Bad Staffelsteiner Bademantelgang ein Erfolg?
Autor: Jann Weckel
Bad Staffelstein, Donnerstag, 21. Sept. 2017
Nüchtern betrachtet ist es nur ein Gang zwischen zwei Gebäuden. Doch die Investition in den Bademantelgang zwischen Kurhotel und Therme hat sich gelohnt.
Andreas Poth, Geschäftsführer des Kurhotels an der Obermain-Therme, könnte gar nicht zufriedener sein. "Es ist eine große Begeisterung bei den Gästen zu spüren. Sie sagen: Da war die absolut richtige Entscheidung!" Gerade die Stammgäste, die teilweise seit 20 Jahren ins Kurhotel kommen, wären voll des Lobes. Das bestätigt prompt Christa Fleischer aus Kleinostheim: "Der ist super! Wirklich sehr schön gemacht, da kann man nichts sagen." Sie ist mit ihrem Mann Horst zu Gast im Hotel, der ergänzt: "Das ist wirklich praktisch." Auch Hans-Josef Stich, Werkleiter der Therme, ist begeistert: "Das ist ein Riesengewinn, auch für die Therme. Es gibt Gäste, die nach solchen Kriterien ihren Urlaub buchen. Also ob Bad Staffelstein in Frage kommt, oder nicht."
Die Rede ist vom Bademantelgang, der mittlerweile seit rund anderthalb Jahren buchstäblich eine Brücke zwischen dem Kurhotel und der Obermain-Therme schlägt. Durch ihn können Hotelgäste entspannt von ihrem Zimmer in die Therme gelangen. "Die Stimmung im Hotel hat sich dadurch gewaltig geändert. An Regentagen waren die Gäste oft im Wintergarten beim Frühstück gesessen und haben sich gefragt, was sie heute machen sollen", so Poth. Heute sei das überhaupt kein Thema mehr, gerade im Winter: "Man muss nicht seine warme Sachen anziehen, dann hinüber zur Therme laufen und sich dort wieder ausziehen. Und nach dem Baden ist man ja auch extrem aufgeheizt. Dann musste man wieder in die Klamotten und war gleich wieder verschwitzt", schildert Andreas Poth die Situation vor März 2016.
Komplizierte Umsetzung
Doch das ist Geschichte. Der Gang steht und erfreut sich größter Beliebtheit: "Er ist auch der meistgenannte Begriff auf den Bewertungsplattformen. Diesen Erfolg hätte ich nie für möglich gehalten." Es war aber kein einfacher Weg: "Das war vor allem eine enorme technische Herausforderung", so Poth. "Als ich mich zum ersten Mal mit ungefähr fünf Zeilen meiner Vorstellungen an die Firma gewendet habe, die in der Therme die Technik betreut, habe ich 32 Seiten technische Anforderungen zurückbekommen."Dabei klingt das Prinzip simpel: Jeder Hotelgast hat pro Nacht drei Stunden Thermenaufenthalt im Preis inbegriffen. Wer mehr will, zum Beispiel Eintritt zur Saunalandschaft oder die Gastronomie der Therme nutzen, der zahlt das am Ende beim Aus-Checken im Hotel. Die Umsetzung war kompliziert: "An manchem Orten gehören Therme und Hotel dem selben Eigentümer", erklärt Andreas Poth. "Da ist das einfacher. Bei uns aber muss zu hundert Prozent eine saubere Abwicklung gewährleistet sein." Jede Rechnung muss stimmen, denn das Hotel kassiert quasi vom Gast Geld, das eigentlich der Therme gehört - und die ist in öffentlicher Hand. Monatlich wird dann abgerechnet.
Ein zentraler Punkt dabei: der Zimmerschlüssel. Der ist nun ein Chip, mit dem sich nicht nur das Zimmer öffnen lässt, sondern er ist auch Zahlungsmittel in der Therme. Dafür muss er die Technik beider Häuser beinhalten. Keine leichte Aufgabe aus technischer Sicht. Die Umsetzung dauerte: "Was ich damit ausgelöst habe, hätte ich mir nicht vorstellen können", so Poth. Auch im baulichen Bereich war der Bademantelgang eine Herausforderung. Irgendwie musste das Bachbett überbrückt werden - ein schwieriger Untergrund und zudem eine große Distanz. Der Gang ist letztendlich 84 Meter lang geworden. "Dazu besteht der Gang aus Stahlbeton, der sich im Sommer um bis zu zehn Zentimeter ausdehnt", erklärt Poth. Deswegen ist er frei stehend und weder mit der Therme, noch mit dem Hotel fest verbunden. Flexible Bleche lösen das Problem, für den unwissenden Gast praktisch unsichtbar.
Schon vor 30 Jahren erste Pläne
Pläne für eine Verbindung zwischen den Gebäuden gibt es schon seit 1988 - dabei eröffnete das Hotel erst 1990. Nur daraus geworden ist offensichtlich damals nichts. Als Andreas Poth das Thema 2007 erneut anschob, bestand das Problem, dass sich ein Zugang zur Therme über das Hotel nicht mit den Laufwegen der Besucher in der Therme vereinbaren ließ. Doch 2011 kam die Idee auf, die Therme um einen Umkleiden- und Spindbereich zu erweitern. "Da habe ich gesagt: Ihr baut? Können wir nicht jetzt was machen?"Die Stadt hatte keine Einwände. Die Kosten waren aber Sache des Hotels: Knapp eine Million Euro waren es am Ende. "Der Ansatz war nie, das zurück zu erwirtschaften. Es ging darum, nicht den Anschluss zu verlieren", erklärt Andreas Poth. Wenn jetzt ein ähnliches Hotel gebaut werde, dann habe es fast immer einen solchen Bademantelgang.
Der Gang selbst - nur zugänglich, wenn die Therme geöffnet hat - verläuft um eine leichte Kurve, um ihn optisch zu verkürzen. Es läuft ruhige Musik, dazu ist er beheizt. Die Fenster bieten tolle Blicke auf Kloster Banz und den Staffelberg, und scheinen willkürlich auf verschiedenen Höhen angebracht, nie direkt gegenüber. "Wir haben hier viel Vogelflug, besonders Enten wegen des Gewässers", sagt Andreas Poth. So könne man Kollisionen verhindern. Deshalb sei der Gang auch nicht verglast worden. Die Fenster lassen sich zudem nicht öffnen. "Der Gang ist abends beleuchtet und unter ihm ist der Bach. Da hätten wir hier jeden Abend einen Zoo." So können die Gäste seit mittlerweile anderthalb Jahren ungestört und ungestochen im Bademantel zwischen Hotel und Therme pendeln.