Druckartikel: Aus der Tankstelle wird eine Wohnanlage

Aus der Tankstelle wird eine Wohnanlage


Autor: Matthias Einwag

Ebensfeld, Donnerstag, 11. Februar 2016

Das Regens-Wagner-Werk kaufte das Areal der ehemaligen Tankstelle Kiesler. Hier soll in den nächsten Jahren eine Wohnanlage für Behinderte entstehen.
Das Gebäude der ehemaligen Tankstelle Kiesler in der Ebensfelder Hauptstraße wird abgerissen. In den nächsten Jahren wird das Regens-Wagner-Werk hier eine Wohnanlage für Menschen mit Behinderung errichten und betreiben. Foto: Matthias Einwag


Bis zum Baubeginn wird es zwar noch ein paar Jahre dauern, doch der Anfang ist gemacht: Am Donnerstag unterzeichneten Bürgermeister Bernhard Storath (CSU), die Burgkunstadter Regens-Wagner-Gesamtleiterin Sabine Schubert und Geistlicher Direktor Rainer Remmele den Kaufvertrag für das rund 5000 Quadratmeter große Grundstück.

Das Regens-Wagner-Werk will auf diesem Areal in den nächsten Jahren eine Wohnanlage für Menschen mit Behinderung errichten. Maximal 24 Plätze seien vorgesehen, sagte Rainer Remmele, doch wie groß die Einrichtung letztendlich werde, müsse erst noch konzeptionell festgelegt werden. Mit der Regierung von Oberfranken und dem Bezirk würden bereits Gespräche geführt, dort stehe man dem Projekt wohlwollend gegenüber.

"Hier wird Historisches geschaffen", sagte Bürgermeister Bernhard Storath. Mit Regens Wagner sei eine Stiftung gefunden worden, die etwas für Behinderte tue.

Die Gemeindeverwaltung habe sehr schnell gemerkt, dass keine Chance bestehe, auf dem Kiesler-Gelände wieder eine Tankstelle anzusiedeln. Auf dem Areal mit den seit Jahren leerstehenden Gebäuden im Ortskern Ebensfelds sollte aber etwas Vernünftiges geschaffen werden, darüber seien sich alle Parteien im Gemeinderat einig, sagte Storath.

Durch den Zwischenerwerb des Grundstücks durch die Gemeinde sei es möglich, Mittel der Städtebauförderung für den Rückbau der Gebäude zu erhalten, fuhr der Bürgermeister fort. So könne das Areal frei von Altlasten übergeben werden.


Ein Ort der Begegnung

Der Standort der neuen Einrichtung mitten in Ebensfeld ermögliche Begegnungen so wie in Burgkunstadt, sagte er. Bis Ostern sollen die alten Tankstellengebäude abgebrochen sein, lautete seine Prognose: "Alles wird abgerissen." Die elf Parkplätze entlang der angrenzenden Kellerstraße blieben jedoch zunächst erhalten.

Zur genauen Zeitschiene wollten sich die Vertreter von Regens Wagner noch nicht festlegen, denn bis zum Baubeginn werde es noch einige Jahre dauern. Zwar gebe es bereits Pläne, doch der genaue Finanzplan liege noch nicht vor, das Finanzvolumen des Projekts sei also noch nicht zu beziffern. Sabine Schubert sagte jedoch, dass es sich bestimmt um eine Summe im einstelligen Millionenbereich handeln werde.

Neue Arbeitsplätze würden wahrscheinlich in Ebensfeld entstehen. Weil es sich aber um eine Verlagerung von Wohnheimplätzen aus Burgkunstadt handle, könne derzeit keine genaue Zahl genannt werden.

Diese Dezentralisierung sei vor allem deshalb gut, weil dadurch Menschen mit Behinderung in den Sozialraum einer Ortsgemeinschaft eingebunden werden - darin sind sich beide Vertragspartner einig.

Diskutiert wird noch über den Namen der Einrichtung. Ob die Wohnanlage "Regens Wagner Ebensfeld" oder "Regens Wagner Burgkunstadt - Außenstelle Ebensfeld" heißt, wird aber wohl auch die Praxis ergeben.





Das Regens-Wagner-Werk

Geschichte Mitte des 19. Jahrhunderts nahm sich die Generaloberin der Dillinger Franziskanerinnen, Schwester Theresia Haselmayr, gehörloser Mädchen an und kümmerte sich um deren Erziehung und schulische Bildung. Sie wurde unterstützt von Johann Evangelist Wagner, Regens des Dillinger Priesterseminars. 1847 wurde in Dillingen eine Schule für gehörlose Mädchen gegründet. Neben der Sorge für Menschen mit Hörschädigung lenkte Johann Evangelist Wagner seine Aufmerksamkeit bald auf Menschen mit geistiger Behinderung. Für sie schuf er zusammen mit den Dillinger Franziskanerinnen neue Lebensorte und Betreuungsmöglichkeiten.

Größe Die Regens-Wagner-Stiftungen bieten für Menschen mit Behinderung vielfältige Angebote und Dienste. In 14 regionalen Zentren (darunter Burgkunstadt) mit etwa 45 weiteren Standorten in Bayern ermöglicht es Regens Wagner Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren, ihren Weg im Leben zu finden und zu gehen. Mit Ausnahme der Zeit des Nationalsozialismus wuchs Regens Wagner bis heute, immer neu auf der Suche nach zeitgerechten Konzepten, um für Menschen mit Behinderung Lebensperspektiven zu eröffnen. Heute begleitet die Stiftung über 8000 Menschen mit Behinderung und hat mehr als 6000 Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit.