Banz als Tresor für des Herzogs Schätze
Autor: Matthias Einwag
Kloster Banz, Freitag, 26. Oktober 2018
Bernhard Graf geht in seinem Bildband "Im Glanz edler Steine" auf die Preziosen der Wittelsbacher ein. In Franken hat vor allem die Linie der Herzöge in Bayern Spuren hinterlassen. Wenngleich das Geschmeide andernorts aufbewahrt wird, befinden sich in Banz doch kostbare Stücke.hinterlassen
Der Blaue Wittelsbacher ist der berühmteste Edelstein unter den bayerischen Kronjuwelen. Das Fürstenhaus sammelte über die Jahrhunderte viele weitere Pretiosen an, die sich heute in verschiedenen Museen befinden. Eine Übersicht über all die Schätze stellte der Münchner Historiker und Journalist Bernhard Graf nun in einem Bildband zusammen. Wir sprachen mit dem Autor über die Wittelsbacher in Banz und Bamberg.
"Das Leben der herzoglichen in Bayern-Linie der Wittelsbacher in Banz ist mit dem vergleichbar, wie sich die Nachkommen in Possenhofen und Tegernsee einrichten sollten", sagt Bernhard Graf. Fern vom höfischen Zeremoniell der königlichen Verwandten in München habe sich Herzog Wilhelm in Bayern mit seinem Enkel Max hierher zurückgezogen, um in Sommer und Herbst die Schönheiten der Natur und die Jagden zu genießen.
Natürlich lebte die herzogliche Familie nicht allein im Schloss. Eine umfangreiche Dienerschaft begleitete die Wittelsbacher, vorneweg ein Hofmarschall an der Spitze der Entourage des Herzogs und ein Hofmeister als Vorstand der Dienerschaft der Herzogin. Dazu kamen die Equipage sowie Erzieherinnen und Lehrer für die Zöglinge. In den Wintermonaten zog man sich wieder nach Bamberg in die ehemalige fürstbischöfliche Residenz zurück.
Immer wieder nutzen die Wittelsbacher die ehemalige, fürstbischöfliche Residenz, so König Otto von Griechenland (reg. 1832/35-1862), nachdem er sein Königreich verlassen musste. Hier unterhielt er sich täglich in griechischer Sprache und umgab sich mit einem 50-köpfigen Hofstaat in griechischer Tracht, bis er am 26. Juli 1867 starb. Auch Kronprinz Rupprecht von Bayern (1869-1955) richtete mit seiner Gemahlin Marie Gabriel(l)e (1878-1912), einer geborenen Herzogin in Bayern, hier einen ersten Hausstand ein. So hielt am 23. Oktober 1900 das Kronprinzenpaar seinen feierlichen Einzug. Öfters hielt sich Rupprecht auch zu Abendgesellschaften im Schloss Eyrichshof der Freiherren von Rotenhan auf oder beteiligte sich an Parforcejagden im Umgriff des Schlosses Greifenstein der Grafen Schenk von Stauffenberg.
"In erster Linie war Banz nicht als Ort von höfischen Empfängen und Festen gedacht", sagt Bernhard Graf. Vielmehr habe Herzog Wilhelm in Bayern die ehemalige Benediktinerabtei 1814 gekauft, um hier inmitten seines Jagdreviers seinen Sommersitz einzurichten. Diese Liegenschaft sollte für die Wittelsbacher in-Linie vorwiegend als Rückzugsort dienen. So verbrachte auch Wilhelms Enkelsohn, Herzog Maximilian in Bayern, als Kind seine Freizeit hier.
"Zudem diente das ehemalige Kloster der Wittelsbacher Nebenlinie auch als Tresor ihrer bedeutenden Sammlungen", sagt der Historiker. So habe Herzog Wilhelm die Petrefaktensammlung hier untergebracht und der Enkel Max seine Orientalische Kollektion, die er aus Ägypten, Nubien und dem Heiligen Land mitgebracht hatte. Graf: "Es ist immer wieder zu lesen, dass die herzogliche Familie ihre Verwandten und Freunde hierher einlud, um ihnen diese Sammlungen mit einem gewissen Stolz zu zeigen. Das herzogliche Gästebuch belegt diese Besuche auch noch in späteren Generationen." Die Residenz in Bamberg hingegen diente der herzoglichen Familie als Ort der Repräsentation. Hier wurden hohe Gäste empfangen, wie zum Beispiel Kaiser Napoleon I. mit seinen Marschällen.
Ganz unterschiedlich bewertet Bernhard Graf das dramatische Ereignis, als im Zuge der Säkularisation sakrale Preziosen, Kronjuwelen, Prunkreliquiare und Kirchengeräte - zum Beispiel die Kronen des Kaiserpaars Heinrich II. und Kunigunde oder die Staurothek Kaiser Heinrichs II. aus dem Bamberger Domschatz sowie das fränkische Herzogsschwert aus dem Würzburger Domschatz - entfernt wurden, ergänzt Bernhard Graf. Besonders hoch schätze er die Fürsorge des Kronprinzen Ludwig (nachmals: König Ludwig I.), der die schützende Hand über die fränkischen Kleinodien hielt und sie rettete, indem er sie in die Geheime Kammerkapelle, die Reliquien- und Schatzkammer der Münchner Residenz, in das kurfürstliche Münzkabinett sowie in die kurfürstliche Bibliothek bringen ließ. Bernhard Graf: "Waren doch an vielen Orten rücksichtslose Aufhebungskommissare am Werk, die die Preziosen ihres Edelsteinbesatzes beraubten und das Edelmetall einfach einschmelzen ließen - so müssen die Haltung und Tatkraft des Kronprinzen als Aktion in letzter Not verstanden werden."