Bier gehört fest zu Franken
Autor: Matthias Einwag
Lichtenfels, Freitag, 23. Oktober 2020
Markus Lippert braut Bier auf traditionelle Weise. Im Frühjahr eröffnete er in Lichtenfels seine Braumanufaktur. Obwohl er Hightech einsetzt, legt er größten Wert auf überlieferte Verfahren und auf das Reinheitsgebot von 1516.
"Bier ist etwas, das in dieser Region kulturstiftend ist", sagt Markus Lippert. Seit Jahrhunderten gehört es zu Franken wie sonst kaum ein anderes Getränk. Beim Brauverfahren habe es im Lauf der Jahrhunderte keine großen Änderungen gegeben, findet er. Einziger Unterschied: Während die Brauer früher auf archaische Weise schuften mussten, übernehmen Pumpen heute viel von dieser Schwerarbeit.
Markus Lippert weiß, wie einst gebraut wurde. Der Bierliebhaber begann 2009 selbst auf einfachste Weise mit dem Brauen. In einem Wurstkessel in seinem Gartenhaus fabrizierte er die ersten Sude. Die Grundfertigkeiten hat er als Autodidakt von der Pike auf gelernt. Es fuchste ihn, besser zu werden. Das Feedback, das er von Freunden und Bekannten erhielt, bestätigte ihn. So meldete er seine Kleinstbrauerei 2012 als Gewerbe an.
Schnell wuchs die Nachfrage, so dass er mit dem Gedanken spielte, sein Hobby größer aufzuziehen. Hauptberuflich ist Markus Lippert Software-Entwickler bei Concept Laser. Diesen Brotberuf übt er trotz des Bierhobbys weiter aus: 30 Wochenstunden als Entwicklungsingenieur bei Concept Laser und unzählige Stunden in seiner Braumanufaktur.
Auf was er sich einließ, war ihm vorher klar. Heuer am Ostersamstag eröffnete die Manufaktur in einer gepachteten Immobilie an der Bamberger Straße. Das Konzept ist originell: Die Gäste sitzen an rustikalen Biertischgarnituren mit Blick auf die großen silbernen Sudkessel. Angeboten werden Brotzeiten, auf Vorbestellung auch Schnitzel. Und natürlich Bier - dauerhaft hat Markus Lippert drei Sorten im Ausschank. "Die Seubelsdorfer Weiße gibt's nur hier", sagt er, "Fränkisch Hell und Räucherla füllen wir auch in Flaschen und Fässer ab." Nicht in irgendwelche Flaschen, sondern in Literflaschen mit stilvollem Bügelverschluss. Schließlich geht es ja um die Wahrung alter fränkischer Braukultur.
Darüber hinaus hat sich Markus Lippert der Vielfalt verschrieben. Er versucht, jahreszeitlich passende Saisonbiere anzubieten - so wie es schon vor Jahrhunderten von Brauern praktiziert wurde, als es noch keine Kühltechnik gab, um die Biere länger frischzuhalten. Ein Sommerpils braut er ebenso ein wie einen Adventsbock, und zum Jahreswechsel möchte er ein Neujahrsfestbier aufs Fass ziehen.
Beim Brauen setzt er auf klassische Hopfensorten mit dem Ziel, geschmackvolle, naturtrübe Biere zu erzeugen. Gereizt hat ihn die Frage: Was muss man tun, um ein Lebensmittel selbst herzustellen? Egal, ob man Kaffee röste oder Tabak anbaue - beim Herstellungsprozess wachse die Wertschätzung für ein Produkt. Beim Bier gehöre nicht nur der eigentliche Brauvorgang dazu, sondern auch die Gärung und die Lagerung.
Mit seiner - der inzwischen einzigen aktiven - Braustätte in Lichtenfels möchte Markus Lippert an die lange Brautradition der Stadt anknüpfen.
Schon seit dem Jubiläumsjahr "500 Jahre Reinheitsgebot", das 2016 gefeiert wurde, sei die Nachfrage an seinen Bieren gestiegen. Hatte er zunächst nur eine Halbtagskraft angestellt, so arbeiten heute zwei Halbtagskräfte und rund ein Dutzend Gastronomiemitarbeiter für seine Manufaktur, die täglich ab 11 Uhr, sonntags ab 10 Uhr, geöffnet ist.
Nachfrage steigt
Bevor Markus Lippert die Manufaktur eröffnete, braute er nur einmal in der Woche. Inzwischen muss er aufgrund der steigenden Nachfrage ein bis zweimal pro Woche brauen - bei steigender Tendenz.
Außerdem wachse das Interesse der Leute an den Brauverfahren. Markus Lippert bietet deshalb Führungen an und lässt sich über die Schulter schauen. Dabei geht er auch auf das heute eher seltene Rauchbier ein. "Wieso schmeckt das Rauchbier nach Rauch?", fragt er die Leute zunächst. Weil das Malz befeuchtet wird, beantwortet er dann umgehend seine rhetorische Frage. Diese Feuchtigkeit musste dem Malz in einer Darre entzogen werden. Elektro-, Gas- oder Ölöfen gab es früher nicht. Also wurde das Malz über einem Buchenholzfeuer getrocknet. Das Malz nahm dieses Aroma an. Markus Lippert: "So wie das Rauchbier schmeckten früher alle Biere."
Spezialität Räucherla
Die Kunden goutieren das. Jede dritte Flasche, die Lippert verkauft, enthält Rauchbier. In der Gastronomie werde jedoch im Verhältnis weniger Rauchbier getrunken, sagt er. Ist ja logisch: Das nehmen sich die Gäste mit und genießen es zu Hause.