Auf den Spuren eines Bibers in Bad Staffelstein
Autor: Anja Greiner
Bad Staffelstein, Montag, 02. März 2015
Ein Biber, der an der Lauter bei Horsdorf eine Kopfweide abnagt, ein Bibermanager für Nordbayern, der eine Ferndiagnose wagt und ein etwas besorgter Geschäftsführer des Bauernverbandes: wie ein Nager so manchen auf Trab hält.
Manchmal hat eben auch ein Biber keine Lust mehr. Ein Baumstamm mit einem Durchmesser von 40 Zentimetern ist schließlich kein Pappenstiel. Auch wenn es für den Biber wahrscheinlich genau danach schmeckt: Pappe.
Horst Schwemmer, Bibermanager für Nordbayern, sitzt in seinem Münchner Büro und lässt sich auf dem Bildschirm gerade einmal anzeigen, wo genau der Biber in Bad Staffelstein eine Kopfweide mit besagtem Durchmesser angenagt hat: an der Lauter bei Horsdorf.
Mehrere Reviere in Staffelstein
Eigentlich, sagt Schwemmer, während er sucht, sind Biber Vegetarier, die am liebsten Kräuter oder Gräser fressen. Im Winter, wenn Grünzeug Mangelware ist, dann greife der Biber auf Baumstämme und Rinden zurück - am liebsten ist ihm das Weichholz von Pappel oder Weide.
Zwei bis drei Nächte, schätzt Schwemmer, habe es gedauert, bis der Biber den Stamm an der Lauter soweit abgefressen hatte.
Dass die Kopfweide also überhaupt noch steht, wundert Hermann Lieb vom Bauhof in Staffelstein. Meistens, sagt er, lege der Biber den Baum selber um. Biber können nicht klettern, also fällen sie den Baum meist ganz, um an die Rinde zu kommen.
Wenn der so gefällte Baum eine Gefährdung darstellt, beispielsweise über einem Radweg liegt, wird er von den Mitarbeitern des Bauhofs weggeräumt.
In den vergangenen Jahren, sagt Lieb noch, seien die Biber jedenfalls mehr geworden und der an der Lauter sei auch nicht der einzige in Bad Staffelstein. An den Baggerseen und in Schönbrunn gäbe es auch einige Biber-Reviere.
Kein optimales Revier
Schönbrunn hat auch der Bibermanager Horst Schwemmer auf seinem Bildschirm mittlerweile gefunden. Wahrscheinlich, sagt er, sei der Biber ein Auswanderer, der vom Main kam und bei Schönbrunn dann in den Lauterbach abgewandert ist. Auswandern sei bei Bibern nichts besonderes, sobald die Tiere zwei Jahre sind, werden sie aus ihrem bisherigen Revier vertrieben, und müssen sich ein neues suchen.
Optimal sei das Revier an der Lauter nicht, sagt der Biberbeauftragte des Landratsamtes, Bernd Flieger. Im Vergleich zu Revieren am Main gebe es hier weniger junge Weiden als Nahrungsgrundlage. Dass sich der Biber dennoch dort angesiedelt hat, liege an der Stauhaltung der Mühle. So kann er auch schwimmend seine Nahrung transportieren.
Und ganz ohne Weidepflanzen wie Mais oder Zuckerrüben muss der Biber auch nicht auskommen - zum Leidwesen von Jürgen Rebelein. "Die Beschwerden von den Landwirten sind da", sagt der Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands. Dass die Biber sich auf den Feldern bedienen, ist nur ein Problem.
Der Rückstau, der durch die Dämme entsteht, setzt oft ganze Wiesen unter Wasser, und die Röhren, die der Biber unter den Wiesen bohrt, lassen irgendwann den Landwirt mitsamt seines Trekkers in das Feld einbrechen. Der Biberfond, aus dem Landwirte entschädigt werden, wenn sie die Schäden beim Landratsamt melden, übernimmt meist 50 Prozent der Kosten, eine perfekte Lösung sei es nicht. "Das Problem wird sicher noch zunehmen", sagt Rebelein.
Was den Biber an der Lauter betrifft, der wird wohl noch einen Zahn zulegen. Hermann Lieb vom Bauhof sagt: "Ich schätze, dass er weiter nagt. Bis der Baum umfällt."