Aus Strichen soll in Altenkunstadt Zukunft werden
Autor: Stephan Stöckel
Altenkunstadt, Mittwoch, 10. Juni 2015
Die Altenkunstadter Gemeinderäte gingen in Klausur und zerbrachen sich den Kopf, wie die Kommune im Jahr 2030 aufgestellt sein will. Wie aber wird aus den Denkansätzen reale Politik?
Am 18. April hatte auf Kloster Banz für einen Tag eine ganz besondere Werkstatt ihre Pforten geöffnet: Die Altenkunstadter Zukunftswerkstatt. Darin wurde nicht gehobelt und nicht gesägt - stattdessen "rauchten die Köpfe", wie es Bürgermeister Robert Hümmer (CSU) in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend formulierte.
Die Gemeinderäte waren in sich gegangen und hatten unter der Anleitung des Diplom-Pädagogen Clemens Wagner aus Marktschellenberg in Oberbayern Ideenfindung oder Brainstorming betrieben, wie es Neudeutsch so schön heißt. Sowohl damals in Banz als auch jetzt im Altenkunstadter Gemeinderat kreisten die Gedanken um die Frage: "Wie stellen Sie sich Altenkunstadt 2030 vor?"
Auf mitunter bunt bemalten Tafelschreibblöcken, im Fachjargon Flipcharts genannt, hatten die Räte anonym ihrer Fantasie freien Lauf gelassen, die Gemeinderat Ludwig Winkler von den Freien Bürgern der Ortsteile (FBO) jetzt der
In der Gruppenarbeit wurden insgesamt 21 Fragen zum Status quo im Jahre 2030 erörtert, die alle Lebensbereiche betrafen: "Welche Arbeitsplätze finden Arbeitnehmer in der Gemeinde vor?", "Welche Möglichkeiten des öffentlichen Personennachverkehrs gibt es in Altenkunstadt" oder "Verfügt die Gemeinde über nennenswerten Tourismus?", lauteten einige von ihnen. Auf den Blättern der Flipcharts, die die Antworten enthielten, tauchte des Öfteren die Vision vom energieautarken Raum mit eigenem Heiz- und Wasserkraftwerk auf. Ein gemeinsames Tourismuskonzept mit einem zentralen Fremdenverkehrsbüro machte bei der Gedankenlese auf Kloster Banz ebenfalls die Runde. Überhaupt wurde der Gedanke von einer Fusion der drei Kommunen Alten- und Burgkunstadt sowie Weismain immer wieder genannt. Ein Teilnehmer konnte sich sogar eine eigene Währung für den östlichen Landkreis Lichtenfels vorstellen - den Kuntaler.
Welche Vorzüge hätte ein Zusammenschluss? Auch darauf gab die Präsentation Winklers eine Antwort. "Doppelinvestitionen lassen sich damit verhindern", sagte der Redner. Mit Blick auf die kommunale Zusammenarbeit stellte er jedoch fest: "Hier sind noch viele Anstrengungen von allen drei Kommunen vonnöten, um all das Wunschdenken zu verwirklichen."
Bürger auch beteiligen
Damit aus den Gedanken keine Lippenbekenntnisse werden, sollen diese nun konkretisiert werden. Bürgermeister Hümmer beispielsweise wird ein Energiekonzept ausarbeiten, Michael und Walter Limmer (JWU) werden sich wirtschaftlicher Fragen annehmen und Stephanie Dittrich (grüne) Gedanken über einen Fahrradverleihservice machen. Die Ergebnisse sollen vom Bürgermeister in den kommenden Monaten abgefragt werden.
"Am 24. November um 18 Uhr erwarten wir Diplom-Pädagoge Clemens Wagner im Rathaus. Bis dorthin müssen die Hausaufgaben erledigt seien", sagte Hümmer. Der Bürgermeister könnte sich auch die Bildung von Arbeitskreisen vorstellen, in denen die Bürger mit einbezogen werden könnten.
Mit dem Ende der Friedrich-Baur-Mittelschule, die bekanntlich zum Schuljahresende ihre Pforten wegen Schülermangels schließen muss, sind auch die Tage des Offenen Jugendtreffs in Burgkunstadt gezählt, der sich ebenfalls im Schulgebäude befindet. Nicht nur die Schüler der Bildungseinrichtung, sondern auch der Jugendtreff sollen zum neuen Schuljahr nach Altenkunstadt übersiedeln. Das wünschen sich Bündnis 90/Die Grünen und Soziale Bürger (SB).
Der Gemeinderat kam dem Wunsch entgegen: Einstimmig wurde beschlossen, die Verwaltung mit der Suche nach einem geeigneten Standort zu beauftragen. Auch die beiden Nachbarkommunen Burgkunstadt und Weismain will man mit ins Boot holen. Zudem sollen auch Aspekte, wie die der Trägerschaft oder der Anzahl der möglichen Nutzer abgeklärt werden.
Einig waren sich alle, dass man zunächst eine Übergangslösung für das neue Schuljahr finden müsse, ehe man sich Gedanken über eine langfristige Lösung mache. "Letztere darf aber nicht auf die lange Bank geschoben werden", mahnte Melita Braun (CSU). Zur Standortfrage bemerkte Bürgermeister Hümmer, dass die räumliche Situation derzeit eine Integration des Jugendtreffs in der Altenkunstadter Mittelschule nicht zulasse. Sollte man am Standort der Mittelschule festhalten, käme nur eine Umnutzung der ehemaligen Hausmeisterwohnung infrage. Zudem gäbe es die Möglichkeit, so Hümmer, ein anderes Gebäude günstig anzumieten.
Walter Limmer (JWU) entwarf die Idee, aus dem Altbau der Grundschule langfristig ein Haus der Begegnung zu machen, in dem neben den Vereinen und einem Seniorenclub auch der Jugendtreff untergebracht werden könnte. Der Neubau der Grundschule ließe sich gewerblich nutzen, führte er aus. Und was wird aus der Grundschule? "Angesichts sinkender Schülerzahlen an der Grundschule könnten die Klassen in der Altenkunstadter Mittelschule im Ortsteil Röhrig untergebracht werden", sagte er.