Auf akustischer Spurensuche in Lichtenfels mit Hannah und Lucas
Autor: Markus Häggberg
Lichtenfels, Donnerstag, 01. März 2018
Das P-Seminar im Fach Musik am Meranier-Gymnasium Lichtenfels brachte ein Hörspiel mit prominenter Lichtenfelser Beteiligung hervor.
Lucas ist ein verfressenes Genie. Glaubt Hannah. Die aber ist selbst sehr ausgeschlafen. Die beiden Heranwachsenden ermitteln in Lichtenfels, entsprangen den Köpfen einiger Gymnasiasten und wurden zu einem Projekt. Das P-Seminar im Fach Musik brachte ein Hörspiel mit prominenter Lichtenfelser Beteiligung hervor. Davon hat auch die Stadtbücherei etwas.
Eine Stunde lang blieb am Mittwoch die Stadtbücherei für den Publikumsverkehr geschlossen. Hinter der Tür saßen Bürgermeister Andreas Hügerich, neun Schüler des Meranier-Gymnasiums, sein Direktor Stefan Völker, Studienrätin Iris Arnal und Stadtbüchereileiterin Christine Wittenbauer. Sie lauschten gemeinsam erstmalig einer CD mit den Zutaten Heimat und Krimi. Das daraus resultierende Hörspiel hat seine eigene Geschichte. Was als verpflichtendes Seminar zur Berufsorientierung begann, mündete in der Erkenntnis: "Schwerer als gedacht!" Rund ein Jahr lang hatten die Seminaristen Zeit, ein digitales Audiofile zu erstellen. Das war die Aufgabenstellung zu einem Zeitpunkt, als niemand wohl den Hauch einer Ahnung von der Materie haben konnte.
Wie spricht man Texte ein? Wer schneidet Audio-Dateien? Wer schreibt die Handlung? Bedarf es eines Sprechtrainings? Welche Geräusche machen Lichtenfels aus? Bald kristallisierte sich heraus, dass ein Krimi entstehen sollte. Also haben die Schüler "zu Schulungszwecken jede Menge ,Die drei ???‘ angehört", um Einblick in den Aufbau von Hörspielen zu bekommen. Es wurden Arbeitsgruppen wie eine "Geräusch-Crew" gebildet, die mit Aufnahmegeräten durch den Wald geschlendert ist. Eben dorthin, wo auch Lucas und Hannah spazierend und über einem Fall grübelnd unterwegs waren.
In Lichtenfels soll ein Zirkuslöwe verschwunden sein, überdies wird die Stadt von "fanatischen Franken" geplagt, und gegen den Bürgermeister ist zudem ein Komplott gerichtet. Am Ende des Seminars soll sich erweisen, ob und wie ein Projekt gestemmt werden konnte. So etwas wird auch in der Berufswelt erwartet. Als man lauschend beieinander saß, stieß man auch auf Mr. X. Er ist die einzige Person, die namentlich nicht bei der Besetzung der Sprecherrollen genannt wurde.
Ansonsten sind noch einige lokale Bekanntheiten vertreten. Zum Beispiel Pastoralreferent Peter Lachner, der stimmlich einen radaubruderhaft fanatischen Franken gibt. Oder eben auch Bürgermeister Andreas Hügerich, der sich selbst spricht, das aber unterschätzt hat. "Das war schwerer als gedacht. Ich dachte,,Du bist Bürgermeister, du sprichst eh den ganzen Tag...‘, aber du hast nur deinen Text und sollst das - alleine vor dem Mikrofon - möglichst emotional rüberbringen."
Zwischen Technik und Musik, Einsprechen, Skript- und Booklet-Erstellung sowie Regie und Organisation kamen Aufgaben auf die Schüler der Oberstufe zu. Selbst ein Sprechunterricht sollte folgen. "Da kam jemand vom E.T.A.-Hoffmann-Theater und hat mit uns Sprechübungen gemacht", so Iris Arnal.
Aber wer nun glaubt, auf der CD sei der Dialekt verbannt, der täuscht sich. Lokalkolorit ist jede Menge vorhanden, sogar der Polizist heißt Lankes, wie der einstige Leiter der Lichtenfelser Polizeiinspektion. Was an der CD auffällt, ist, dass auch Montagen und Schnitte weitgehend sehr gut gelungen sind. Der Ort, an dem die Aufnahmen erfolgten, war das Jugendzentrum (JUZ), in welchem es ein Tonstudio gibt. Eine kleine Ungereimtheit gibt es aber doch: Warum spricht ein Mädchen den Lucas? Alexandra Barnickel alias Lucas klärt auf: "Die Rollen sind ja erst so 12, 13 Jahre alt - da fällt das mit den Stimmen noch nicht so auf." 100 Stück beträgt die Auflage der CDs, und einige von ihnen werden nun auch in die Stadtbücherei zum Verleih kommen.