Bei KKK war der Abend in Michelau "Zä korz"
Autor: Gerda Völk
Michelau, Sonntag, 06. März 2016
Der Erlanger Klaus Karl-Kraus stellte sein Programm in Michelau vor.Das Publikum hatte Spaß.
Der Erlanger Kabarettist Klaus Karl-Kraus scheint gern in Michelau zu sein. Und das Michelauer Publikum scheint das fränkische Urgestein generationenübergreifend zu lieben. Jedenfalls war das Gemeindezentrum am Samstagabend ausgesprochen gut besucht. "Zä korz" heißt Karl-Krausens neuestes Programm, das sich um Gott, die Welt und den Club dreht.
Der enge Kontakt zum Publikum sollte zur Stärke des Abends werden, besonders zur zweiten Reihe im Saal. Der Reihe der Ahnungslosen, wie Karl-Kraus mehrfach unkte.
Wer bislang über den Club gelästert hat, sollte sich schon mal ein Alternativprogramm ausdenken, wenn Kraus mal wieder in der Region ist. "Wenn mer in der ersten Liga spielen, dann lass mer die nemmer nei", verspricht der ausgewiesene Club-Fan: Dann liegen Fotografien der Lästerer vorn an der Kasse.
Immer wieder tauchen Rückblenden in die Kindheit auf.
Deshalb sei der erste Kontakt mit dem weiblichen Geschlecht auch alles andere als glücklich ausgefallen. Nicht jede Angebetete möchte aus 28 Metern Entfernung einen Lederball ins Gesicht bekommen. Auch der erste Zungenkuss sei eher ein unfreiwilliges Abenteuergewesen, zudem "sehr leberwurstlastig".
Ob allerdings ein katholischer Geistlicher in den 60er-Jahren die geeignete Person war, um junge Burschen aufzuklären, bleibt dahingestellt. Danach hat sich Karl-Kraus jedenfalls dafür entschieden, mit Fury, Lassie und Bonanza die Kindheit noch um einige Monate zu verlängern.
Seiner Meinung nach die schönste Zeit, aber sie war "Zä korz". Eltern erhalten den Rat, ihrem Nachwuchs solange wie möglich die Zeit der Kindheit zu erhalten.
Kindheitserinnerungen hat der Erlanger reichlich auf Lager. Beispielsweise die Sache mit dem Taschengeld. Manchmal gab es eins, manchmal nicht. Deshalb hat der kleine Klaus regelmäßig etwas vom Milchgeld abgezwackt.
Doch diese "Sünde" war im Beichtspiegel nicht drin. Deshalb hat der Pfarrer den jungen Klaus bei der nächsten Beichte dazu verdonnert, das abgezwackte Milchgeld wieder zurückzugeben.
Wie der Geistliche viel später berichtete, sei Karl-Kraus der einzige gewesen, der mit dem Pfarrer verhandelt habe. Statt einer Mark, wollte er nur 50 Pfennig zurückgeben. Schließlich habe es lange gedauert, bis die Mark zusammen war.
Der Erlanger Kabarettist versteht es, sein Publikum zu unterhalten. Es gibt viele herzhafte Lacher, besonders in der zweiten Reihe. Von seinen Kindheitserlebnissen schwenkt Karl-Kraus zum Essen.
Grünkernbratlinge sollen angeblich eine panische Angst vor Dunkelheit haben. "Kaum sind sie drin, wollen sie wieder raus." Auch in der Welt der Gourmetküche entdeckt der Kabarettist das berühmte Haar in der Suppe. Die Teller seien so groß wie der Lenker eines Reisebusses. In der Mitte, dort wo die Hupe ist, drängt sich das Essen zusammen.
"Dass du in einen Edelschuppen bist, merkst du daran, dass dir jedes Mal nur ein Maul voll Wein eingeschenkt wird", gibt Karl-Kraus als Hinweismit. Wer in der kommenden Biergartensaison etwas Geld sparen wolle, sollte vielleicht diesen Ratschlag ins Auge fassen: "Niedersaufen bis zum Naacherla und sich dann beschweren, dass eine Mücke im Glas ist." Karl-Kraus hat jedenfalls immer eine Mücke dabei.
Am Schluss gibt es noch etwas Fränkisch für Anfänger. Wer meinte das Debbich (Teppich) mit T geschrieben wird, irrt. Zumindest in Franken. Schließlich ist Debbich eine weiche Auslegeware. Genau muss man hinhören, wenn Karl-Kraus "Diederdeidadarisdaa" sagt. Wer es nicht versteht, bekommt die Übersetzung: "Dieter, dein Tatar ist da."