Bewährungsstrafen für Verhütungsmittel-Schmuggler
Autor: Jochen Nützel
Lichtenfels, Montag, 07. Oktober 2013
Mit Bewährungsstrafen ist am Montag vor dem Land gericht Hof der Prozess gegen vier Angeklagte aus dem Raum Lichtenfels zu Ende gegangen. Zwei Männer und zwei Frauen sollen bandenmäßig tausende Ampullen eines Verhütungsmittels aus der Türkei illegal nach Deutschland gebracht haben, obwohl das Präparat hier nicht zugelassen ist.
Die Hauptangeklagte, eine 57-jährige ehemalige Arzthelferin, bekam zwei Jahre Haft auf Bewährung. Ihre Tochter erhielt ein Jahr, der Sohn kam mit einer Geldstrafe davon. Für den mitangeklagten Vermittler der Ware aus dem Ausland, ein gebürtiger Tscheche, sprachen sich die Richter für eine Bewährungsstrafe von 18 Monaten aus. Alle vier Verurteilten saßen bereits seit dem Nikolaustag 2011 in Untersuchungshaft.
Bei dem Arzneimittel handelt es sich um Depo-Provera. Der Wirkstoff lässt sich intramuskulär spritzen und soll für drei Monate den Eisprung unterbinden. Mit diesem Präparat handelte die 57-Jährige offenbar bereits seit 2004, als sie sich mit einem Arzneimittelvertrieb selbstständig machte. Den Firmensitz meldete sie in Tschechien an, versteuerte aber ihre Einkünfte nicht.
300 Frauenärzte waren Kunden
Trotz dieser Vorstrafe meldete die Lichtenfelserin eine neue Briefkastenfirma im Nachbarland Tschechien an. Die beiden Kinder halfen ihrer Mutter bei der Abwicklung der Deals. Der Vierte im Bunde leitete die Ware weiter. Kunden waren nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft etwa 300 Frauenärzte. Was die Größenordnung der geschmuggelten Menge angeht, so ist von mehr als 40.000 Ampullen die Rede. Die Bande hatte damit offenbar rund 600.000 Euro kassiert und zudem die Einfuhrumsatzssteuer hinterzogen.
Da das Präparat für 15 Euro verkauft und damit deutlich günstiger kam als andere Verhütungsmittel, dürften auch die beteiligten Ärzte ordentlich verdient haben. Inwieweit hier weitere mögliche Straftaten verfolgt werden, war am Montag beim Landgericht in Hof nicht zu erfahren.