Baumgärtner zieht in den Landtag ein
Autor: Alexander Löffler
Trieb, Sonntag, 15. Sept. 2013
Der CSU-Kandidat erreicht im Stimmkreis Kronach-Lichtenfels rund 50 Prozent der Stimmen und gewinnt das Direktmandat.
"Wer hätte gedacht, dass ich einmal MdL werde?" Diesen Satz spricht Jürgen Baumgärtner, als er sich am Wahlabend gegen 19.45 Uhr von zu Hause aus auf den Weg zur Wahlparty auf der Karolinenhöhe in Trieb begibt. Sicherlich hat er sich für dieses Mandat beworben und es nun auch errungen. Doch bezeichnet er sich selbst immer wieder als Sohn einer Arbeiterfamilie und hätte vor Jahren wohl selbst nicht diesen Erfolg erwartet. Und obwohl er sich am Wahlabend betont entspannt gibt, merkt man ihm das Abfallen der Last spätestens dann an, als er in seiner Garageneinfahrt beide Hände in die Höhe streckt und laut "Yes" ruft.
"Ich wollte einfach mal weg vom Rummel sein", erklärt Baumgärtner seine Entscheidung, das Wahlergebnis alleine zu Hause abzuwarten, und verweist auf über 600 Termine, die er seit Anfang des Jahres wahrgenommen hat. Noch nicht einmal seine Familie ist zugegen - bewusst, wie er betont: "Ich lasse meine Familie außen vor. Das ist eine rote Linie, die nicht überschritten werden darf." Besonders vermisst er jedoch den ehemaligen Kreisvorsitzenden Joachim Doppel: "Mein Freund Joachim wäre heute mit da. Ihm habe ich viel zu verdanken."
Und während Baumgärtner nach kurz aufkommender Wehmut bei Wein und Käsespießen auf das Ergebnis wartet, spricht er davon, im Falle einer Niederlage zurückzutreten. "Als Direktkandidat verliert man alleine. Ich bin bereit, meinen Kopf hinzuhalten, wenn es nicht läuft." Doch dieser Schritt wird nicht erforderlich sein.
Faustdicke Überraschung
Seine Entspanntheit weicht erstmals gegen 17.45 Uhr, als er einen Anruf von Kreisgeschäftsführer Bernd Liebhardt erhält, den er im Laufe des Abends scheinbar zur Verzweiflung bringt, weil er partout nicht vor einer klaren Tendenz zur Wahlparty will. "Der hält das aus", scherzt Baumgärtner später und lobt Liebhardt, der ihn im weiteren Verlauf des Abends mit SMS förmlich bombardiert, über den grünen Klee: "Ein guter Mann." Doch als dieser ihn kurz vor 18 Uhr informiert, dass ein Radiosender von einer faustdicken Überraschung spricht, kommt Baumgärtner nur ein kurzes "oh" über die Lippen. Erst danach fängt er sich wieder, scheint jedoch Bedenken über seine Zukunft zu haben: "Das macht mir Sorgen." Diese sind jedoch unbegründet, sind doch mit der Überraschung das Scheitern der FDP und die absolute Mehrheit der CSU gemeint.
Letzteres wiederum sieht er als großen Ansporn: "Das ist ein großer Auftrag. Ich habe das so nicht gespürt und auch nicht erwartet", betont Baumgärtner und blickt nach vorne, ohne sein eigenes Ergebnis zu wissen: "Jetzt muss was gehen. Jetzt können wir das umsetzen, was wir besprochen haben", spricht er einige Ziele an: Verbesserung des Pflegeschlüssels, den Ausbau der B 173, die Energiewende, die netzsichere Versorgung der energieintensiven Unternehmen und wohnortnahe Schulen. "Daran lasse ich mich messen, wenn wir in fünf Jahren wieder hier sitzen", gibt er sich voller Tatendrang und ist besonders der Überzeugung, dass es spätestens in fünf Jahren für den vierspurigen Ausbau der B 173 nach Lichtenfels Baurecht gibt und in Teilbereichen schon Bagger rollen.
Wasserstandsmeldung
Um 18.34 Uhr läuft dann eine erste Wasserstandsmeldung bei ihm ein. Der Anrufer teilt mit, dass Baumgärtner in einem Wahllokal 68 Prozent der Stimmen erhalten hat: "Oh. Das ist aber schön", freut sich Baumgärtner, der immer wieder auf sein Handy schaut, SMS liest und sich wundert, warum er in kurzer Zeit fünf Freundschaftsanfragen in Facebook erhalten hat: "Ich habe verstanden. Wer die Wahl gewinnt, hat einen exorbitanten Zuwachs an Facebook-Freunden", scherzt der Steinberger, der nur sieben Minuten später die ersten Glückwünsche entgegennimmt. Immer wieder rufen Parteifreunde an und informieren ihn über den Zwischenstand. Doch erst um 19.35 Uhr ist sich Baumgärtner sicher: "Die Sache ist gelaufen."
Er freut sich auch über die Glückwünsche von FDP-Kandidat Björn Cukrowski: "Der ist in Ordnung." Für die Liberalen gibt es dennoch einen Seitenhieb: "Das regelt der Markt", kommentiert er das Abschneiden der FDP und zitiert damit einen Liberalen, der sich für ihn unverständlich so über die Entwicklung von Loewe geäußert hatte. In der Zukunft wird der berufliche Schwerpunkt Baumgärtners nun also in München liegen, nachdem er bisher als Oberstleutnant der Bundeswehr viel unterwegs war. Für seine Familie werde es damit leichter: "Mein Leben wird jetzt deutlich planbarer."
Und während Jürgen Baumgärtner immer wieder Glückwünsche entgegennimmt, sieht er in seiner Wahl in den Landtag einen Auftrag, auch weiterhin engagiert für die Heimat zu arbeiten. Unterdessen nimmt er genüsslich einen weiteren Schluck Wein und lässt sich nach Trieb zur Wahlparty fahren. Baumgärtner lässt durchblicken, dass diese ähnlich lange dauern könnte wie bei seiner Wahl zum Kreisvorsitzenden: 7.30 Uhr.
Ergebnisse der Direktkandidaten und Parteien in den fränkischen Stimmkreisen finden Sie unter wahlen.infranken.de. Auch Detailinformationen zu den Direktkandidaten finden Sie auf dieser Seite.