Druckartikel: Bad Staffelstein: Asbest in Scheffel-Realschule - Neubau wegen krebserregender Schadstoffbelastung?

Bad Staffelstein: Asbest in Scheffel-Realschule - Neubau wegen krebserregender Schadstoffbelastung?


Autor: Markus Häggberg

Bad Staffelstein, Donnerstag, 05. Sept. 2019

In 18 Klassenzimmern ist eine Belastung durch den krebserregenden Stoff vorhanden. Muss ein Neubau her?
Das sind die beiden Trakte der Realschule, die derzeit verstärkt unter Messbeobachtung stehen werden und in denen derzeit Abdichtungs- und Säuberungmaßnahmen durch Spezialisten stattfinden. Foto: Markus Häggberg


Der Bayerische Rundfunk war da und Radio Eins ohnehin. Man wartete auf den Landrat und als Christian Meißner gestern kurz nach elf Uhr den kleinen Sitzungssaal des Landratsamts betrat, machte umgehend deutlich, wie wichtig dieser Termin ist: "Ich habe extra Staatsministerin Huml sitzen lassen, um die Öffentlichkeit zu einem nicht schönen Thema zu informieren." Denn: In der Viktor-von-Scheffel-Realschule kam es bei Schadstoffmessungen zu einem Asbestfund, und nun könnten die Zeichen auf Schulneubau stehen.

Eintritt nur über Schleusen

Will man derzeit den Ost- und den Nordflügel der Realschule betreten, geht das nur über Schleusen. Eine Spezialfirma aus München hat sie jüngst eingerichtet, als im Vorfeld ohnehin geplanter Generalsanierungsmaßnahmen klar wurde, dass Werte für die stark im Verdacht der Krebserregung stehenden Asbestschwebteilchen in der Luft von 18 Schulräumen besagter Flügel bedenklich genug scheinen. Grund hierfür sei in und an Türen verbaute Dämmwolle, deren Asbest "nur leicht gebunden" ist, wie Kreisbaumeister Stefan Weisser ausführte. Jedenfalls sei "sofortiges Handeln verlangt" gewesen, wie Meißner im Falle des Schulhauses betonte, in dem sich bei Schulbetrieb täglich knapp 600 Personen aufhalten.

Container als Provisorium

Fest steht, dass die derzeit laufenden Abdichtungsmaßnahmen Auswirkungen auf den Schulbetrieb haben werden. So wird das Schulhaus bis einschließlich 16. September geschlossen bleiben. Danach werden die Schüler zwar wieder in ihren Räumen unterrichtet werden, aber das unter wiederkehrenden Kontrollen und übergangsweise, denn Zwischenetappe auf dem Weg zu einer endgültigen Lösung werden Container sein. "Wir haben keine Zweitschule in der Tasche", so Meißner den Sinn des Provisoriums unterstreichend.

Wenn es gelänge, bis zum 20. Februar eine ausreichende Anzahl an Containern zu besorgen, wäre das schon "sportlich", so der allgemeine Tenor in der Runde, zu der unter anderem auch Pressesprecher Andreas Grosch und Tristan Rinker zählten.

Reinigung "keine Dauerlösung"

Der Grund dafür, warum es auch bei erfolgreichen Säuberungsmaßnahmen zu Modulbauweisen, wie Container im Fachjargon heißen, kommen soll, ist auch ein psychologischer. Die Reinigungen und Abdichtungen seien ohnehin eher provisorischer Natur und "keine Dauerlösung", wie Grosch erklärte. Man möchte den Eltern durch die Container das Gefühl nehmen, ihre Kinder seien womöglich weiterhin Asbest ausgesetzt.

Definierte Grenzwerte zu Asbest, so stand auf der Pressemitteilung des Landratsamts zu lesen, scheint es nicht zu geben, und eine Null-Belastung durch Asbest gebe es quasi auch nicht, da "Asbest natürlicherweise bei der Abwitterung von Lagerstätten freigesetzt wird. Deshalb geht man laut Bayerischem Landesamt für Umweltschutz davon aus, dass Werte kleiner als 100 Fasern pro Kubikmeter nur schwer zu erreichen sind."

Weiterhin wird angegeben, dass der Zielwert für die Sanierung von Innenräumen bei maximal 500 Fasern liegen sollte. In zwölf Räumen der Schule wurde dieser Wert aber überstiegen und in sechs Räumen tendiert der Wert zwischen 103 bis 500 Fasern. Da man sich Meißner zufolge aber die Marke von rund 100 gesetzt habe, stehen nun die Arbeiten an.

Generalsanierung für mehrere Millionen oder Neubau?

Die ohnehin angedachte Generalsanierung der Trakte, unabhängig von der Asbestfrage, könnte sich auf 15 bis 20 Millionen Euro belaufen, wobei die Förderquote seitens des Freistaats bei 50 Prozent läge. "Für so viel Geld stellt sich die Frage, ob ein Neubau nicht besser wäre", so Meißner auch vor dem Asbesthintergrund.

Auf sieben bis neun Millionen bezifferte er diesen. Geld, das für den Landkreis eine Sonderausgabe darstellt, mit der bis vor kurzem so nicht zu rechnen gewesen sei. Auf jeden Fall habe der Vorfall dazu geführt, dass auch für alle anderen Schulen im Landkreis, für die der Kreis die Sachaufwandträgerschaft hat, Messungen veranlasst werden.