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Beim KJR Lichtenfels fehlen weitere Schultern


Autor: Markus Häggberg

Lichtenfels, Dienstag, 03. Mai 2016

Zu wenig Leute erklären sich bereit, einen Vorstandsposten im Kreisjugendring zu übernehmen. Das liegt aber wohl nicht an der Organisation selbst.
Nur vier von sieben Vorstandsposten können beim KJR besetzt werden. Das Bild zeigt die Wahlleitung beim Auszählen der Stimmen. Foto: M. Häggberg


Bis zum Tagesordnungspunkt mit der Nummer 14 war alles wie immer und gehabt; geordnet, zügig, vorhersehbar. Aber dann offenbarte sich während der Frühjahrsversammlung des Lichtenfelser Kreisjugendrings (KJR) so etwas wie die Nähe zu einem Ärgernis: Der Vorstand ist nicht komplett, schrumpfte binnen weniger Monate von sieben auf vier Personen und ist nur notdürftig beschlussfähig.

Tina Krause kam aus Bayreuth angereist. Bis das Vorstandsmitglied des Bezirksjugendrings das Wort im Sitzungssaal des Landratsamtes erhob, war eigentlich nichts weiter los gewesen. Begrüßung, Genehmigung der Tagesordnung, Bericht des Vorstandes zu Zurückliegendem, ein, zwei Meldungen aus dem Publikum, Kassenprüfungsbericht mit der zu erwartenden Erkenntnis, finanziell gesund zu sein sowie Entlastung des Vorstandes. So weit, so gewöhnlich.



Doch bei der Bildung des Wahlausschusses wurde offenbar, dass sich die vier Vorsitzenden allenfalls bestätigen lassen konnten und dass keine weiteren dazukommen würden, um die eigentlich festgelegte Zahl von sieben Vorständen wieder zu erreichen. "Vier Schultern tragen einfach weniger als sieben", mahnte Wahlausschussmitglied Tina Kraus kurz vor flehentlich. 37 Besucher beziehungsweise Mitgliedsvertreter aus Vereinen und Verbänden waren gekommen, vernahmen ihren Satz und irgendwann fiel ein Name, ein Vorschlag: Theresa Williams.

Doch die 19-jährige Kinderpflegerin aus Marktzeuln wiegelte ab und stellte klar, dass sie aus Zeitgründen keinem Vorstandsgremium zur Verfügung stehe. Das war es dann an Namen. Was blieb, war die Wiederwahl oder besser gesagt die Bestätigung der bisherigen vier: Reiner Babucke (Erster Vorsitzender), seine Stellvertreter Kathrin Müller sowie Helmuth Bautz und Linda Krippner. Wahlleiter, Stadtrat und KJR-Urgestein Frank Rubner wies darauf hin, dass mit jeder kommenden Sitzung ein Neuwahlversuch verbunden sei, um den Vorstand wieder zu komplettieren. Wenn nur einer der vier Vorsitzenden bei einer Versammlung unpässlich ist, sei man bereits beschlussunfähig.


Freizeit ist Mangelware

Allerdings, so die Landkreis-KJR-Geschäftsführerin Nadine Rohowsky, stehe der Rückgang der Zahl an Vorsitzenden lediglich mit persönlichen Lebensumständen in Verbindung. Und mit einem allgemeinen Trend: "Ja, weil die Leute immer mehr zu tun haben. Es ist nicht mehr so wie in den 80ern, wo jeder Jugendliche sagen konnte, ich gehe in Vereine, in zwei, drei, vier." So hätten seit vergangenem Herbst derlei Umstände dazu geführt, dass das Engagement des einen oder anderen Vorstandsmitglieds eben zurückgeschraubt werden musste.
Ärgerlich, aber nicht nur für den KJR bezeichnend. Rund 26 oder 27 Vereine und Verbände seien im Landkreis Lichtenfels von der Mitgliederentwicklung betroffen.

Im nächsten Jahr feiert der Kreisjugendring 70. Geburtstag. Feierlichkeiten dazu fasste der Abend im Sitzungssaal nicht ins Auge. Ein Seminar namens "Ohne Moos nix los" soll die Zuschussmöglichkeiten für KJR-Projekte demnächst unter die Lupe nehmen. Oder die Rück- und Vorschauen zu den kommenden und vergangenen Ferienprogrammen beziehungsweise dem Ergebnisbericht "Jugend gestaltet Zukunft", bei dem der Lichtenfelser Landkreis als einer unter dreien deutschlandweit zu einer Demografiestrategie beitragen soll, mit Handlungsempfehlungen für die Belange von 14- bis 27-Jährigen.

Erstaunlich dabei seien die dazu von Jugendlichen erarbeiteten Ergebnisse, die dem Landkreis ein erstaunlich gutes Freizeitangebot bescheinigen und auch eine starke Wirtschaft, hingegen von Defiziten in der Infrastruktur sprechen. Alle anderen Tagesordnungspunkte, wurden an diesem Abend von Punkt 14 etwas an die Seite gedrängt.