Architektur und Struktur sind Kunst - zu sehen in Lichtenfels
Autor: Gerda Völk
Lichtenfels, Montag, 02. März 2015
Mit Schwarz-Weiß-Fotos rückt der Forchheimer Sepp Martin die Architektur in ein neues Licht. Auch Joachim Hildebrand richtete das Objektiv seiner Kamera auf die Baukunst der Gegenwart. Herausgekommen ist eine außergewöhnliche Schau in der Lichtenfelser Spitalpassage.
"Imaginäre Realität" heißt eine Ausstellung mit Architekturfotografie, die in der Galerie der "Kunst- und Kultur-Initiative Lichtenfels" (KuKI) in der Spitalpassage eröffnet wurde. Der Forchheimer Fotograf Sepp Martin und der Lichtenfelser Internist und Fotograf Dr. Joachim Hildebrandt haben die Objektive ihrer Kameras auf die Baukunst der Gegenwart gerichtet. Was dabei herausgekommen ist, erstaunt. Dr. Joachim Hildebrandt hat seinen Blick auf die moderne Architektur gerichtet, die nicht älter als zehn Jahre ist. Seine Bilder reduzierten sich auf Form und Farbe, wie Sabine Gilde, Innenarchitektin und Laudatorin, feststellte.
Sein Ausdrucksmittel
Sepp Martin aus Forchheim hat unter anderen auch das Neue Museum in Nürnberg fotografiert. Ein Freund erzählte ihm, das Gebäude sei für Fotografen interessant. Also hat er sich vor Ort darüber selbst ein Bild gemacht.
Neben heimischer Architektur hat der Forchheimer Fotograf auch Bilder skandinavischer Architektur mit der Kamera eingefangen. Ganze drei Monate war er in Skandinavien unterwegs. In den Anfangszeiten fotografierte er noch analog und bearbeitete die Aufnahmen in der heimischen Dunkelkammer. Heute besitzt er eine Digitalkamera, eine Bearbeitung findet nur in sehr geringem Umfang statt.
Sepp Martins Bilder beeindrucken durch ihre Bildkomposition. Im Aufbau erinnern sie an Gemälde, an Strukturen, die ein Maler mit der ganzen zur Verfügung stehenden Graupalette zu Papier gebracht hat.
Neben dem Neuen Museum in Nürnberg und dem Europaparlament in Straßburg hat Sepp Martin auch die Eismeerkathe drale im norwegischen Tromsö im Bild festgehalten. "Sepp fährt mit dem Fotoapparat weg und kommt mit einem Sack Bilder wieder heim", so lautet ein Kompliment von Dr. Michael Lechner aus Bamberg, dem nichts hinzuzufügen ist.
Eine aufblasbare Wolke braucht er nicht
Und wie löst Sepp Martin die Probleme der Architekturfotografie bezüglich Licht und blauer Himmel? "Ich arbeite in den Räumen", sagt der Forchheimer. Eine aufblasbare Wolke braucht er dazu nicht.
Die "imaginäre Realität" hat Hildebrandt an verschiedenen Orten in Europa mit seiner Kamera eingefangen. Von Hamburg bis Wien, von Sankt Petersburg bis Valencia. Anders als Sepp Martin bedient sich Hildebrandt der Farbe. Allerdings nicht der Farbe als fotorealistisches Element, sondern der Farbe als Gestaltungselement, als Transportmittel von Formen und Strukturen. Es sind ungewöhnliche Aufnahmen. Motive, wie sie nur das geübte Auge des Fotografen aus der Masse des Alltäglichen herausfiltert. Museumspoesie in Schweinfurt, eine blaue Treppe in Weil am Rhein, ein Parkhaus in Rotterdam oder der kubistische Kirchenneubau in Wilnsdorf. Der Beispiele gibt es viele. Allesamt Bilder mit einem ästhetischen und poetischen Inhalt.
120 Interessierte
Die "Kunst- und Kultur-Initiative Lichtenfels" ist aus dem kulturellen Leben der Korbstadt nicht mehr wegzudenken. Die beiden Räume der Galerie in der Spitalpassage konnten die zahlreichen Besucher bei der Vernissage kaum fassen. Gute 120 dürften es gewesen sein, die zur Ausstellungseröffnung gekommen waren. Das Jazzduo "dav'n' mor'" mit Moritz Eisentraut und Dave Bailey bereicherte die Vernissage mit einer Reihe von stimmungsvollen Liedbeiträgen.