"Auch Promis erleiden Schicksalsschläge und müssen damit umgehen."
Autor: Jutta Rudel
Bamberg, Mittwoch, 02. Mai 2018
Zum zweiten Mal lädt die Bamberger Trauerinitiative "Zwischengezeiten" zum VIP-Trauertalk ein. Der Psychologe Nikolas Auer erzählt im Interview mehr dazu.
Zum zweiten Mal findet am Samstag, den 5. Mai, ein VIP-Talk der Trauerinitiative "Zwischengezeiten" in Bamberg statt. Von 10 bis 12.30 Uhr gibt eine Gesprächsrunde mit dem erfolgreichen Paraolympic-Wintersportler Gerd Schönfelder. Im Interview erzählt der Psychologe Nikolas Auer, der in der Lichtenfelser Caritas arbeitet und Teil der Bamberger Trauerinitiative ist, mehr über diese besondere Methode der Trauerbewältigung.
Herr Auer, was genau hat es mit dem VIP-Talk der Trauerinitiative "Zwischengezeiten" auf sich?
Nikolas Auer: Die Trauerinitiative "Zwischengezeiten" begleitet Kindern, Jugendlichen und Eltern, wenn es einen oder mehrere Trauerfälle in der Familie gegeben hat. Wir veranstalten so zum Beispiel Trauergruppen oder verbringen an Trauerfreizeiten ein ganzes Wochenende intensiv mit der Trauerarbeit. Der VIP-Talk ist eine weitere, neuere Aktion, die wir im letzten Jahr etabliert haben, um Trauer und Verlust zu bewältigen. Dabei laden wir eine Person aus dem öffentlichen Leben ein, die sich ernsthaft mit dem Thema "Leben mit dem Verlust" beschäftigt und etwas dazu erzählen kann. Im letzten Jahr hatten wir Rolf Zuckowski zu Gast, in diesem Jahr haben wir Gerd Schönfelder eingeladen.
Wieso fiel die Wahl auf diese zwei Promis?
Rolf Zuckowski macht nicht nur spaßige Kinderlieder. Seine Texte enthalten auch echte Botschaften für sätmliche Lebenslagen. Zudem hat er eine Patenschaft über ein Kinderhospiz übernommen. Er war sehr offen und konnte vieles erzählen. In diesem Jahr haben wir uns für Gerd Schönfelder entschieden. Er zählt mit 22 Medaillen zu den bisher erfolgreichsten Paraolympic-Wintersportlern. Im Alter von 19 Jahren verlor er bei einem Zugunfall den rechten Arm und alle Finger der linken Hand. Ich denke, er hat sehr viel zu erzählen und, dass er sich selbst nach seinem Unfall anfangs nicht vorstellen konnte, dass ihm eine große Karriere erst noch bevorsteht.
Und wie läuft dieser VIP-Talk ab?
Es geht darum, zum Thema "Leben mit dem Verlust" ins Gespräch zu kommen und sich über Erfahrungen auszutauschen. Alle Anwesenden können frei heraus ihre Fragen stellen. Ganz offen ist die Gesprächsrunde aber nicht, es gibt natürlich einen roten Faden. Wir haben Fragen vorbereitet, falls sich die Anwesenden nicht trauen, eigene zu stellen. Zudem wird Gerd Schönfelder wahrscheinlich einen kurzen Film zeigen und anfangs über sich und seinen persönlichen Erfahrung mit dem Verlust erzählen.
Was verspricht sich die Trauerinitiative davon, einen Prominenten zu einer Trauergruppe einzuladen?
Es gibt mehrere Aspekte, warum wir uns dafür entschieden haben, den Promi-Talk zu veranstalten. Zum einen zeigt es den Trauernden: Auch Promis erleiden Schicksalsschläge und müssen damit umgehen. Auch sie setzen sich mit den Themen auseinander. Die Anwesenden merken also, dass sie nicht alleine mit ihren Problemen sind. Zum anderen können sie sehen, wie die Person damals mit der Situation umgegangen ist. Daraus können die Trauernden bestenfalls etwas für sich mitnehmen, zum Beispiel neue Erkenntnisse daraus ziehen und Kraft schöpfen.
Und das funktioniert so auch?
Ja. Schon beim letzten VIP-Talk haben wir festgestellt, dass die Trauernden sehr dankbar über die Offenheit von Rolf Zuckowski waren. Und auch die Promis wissen das Interesse und die Offenheit der Anwesenden zu schätzen. Rolf Zuckowski hat das damals sehr ernst genommen, war sogar nervös, obwohl er ja Publikumserfahrung hat. Dieses Gespräch hat für alle etwas bedeutet. Daher soll der VIP-Talk fortan regelmäßig einmal im Jahr stattfinden.
Wie hoch ist die Nachfrage für den kommenden VIP-Talk?
Wir haben schon einige Anmeldungen und nur noch ein paar Plätze frei. Fünf bis maximal zehn Anmeldungen können wir noch aufnehmen. Das klappt am Besten unter der E-Mail Adresse info@zwischen-gezeiten.de oder telefonisch unter der Nummer 0951/2979643. Allerdings ist es sehr wichtig, dass diese Personen selbst eine Erfahrung mit Trauersituationen gemacht hat, damit ein offenes und reges Gespräch innerhalb der Trauergruppe stattfinden kann.