. Ob die allerdings wussten, wie gut sich ein Fastenbock mit Pralinen verträgt, bleibt dahingestellt. Allerdings gab es auch hier einiges zu beachten. Die Kardamon-Praline der Confiserie Storath aus Stübig bei Scheßlitz sollte im Ganzen mit einem Schluck vom Fastenbock der Brauerei Trunk aus Vierzehnheiligen verkostet werden.