Bald neue Wohnungen im ehemaligen Lichtenfelser Altenheim?

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Im Bereich Nordgauerstraße wohnen viele ältere Lichtenfelser. Die Stadtbushaltestelle befindet sich nur wenige Schritte vom früheren Altenheim entfernt, das sei Ende 2012 leersteht. Fotos: Ramona Popp
Im Bereich Nordgauerstraße wohnen viele ältere Lichtenfelser. Die Stadtbushaltestelle befindet sich nur wenige Schritte vom früheren Altenheim entfernt, das sei Ende 2012 leersteht. Fotos: Ramona Popp
Stefan Welsch sieht regelmäßig nach dem Rechten. Von einer Wohnung in den oberen Stockwerken hätte man einen Ausblick über die ganze Stadt
Stefan Welsch sieht regelmäßig nach dem Rechten. Von einer Wohnung in den oberen Stockwerken hätte man einen Ausblick über die ganze Stadt
 
Die Aufzüge werden regelmäßig gewartet und Tüv-geprüft, um die Betriebserlaubnis aufrechtzuerhalten.
Die Aufzüge werden regelmäßig gewartet und Tüv-geprüft, um die Betriebserlaubnis aufrechtzuerhalten.
 
Licht am Ende des dunklen Flurs
Licht am Ende des dunklen Flurs
 

Im ehemaligen Lichtenfelser Altenheim der Maiacher Stiftung könnten 50 Wohnungen entstehen, die den Bedürfnissen älterer Menschen entsprechen. Der neue Stadtrat wird die Entscheidung darüber bald angehen müssen.

Im Vorgarten Nordgauerstraße 2 hat der Frühling Einzug gehalten. Bäume in sattem Grün, blühende Blumen. Drinnen aber fühlt es sich nach Herbst an. Dunkle, leere Flure, Räume, in denen kein Leben mehr ist. Wer hier vor dem Auszug der Bewohner einmal war und sich die Bilder vor Augen ruft, den befällt Melancholie. "Es war eine familiäre Atmosphäre, das hat mir gut gefallen", sagt Stefan Welsch. Er war über zehn Jahre lang der Haustechniker für das Altenheim der Maiacher Stiftung. Jetzt ist der Mitarbeiter des städtischen Bauhofs der Letzte, der noch regelmäßig hier ist. Auch wenn das Gebäude seit Ende 2012 leersteht, müssen Wartungsarbeiten erledigt werden. Ab und zu Wasser in die Siphons gießen, damit sich kein übler Geruch ausbreitet. Der Saal im Erdgeschoss wird als Wahllokal benutzt, die Kabinen stehen bereit.
Die Heizung blieb zum Schutz vor Frostschäden im Winter in Betrieb, die Aufzüge sollen ihre Tüv-Genehmigung und damit den Bestandsschutz nicht verlieren. Man könnte sie noch brauchen.

Was passiert mit dem Gebäude?

Mit der Entscheidung für den Bau eines neuen Altenwohn- und Pflegeheims unter Trägerschaft des BRK waren Überlegungen für den Umbau des 70er-Jahre-Gebäudes einher gegangen. So genannte Service-Wohnungen, speziell auf die Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnitten, wurden favorisiert. Die von einem Architekturbüro erstellte Machbarkeitsstudie zeigte auf, dass etwa 50 Wohnungen darin entstehen könnten. In einer ersten groben Kostenschätzung war von sechs Millionen Euro die Rede. Ein möglicher Baubeginn war "ab März 2013" angesetzt worden. Doch aus finanziellen Gründen wurde das Vorhaben geschoben. Die Stadt Lichtenfels hatte sich mit einem zinslosen Darlehen über 1,6 Mio. Euro an dem Neubau des BRK-Altenheimes beteiligt, im selben Jahr war der Haushalt mit weiteren 600 000 Euro wegen Entschädigungszahlungen an das bis dato unter anderen Konditionen beschäftige Heimpersonal belastet. "Da ging finanziell nichts mehr", erklärt Kämmerer Johann Pantel. Gleichwohl weiß er, dass der Bedarf an Senioren-Wohnungen mit einem angegliederten Betreuungsangebot da ist.

Unter den 78 Wohnungen in den drei ebenfalls zur Maiacher Stiftung gehörenden Altenwohnhäusern gibt es keine Leerstände. Pflegeplätze nach heutigen Maßstäben hat es bei Inbetriebnahme des Altenheimes in der Nordgauerstraße nicht gegeben. Es handelte sich eher um eine Wohnanlage mit Versorgung der Bewohner im hauswirtschaftlichen Sinn. Nur ein geringer Teil der Räume war für Menschen vorgesehen, die pflegebedürftig waren. In den Folgejahren stieg die Zahl der Pflegefälle. Der bauliche Zustand des Hauses stand diesen Bedürfnissen und einem wirtschaftlichen Betrieb entgegen, wie Pantel berichtet. Ein Umbau hätte viel Geld gekostet und wäre auch keine Pflichtaufgabe der Stadt gewesen. Dieser Umstand und die bevorstehende Auflösung der Pflegestation im Klinikum waren Anlass, im Hinblick auf den BRK-Neubau ein Ende des Heimbe triebes zu besiegeln.

Privater Investor oder Stadt?

Nun wird es Aufgabe des neuen Stadtrates sein, eine Weichenstellung für die weitere Nutzung des früheren Altenheimes vorzunehmen. Aktuell wird ein Wertgutachten für das Gebäude durch einen Gutachter erstellt, das bis Juni vorliegen soll. Laut Pantel hat es bereits Gespräche mit möglichen Investoren gegeben, doch sei es nach wie vor offen, wer Umbau und Sanierung in die Hand nehmen wird. Dass es die Stadt selbst macht, sei eine Option geblieben. So lange nichts passiert, kostet die Sicherung des Bestandes die Stadt nach Angaben des Kämmerers jährlich bis 50 000 Euro.

So lange wird sich Stefan Welsch weiter um das Haus kümmern, in dem es gefühlt Herbst geworden ist. Aber spätestens im nächsten Frühling, meint Johann Pantel, müsse eine Entscheidung fallen.