Bezirk: Kutzenberg-Pläne sind unumkehrbar
Autor: Matthias Einwag
Kutzenberg, Mittwoch, 02. August 2017
Bezirkstagspräsident und Vorstand der Gesundheitseinrichtungen des Bezirks untermauern ihren Standpunkt, in Kutzenberg umzustrukturieren.
Die Pläne, das Bezirksklinikum Obermain umzustrukturieren, sind nicht auf Eis gelegt. Das beteuert Bezirkstagspräsident Günter Denzler (CSU) in einem Pressegespräch mit dieser Zeitung. "Die Entscheidung ist unumkehrbar", sagt er in Bezug auf den Ortstermin der Landtagsabgeordneten Jürgen Baumgärtner (CSU) und Susann Biedefeld (SPD) am 25. Juli im Landratsamt Lichtenfels. Aufgrund der finanziellen Situation des Klinikums sei der Bezirk zum Handeln gezwungen, um nicht in die roten Zahlen zu rutschen. "Wir haben alles getan, damit die Betten in der Region bleiben", verdeutlicht er. "Unser Ziel war es, nichts aufzulösen, sondern Arbeitsplätze zu erhalten." Denzler: "Die Schließung der Thoraxchirurgie und der Orthopädie ist gültig."
Der Bezirkstagspräsident weist darauf hin, dass das bayerische Gesundheitsministerium mündlich mitgeteilt habe, dass es keine Kritik am Vorgehen des Bezirks und der GeBO habe und die Petitionen für unbegründet halte. Ein neuer Ortstermin bezüglich der beiden Petitionen ist auf 19. September angesetzt.
"Die Verunsicherung der Mitarbeiter ist es, was uns am meisten stört", sagt Katja Bittner, Vorstand der Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken (GeBO). Deshalb sei eine Jobbörse geschaffen worden. Es sei nie die Rede davon gewesen, 115 Arbeitsplätze abbauen zu wollen, fährt sie fort. "Bis zum Ende des Jahres müssen wir keinem Mitarbeiter betriebsbedingt kündigen - mit Ausnahme der beiden Fachärzte der von der Schließung betroffenen Fachrichtungen." Sie beteuerte, dass es im Rahmen der Umstrukturierung stets beabsichtigt gewesen sei, Mitarbeiter nicht weit wegzuschicken. Aus diesem Grund habe man die Kooperation mit den Kliniken in Scheßlitz und Bamberg gesucht. Zudem habe der Bezirk die natürliche Fluktuation genutzt, also Stellen vertrags- oder altersbedingt ausscheidender Mitarbeiter nicht neu besetzt.
Pflichtaufgaben wahrnehmen
Vor dem Hintergrund, das Klinikum in Kutzenberg auf dem sich rapide wandelnden Gesundheitssektor zukunftsfähig zu machen, sei die Schließung der defizitären Orthopädie und der Thoraxchirurgie unabwendbar gewesen, unterstreichen Günter Denzler und Katja Bittner. Es sei erforderlich, den Standort für psychisch Kranke zu stärken, erläutert Katja Bittner, "dafür brauchen wir die Räumlichkeiten" - etwa das derzeitige Orthopädiegebäude. "Wir wollen die räumliche Unterbringung der Patienten verbessern, bis der Neubau steht."Die Planung für den rund 100 Millionen Euro veranschlagten Neubau soll heuer abgeschlossen und eingereicht werden, so dass 2018 mit dem Bau begonnen werden kann. Katja Bittner sagt, sie freue sich sehr, dass der Bezirk einen Neubau in dieser Dimension befürwortete, denn das geschehe, um die Patienten in Kutzenberg künftig optimal versorgen zu können. Die neue Struktur des Klinikums sei mit dem Gesundheitsministerium abgestimmt, die architektonische Planung sei zum größten Teil fertig.
Im Vorfeld, erläutert sie, sei versucht worden, "die Orthopädie wieder fit zu machen". Das sei aufgrund der Fallzahlen nicht gelungen. Um die Defizite zu minimieren sei die Schließung unumgänglich geworden. Letztendlich nütze das auch den Kliniken in den umliegenden Orten, die weiter eine orthopädische Versorgung anbieten.
Personeller Umbau läuft bereits
Günter Denzler zieht ein positives Resümee der Jobbörse, die unter Mitwirkung des Personalrats stattgefunden habe. Aktuell gebe es zwei betriebsbedingte Kündigungen von Chefärzten. Ursprünglich seien 115 Vollzeitkräfte von der Umstrukturierung betroffen gewesen. Durch Mehrbedarf in anderen Bereichen des Bezirksklinikums Obermain seien jedoch aktuell nur noch 99,71 Vollkräfte davon tangiert. Für 54 dieser 99,71 Vollkräfte gebe es Arbeitsplatzangebote, davon seien inzwischen 44 angenommen, zehn Rückmeldungen stünden noch aus. 21 Vollzeitkräfte hätten das Unternehmen bereits verlassen, sieben befänden sich im Mutterschutz. Somit hätten 91 von 99 Vollzeitkräften ein Arbeitsplatzangebot erhalten - mit Ausnahme der beiden Chefärzte.Ins Kalkül bei der Umgestaltung, so Denzler, sollte auch gezogen werden, dass der Bezirk in den nächsten Jahren für rund 100 Millionen Euro neue Klinikgebäude in Kutzenberg baue. Realistisch sei, dass der Bau 2018 begonnen werden kann. Unter anderem werde hier ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) entstehen.
Zum 1. Januar 2018 werde das Bezirksklinikum nach seinen Angaben 278 Planbetten und 49 teilstationäre Plätze haben - zum Vergleich: Zum 1. April 2016 hatte es 337 Planbetten und 30 teilstationäre Plätze. Außerdem laufe die Kooperation mit dem Klinikum Bamberg in Sachen Oberfränkisches Lungenkrebszentrum bereits gut an. Was die Situation stationärer und teilstationärer Angebote der Schmerztherapie betreffe, würden solche von der Schön-Klinik in Bad Staffelstein, der Juraklinik Scheßlitz, vom Klinikum Bamberg und vom Klinikum Coburg vorgehalten.