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Beim ÖPNV genau hinschauen


Autor: Ramona Popp

Lichtenfels, Montag, 21. März 2016

Zum Entwurf für den Kreishaushalt gibt's aus den Fraktionen breite Zustimmung. Die hohen Kosten für das Fifty-Fifty-Taxiprojekt sollen hinterfragt werden.
Der Taxistand am Lichtenfelser Bahnhof. Das Fifty-Fifty-Projekt ermöglicht Landkreisbürgern zwischen 16 und 27 Jahren Fahrten an Wochenenden oder Vorabenden zu Feiertagen zwischen 21 und 5 Uhr zum halben Preis. Foto: Popp


Der Kreishaushalt 2016 ist ein solides Zahlenwerk, das durch die geplante Senkung der Kreisumlage um zwei Prozentpunkt die Städte und Gemeinden entlastet. Es gibt in Anbetracht der Verpflichtungen des Landkreises und der besonderen Herausforderung, einen Klinikneubau zu stemmen, auch kaum Variationsmöglichkeiten dazu, wie bei der Vorberatung am Montag im Kreisausschuss festgestellt wurde. Einzig in der Frage, um wie viele Punkte man die Kreisumlage senken dürfe, gab es nicht durchweg Einigkeit. Heinz Petterich (Freie Wähler) regte an, mit Blick auf die Entwicklung des Schuldenstandes über eine geringere Senkung von nur 1,5 Punkten zu diskutieren. Es überwog allerdings die Meinung, dies wäre ein vernünftiger Kompromiss, nachdem sogar eine Senkung um drei Prozentpunkte "drin gewesen wäre". Nettokreditneuaufnahmen finden nicht statt.
Heinz Petterich war es auch, der die steigenden Kosten beim Fifty-Fifty-Bus- und Taxiprojekt ansprach. Er betonte, er sei nicht gegen diese freiwillige Leistung des Landkreises, aber man müsse aufpassen, dass die Kosten dafür nicht aus dem Ruder laufen. Die Ausgaben sind, wie dargelegt wurde, in den vergangenen Jahren nämlich stetig gestiegen, und dies, obwohl weniger junge Leute dieses Angebot genutzt haben. Heuer hat der Kämmerer 125 000 Euro dafür im Haushalt eingestellt.

Landrat Christian Meißner (CSU) sagte eine Prüfung zu. Niemand wolle das Fifty-Fifty-Taxi abschaffen, man habe bei seiner Einführung 2002 vor allem den Disco-Unfällen entgegensteuern wollen und habe damit ja auch etwas erreicht. Man müsse genau hinschauen, denn es gebe "ein paar unschöne Verdachtsmomente, dass da nicht alles mit rechten Dingen zugeht". Der Landrat betonte ferner, die Erstellung des neuen Nahverkehr splanes sei kein Sparprogramm, es sollte aber eine ehrliche Bestandsaufnahme geben. Beim Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gehe es vor allem um die Frage der Finanzierbarkeit. "Wir werden nicht nur angenehme Diskussionen haben", prophezeite Meißner.

Das Fifty-Fifty-Projekt ermöglicht Landkreisbürgern zwischen 16 und 27 Jahren Fahrten an Wochenenden oder Vorabenden zu Feiertagen zwischen 21 und 5 Uhr zum halben Preis. Sie müssen sich dazu eine Berechtigungskarte vom Landratsamt ausstellen lassen. Die Idee hatte sich durchgesetzt, nachdem ein Anrufsammeltaxi im Landkreis 2001 aus Kostengründen abgelehnt worden war.


Monika Faber übernimmt SPD-Fraktionsvorsitz

Kreisrätin Monika Faber übernimmt nach dem Tod von Winfred Bogdahn den Vorsitz der SPD/SB-Kreistagsfraktion. Sie ist auch neues Mitglied im Kreisausschuss sowie im Bauausschuss Klinikum Lichtenfels. Faber wird zudem als ordentliches Mitglied für Winfred Bogdahn in die Verbandsversammlung des Zweckverbandes Konventbau Klosterlangheim nachrücken. Was die Ausschussbesetzungen und Stellvertreterposten angeht, wurden in diesem Zusammenhang von der SPD-Fraktion auch Umbesetzungen vorgenommen. Monika Faber gibt einige bisherige Aufgaben an Simon Ehnes ab, der als Listennachrücker am 11. April als neuer Kreisrat vereidigt wird.


Verteuerung am Gymnasium

In seine Schulen investiert der Landkreis auch heuer wieder erheblich. Bei der Generalsanierung des naturwissenschaftlichen Bereiches im Meranier-Gymnasium sind 25 000 Euro Mehrkosten entstanden. "Nicht schön, aber überschaubar", kommentierte dies Landrat Christian Meißner. Es handelt sich um eine Verteuerung um 2,5 Prozent der Baukosten. Begründet wurden die Mehrkosten von Kreisbaumeister Stefan Weisser vor allem mit zusätzlichen Erfordernissen im Bereich Lüftungstechnik. Zum Teil waren Abmessungen erst klar, als alle Zwischendecken abmontiert waren. Der Kreisausschuss bewilligte die Mehrkosten.


Applaus für erhofftes Erfolgsmodell mit Uni Split

Als eine Chance für junge Leute aus der Region bezeichnete Landrat Meißner die vertraglich vereinbarte Zusammenarbeit der Universität Split (Kroatien) mit der Regiomed-Kliniken GmbH, Träger des hiesigen Krankenhauses. Sie könnten ein Medizinstudium aufnehmen, auch wenn sie keine sehr guten Noten haben, drei Jahre dort studieren, wo andere Urlaub machen und dann in die Region zurückkommen. Dies soll mit einem Stipendienmodell unterstützt werden, für das noch Sponsoren gesucht werden. Meißner, der zur Vertragsunterzeichnung mit einer Delegation an die dalmatinische Adriaküste gereist war, berichtete den Mitgliedern des Kreisausschusses am Montag von seinen Eindrücken. Die kroatischen Partner wollten, dass sich die Universität durch diese Zusammenarbeit international ausrichtet und an Profil gewinnt. Die Teilnahme von vier Kabinettsministern, Bürgermeister und Fernsehsendern an der mit Streichquartett ausgestalteten Zeremonie zeige die Bedeutung, die ihr dort beigemessen wird. "Ich hoffe, es wird ein Erfolgsmodell", sagte Meißner unter Applaus aus dem Gremium. Heuer sollen 25 Studenten den Studiengang beginnen. Natürlich werde er das ab 2018 leerstehende Klinikgebäude bei Gesprächen zur Umsetzung der Pläne in Lichtenfels ins Spiel bringen. Bis die ersten Mediziner ihre Approbation haben, wird es sechs Jahre dauern. Bis dahin werde sich die Hausarztproblematik im Landkreis verschärft haben. Man wolle junge Ärzte für die Region gewinnen und werde Werbung an den heimischen Gymnasien machen.


Jugendliche in den Kreistag eingeladen

Als eine von bundesweit zehn Arbeitgruppen haben junge Leute aus dem Landkreis am Jugenddemografiekongress im Januar sowie an der Frühjahrstagung Anfang März auf Kloster Banz teilgenommen. Ziel dieser Initiative der Bundesregierung ist es, die Belange nachfolgender Generationen vor dem Hintergrund des demografischen Wandels zu berücksichtigen. "Jugend gestaltet Zukunft" lautet das Motto. Landrat Christian Meißner (CSU) zollte den Mitwirkenden Respekt für das, was sie in Kloster Banz an mehreren Tagen eigenständig erarbeitet haben. Er sei stolz auf die Schüler und habe sie für die Kreistagssitzung am 25. Juli eingeladen, um die Ergebnisse dort zu präsentieren. Der Landkreis Lichtenfels ist einer von vier Landkreisen in Deutschland, die als Modellregion ausgewählt wurden.