Erste WG für pflegebedürftige Menschen im Landkreis Lichtenfels
Autor: Andreas Schmitt
Bad Staffelstein, Dienstag, 08. März 2016
In Bad Staffelstein entsteht die landkreisweit erste WG für demente und pflegebedürftige Menschen mit 24-Stunden-Betreuung.
Jeder Mensch hat seine eigenen Gewohnheiten. Morgens zum Beispiel: Während es der eine genießt, lange auszuschlafen, strebt der andere schon mit dem ersten Sonnenstrahl nach Aktivität.
In der neu entstehenden Wohngemeinschaft für demenzkranke und pflegebedürftige Senioren an der Ecke Victor-von-Scheffel-Straße/Am Kreuzberg will die Caritas auf individuelle Besonderheiten wie diese gezielt eingehen. Egal ob Langschläfer oder Frühaufsteher.
Betreuung rund um die Uhr
"Pflege- oder Altenheime haben allgemeine Weckzeiten, unsere Bewohner hingegen sollen selbst entscheiden, wann sie aufstehen", sagt Martina Lutter vom Caritas-Kreisverband Lichtenfels über die ab Mai bezugsfertige Senioren-WG mit 24-Stunden-Betreuung. "Viele ältere Menschen sind einsam. In der WG können sie ihren privaten Rückzugsort und das Erleben von Gemeinschaft verbinden." Der Plan: Die zwölf Mitglieder der Wohngemeinschaft mieten sich ihre etwa 14 Quadratmeter großen und nach eigenen Vorstellungen eingerichteten Zimmer. Jeweils zwei Senioren teilen sich ein Bad. Ihre Mitbewohner treffen sie dann gleich nebenan in der Küche, dem Aufenthaltsraum oder auf der Terrasse. Gemeinsames Kochen, Brettspiele, Unterhaltungen, Werkeln am Hochbeet: Das alles soll dort möglich sein. Muss aber nicht. Martina Lutter: "Wer an einem Tag keine Lust auf die anderen hat, kann einfach für sich bleiben." Grundsätzlich wie in einer normalen WG also - mit einem wesentlichen Unterschied.
Die zwölf Senioren sind in ihrer WG nicht alleine. Der Caritas-Betreuungsdienst ist rund um die Uhr präsent. Martina Lutter: "Demente Menschen sind phasenweise sehr fit, lassen wenig später aber den Herd an oder Fenster und Türen offen. Dafür sind dann unsere Mitarbeiter da." Doch nicht nur das: Sie fungieren generell als Ansprechpartner und unterstützen die Senioren bei ihren Vorhaben - vom Einräumen des Geschirrspülers bis zur Freizeitgestaltung. Immer mit dem Ziel, aus den älteren Menschen so viel Eigeninitiative wie möglich herauszukitzeln.
"Wenn ältere Menschen zuhause alleine gepflegt werden, werden sie oft bequem", sagt die Sozialpädagogin, die in der WG-Gemeinschaft eine wichtige Rolle einnimmt. Sie moderiert das "Gremium der Selbstbestimmung", in dem die Bewohner und ihre Angehörigen über Anliegen der Wohngemeinschaft beraten.
WG-Gremium entscheidet
Jeder hat eine Stimme, die Moderatorenrolle wird vom Freistaat Bayern gefördert. Festgelegt wird zum Beispiel, ob gebacken wird oder wer einkauft. "Das Übernehmen und Erledigen von Aufgaben in der Gemeinschaft sehen viele Senioren als Ansporn, diese auch zu schaffen", sagt Martina Lutter. Das Leben in einer Gruppe - so die 43-Jährige - könne für den Einzelnen zu erhöhter Selbstständigkeit führen. Und das Gemeinschaftsgefühl soll für die Senioren nicht nur in ihrer Wohnung entstehen. Die barrierefreie WG ist ein Teil des Projektes "In der Heimat wohnen", in dessen Zusammenhang der Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg und die Joseph-Stiftung an der Ecke Victor-von-Scheffel-Straße/Am Kreuzberg gerade insgesamt 28 Einheiten für generationenübergreifendes Wohnen bauen.
Der Preis für den WG-Quadratmeter wird 7,50 Euro betragen, kann aber je nach Einzelfall durch Förderung gesenkt werden. Hinzu kommen die durch alle Bewohner geteilten Betreuungskosten und eventuell noch zusätzliche Aufwendungen für individuelle Pflegeleistungen. Wer Interesse an einem WG-Platz hat, kann sich bei der Caritas-Sozialstation unter der Rufnummer 09573/1833 von Christine Renz und Claudia Weidner beraten lassen. Zum ersten Mal kennenlernen können sich die potenziellen WG-Bewohner am heutigen Mittwoch, 9. März, ab 14.30 Uhr bei einem Kaffeetrinken in der Sozialstation Bad Staffelstein.